An den internationalen Finanzmärkten machen die Anleger weiter einen Bogen um russische Staatsanleihen. Auch heute hat das russische Finanzministerium eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel begeben werden sollten, abgebrochen und als gescheitert erklärt. Bei der Auktion von Papieren mit einer Laufzeit von neun Jahren war eigentlich ein Volumen von zehn Milliarden Rubel (etwa 202 Millionen Euro) angepeilt worden. Es habe kein Gebot zu einem akzeptablen Preis gegeben, hieß es in einer Stellungnahme des Ministeriums. Im weiteren Verlauf des Tages wurde noch eine weitere Auktion von russischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis 2019 zurückgezogen.

Bereits in den Wochen zuvor hatte Russland mehrfach erfolglos versucht, sich frisches Geld an den Finanzmärkten zu beschaffen und hatte Auktionen verschoben. Experten erklären den aktuellen Fehlschlag mit den Folgen der Ukraine-Krise. "Solange die geopolitischen Risiken bestehen, bleibt die Nachfrage gering", ist der allgemeine Tenor. Zu Beginn des Jahres hatte sich der Internationale Währungsfonds (IWF) bereits sehr kritisch zu Russland geäußert. Wegen der politischen Unsicherheit und den zunehmenden kriegerischen Verwicklungen bereitet die geringe Investitionsbereitschaft dem Land erhebliche Probleme. Zwar ist Russland ein bedeutender Exporteur von Erdgas und Rohöl, doch gerade dies macht das Land in direkt schädlichem Ausmaß abhängig vom Export seiner Rohstoffe. Über Steuern und Abgaben steuert der Rohstoff und Energiesektor einen vergleichsweise hohen Teil zu den Staatseinnahmen bei. Zu den Schwierigkeiten neues Kapital zu kaufen bereiten kaum zu verkraftende oder gar zu kontrollierende Kapitalabflüsse aus der russischen Wirtschaft dem Land zunehmende Schwierigkeiten. Allein der Tempel hat im I. Quartal d.J. 25 Milliarden $ an russischen Aktien freigesetzt und Anfang März für 10 Milliarden $ Rubel-Anleihen auf dem Markt angeboten. Diese wurden zwar direkt von der russischen Zentralbank mit einem Zinsaufschlag von 9,4 % für zwei Jahre aufgefangen, weitere vom Tempel freigesetzte Rubel-Anleihen konnten vom Markt jedoch nicht mehr aufgenommen werden. Die erneute Ankündigung zur Freisetzung weitere russischer Anleihen im Wert von 10 Milliarden $ konnten erneute Versuche von Rubel-Auktionen völlig eindämmen.

Frá Jean-Marie de Fleurieu

Komtur des Tempels

 

23.04.2014 | 21490 Aufrufe