Geheimdienste und Think Tanks gehen jedes mögliche Szenario durch, sie analysieren Millionen Daten, um Regierungen und Konzerne auf die Gefahren im Jahr 2016 vorzubereiten. Aber kann man sich auf deren „Fachtheorien“ wirklich verlassen?

Das Fachblatt „Bulletin of the Atomic Scientists“ bestimmt seit 1947 mit der sogenannten Doomsday-Clock das Risiko für einen Atomkrieg. Am 22. Januar 2015 rückte der Zeiger auf drei Minuten vor 12 – was bedeutet, dass die Gefahr der atomaren Katastrophe nur einmal größer war: 1953 – zu Beginn des Kalten Krieges.

Immer häufiger gibt es Zwischenfälle, welche die Gefahr in den kritischen Bereich der Möglichkeiten katapultieren: „Sir, ich habe hier eine russische Su-24 auf dem Schirm – kommt ziemlich tief rein!“ Der Kapitän des US-amerikanischen Lenkwaffen-Zerstörers „Donald Cook“ blickt zu seinem Mann am Radar. Kurz darauf donnert der Jet mit 1.400 Kilometern pro Stunde 150 Meter über der Wasseroberfläche auf die „Donald Cook“ zu – und der Pilot reagiert nicht auf Funksprüche …

Das war keine Situation aus dem Kalten Krieg, sondern ein Vorfall vom April 2014 irgendwo im Schwarzen Meer. Die Katastrophe ist an diesem Tag nur noch 900 Meter entfernt – erst in dieser Entfernung dreht der russische Bomber plötzlich ab. Dennoch wird das European Leadership Network (ELN) den Scheinangriff später als einen „ernsten Zwischenfall mit Eskalationsrisiko“ bezeichnen. Doch was steckt hinter dieser Provokation? Wie Ernst muss man Putins Machtpoker nehmen? Ist er tatsächlich bereit einen Krieg, selbst einen solchen mit thermonuklearen Waffen, zu beginnen.

Die Stationierung von NATO-Kriegsschiffen im Schwarzen Meer ist für Moskau ein Eklat. Russland sieht sich, zumindest „gefühlt“, durch die NATO bedrängt, Putin will das nicht mehr dulden. „Da ist alles möglich“, warnt der Russlandexperte Stephen Cohen (Mitglied des einflussreichen Council on Foreign Relations in New York). Doch würde Russland einen Krieg mit der NATO riskieren?

„In Europa tobt längst ein Krieg nicht nur mit russischer Beteiligung, sondern aktiv von Russland geschürt und mit eigenen Truppen geführt – die Situation in der Ukraine ist äußerst gefährlich“, so sehen es weltweit zumindest die informierten und eingeweihten Geheimdienstkreise (außer denen der europäischen Staaten, welche in ihren Einschätzungen und Auswertungen politisch instruiert werden).

Die Stimmung ist gereizt, und die Zahl der „Hochrisiko-Zwischenfälle“ zwischen der NATO und Russland nimmt stark zu. Ein gefährliches Spiel, das schnell in eine Katastrophe führen könnte – vor allem auch in Syrien, wo sich NATO-Staaten und Russland bewaffnet gegenüberstehen. Medienwirksam propagiert und mit der Drohung vor einem Vergeltungsschlag mit Atomwaffen durch russische Politiker, ist jedem der Abschuss eines russischen Bombers vom türkischen Militär bekannt gemacht worden. –

Der Tempel sieht hier einen türkischen Vergeltungsakt für den Abschuss eines türkischen F4 Phantom-Kampfflugzeuges durch syrische Flugabwehr vor der syrischen Küste. Der Kampfjet war nach Angaben des türkischen Generalstabs gegen Mittag des 22.06. 2012 im Südwesten der türkischen Provinz Hatay nahe der syrischen Grenze vom Radar verschwunden. Erdogan sagte auf einer Pressekonferenz, das Flugzeug habe sich zum Zeitpunkt des Absturzes acht Seemeilen (15 Kilometer) von der syrischen Stadt Latakia entfernt befunden. Geheimdienstliche Ermittlungen vor Ort ergaben, dass der Abschuss nur vom vor Ort befindlichen russischen „Beratungspersonal“ ausgeführt worden sein konnte, da syrische Soldaten nicht auf diesem Fahrzeug geschult waren. -

 Putins vorläufige Reaktion auf den türkischen Übergriff: Er drohte der Türkei medienwirksam und pragmatisch und verlegte MI-24-Kampfhubschrauber nach Armenien an die türkische Grenze.

Doch was passiert, wenn Russland solch eine Situation als Gelegenheit aufgreift und wirklich angreift? Seit 2004 hat Russland seinen jährlichen Wehretat verdoppelt – im Jahr 2012 sogar eine 580 Milliarden Euro umfassende Rüstungsoffensive gestartet. Ganz im Gegensatz zu den meisten NATO-Ländern, die nicht nur ihre Truppen in regelrecht sträflicher Art und Weise auf verteidigungsunfähige Größen geschrumpft und ihre Militär-Ausgaben extrem gekürzt haben. Würde Russland im Baltikum ernst machen, „könnte schon nach vier Stunden alles vorbei sein“, warnt der estnische Präsident Toomas Hendrik. Aufhalten könnte man Putin zunächst nicht. Selbst die 5.000 Mann starke Nato Response Force (NRF) benötigt rund fünf Tage, bis sie mobilisiert wäre. Die einzige Hoffnung Europas wäre das Eingreifen der USA. Deren Militärapparat ist dem russischen immer noch deutlich überlegen. „Doch die russische Militärdoktrin“, erklärt Professor Cohen, „beinhaltet auch den Einsatz taktischer Atomwaffen als Präventivmaßnahme. Und diese Bereitschaft Putins würde ich an der Stelle von Obama nicht testen wollen.“

Ist das Schicksal Welt, das Schicksal der gesamten Menschheit und Evolution somit den Launen und Fantasien eines psychisch auffälligen Ex-KGB Offiziers und wirtschaftskriminellen Oligarchen ausgeliefert – sehen wir hier den schönen jugendfrohen Anfang der Tyrannei?

Frá Maurice de Plainval

Ritter des Tempels

04.03.2016 | 280708 Aufrufe

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