Droht hier eine  Islamisierung und Spaltung der syrischen Opposition?

Rebellengruppen distanzierten sich am Mittwoch von der vom Westen gestützten Syrischen Nationalen Koalition, die vom Ausland aus agiert.

Insgesamt 13 Gruppen, von denen mindestens drei bislang als Unterstützer der Nationalen Koalition galten, unterzeichneten eine Erklärung, in der sie dem Bündnis die Loyalität aufkündigten. Sie fordern eine Neuorganisation der Opposition gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nach islamistischen Maßstäben und unter Beachtung des islamischen Rechts der Scharia. Eine Oppositionsführung aus dem Ausland werde nicht länger akzeptiert, hieß es in der in einem Internet-Video veröffentlichten Erklärung. Man fühle sich und die Interessen des syrischen Volkes von der Nationalen Koalition und ihrer Übergangsregierung unter Ahmad Tumeh nicht repräsentiert. Daher werde die Nationale Koalition von den Unterzeichner-Gruppierungen nicht anerkannt. Dazu zählen Hardliner wie die Al-Kaida-nahe Nusra Front und die Ahrar al-Scham-Kämpfer. Doch auch gemäßigtere Kräfte wie die Tauhid-Brigade schlossen sich der Erklärung an. Selbst die Freie Syrische Armee (FSA), der militärische Arm der Nationalen Koalition, hat die Erklärung unterzeichnet. Damit stellt sich die Gruppe gegen ihre eigene politische Führung. "Wenn sich herausstellt, dass die Gruppen korrekt wiedergegeben sind und sie nicht sofort wieder abspringen, ist das ein großes Ding", schrieb Analyst Aron Lund in einem Syrien-Blog.

Diese Entwicklung ist ein herber Rückschlag für die Bemühungen syrischer Exil-Politiker, vor Ort eine gemäßigte Rebellenbewegung aufzubauen. Westliche Länder und ihre Verbündeten in den Golfstaaten haben die Nationale Koalition ermutigt, eine glaubwürdige Gruppierung anzuführen und den Aufstieg von Islamisten zu verhindern. Das Oppositionsbündnis Syrische Nationale Koalition war im vergangenen Jahr von Exil-Syrern in Katar gegründet worden. Ihr Ziel ist es, nach einem Machtwechsel in Syrien eine Übergangsregierung zu bilden. Oppositionelle Kräfte in Syrien sehen die Nationale Koalition bereits seit längerem kritisch. Ihr wird vorgeworfen, keinen Kontakt mit den Menschen in dem Land zu haben und gegen die Interessen des Volkes zu verhandeln. Insbesondere gerät zunehmend die Verhandlungsposition der USA und Russlands in die Kritik. Russland hat gemeinsam mit dem Iran praktisch die militärische Führung der Assad-Regierung in der Hand und zeichnet damit faktisch an den Massenmorden im Land verantwortlich. In der Folge konnten, allein durch das Versagen jeglicher militärischer Hilfe und Ausrüstung seitens des Westens, islamistische Gruppierungen, welche durch private Finanz- und Waffenhilfe aus dem arabischen und insbesondere iranischen Raum erhebliche Schlagkraft entwickeln konnten, immer mehr an Stärke gewonnen.

Derzeit kämpfen moderate Rebellengruppierungen und vom Iran gestützte Islamisten der ISIS und der Nusra-Front aus dem Irak, vor allem im Norden und Osten des Landes so heftig gegeneinander, wie man es seit Ausbruch des Krieges nicht in Gefechten gegen die Assad-Kräfte erlebte. Diese Situation könnte die gesamte Oppositionsarmee zu Fall bringen und damit einem Sieg Assads zum Durchbruch verhelfen. Dieses zu verhindern ist derzeit alleiniges Ziel der Verhandlungen und Absprachen aller kämpfenden Gruppierungen auf der Seite der Opposition. Der diplomatische Verrat Russlands und der USA könnten hier der Grundstein sein, auf dem sich eine „Islamische Front“ gegen die Assad-Administration und ihrer Verbündeten aufbaut.

 Frá Mohiuddin Batu Khan

Ritter des Tempels

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