Wird sie angenommen, ist die Macht der UN möglicherweise wiederhergestellt. Blockieren die Russen, darf der Westen in Syrien losschlagen.

Der Syrien-Konflikt lässt sich auch als eine Geschichte des Lug und Trugs, des Scheins und der Irreführung erzählen. Im allgemeinen Verwirrspiel gibt es nicht nur einen Verantwortlichen, sondern gleich mehrere Beteiligte. Sie tragen mal diese, mal jene Maske und wandeln gern auf doppelten Böden – immer bereit, den Gegner notfalls mithilfe einer Falltür in die Tiefe sausen zu lassen, um anschließend grinsend die eigene, die wahre Fratze zu zeigen.

Syriens Präsident Baschar al-Assad ist so ein Meister im Spiel der Täuschungen und des taktischen Hakenschlagens, und auch sein Kollege, Russlands Präsident Wladimir Putin, versteht es vortrefflich, unschuldig wie ein Stofftier in die Kameras zu blicken, wenn es ihm wieder einmal gelungen ist, eine energische Antwort der Weltgemeinschaft auf die syrischen Kriegsverbrechen zu vereiteln.

Bereits im vergangenen Jahr schlugen die Amerikaner Moskau vor, den Syrern die Massenvernichtungswaffen in einer Gemeinschaftsaktion aus den Händen zu schlagen. Vergeblich. Der Kreml hielt es nicht einmal für nötig, das Ansinnen offiziell abzulehnen. Die Folgen sind bekannt. Syrien setzte seine Chemiewaffen ein. Über 1000 Menschen starben; mehr als zwei Millionen sind auf der Flucht.

Man ist also gut beraten, den syrischen Versicherungen zu misstrauen, die Giftgasarsenale räumen zu wollen. Hoffnungen lassen sich derzeit allenfalls auf französische Signale setzen. Paris tut gegenwärtig das einzig Richtige: Es zeigt Entschlossenheit und dringt darauf, endlich die große Maskerade im Syrien-Konflikt zu beenden. Frankreich bringt eine Resolution vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, die es in sich hat.

Wird sie angenommen, ist die Weltgemeinschaft nicht nur befugt, Syrien die Vernichtungswaffen zu nehmen und die Täter des Giftgaseinsatzes vor Gericht zu stellen, sondern der Sicherheitsrat wird auch zur Heiligen Allianz der Gegenwart, in welcher die fünf ständigen Mitglieder ihren ursprünglichen Auftrag erfüllen und als Weltpolizisten gegen die Weltverbrecher vorgehen.

Den Vereinten Nationen wüchsen endlich wieder einmal die Zähne, die ihre Väter sich für die UN wünschten. Darüber hinaus müssen Russland und China bekennen, auf welcher Seite sie stehen: Wollen sie den Schurken aus Damaskus weiter stützen, oder sind sie bereit, den Verstoß gegen internationale Konventionen zu ahnden?

Die Zeit des Zauderns ist vorüber, die Stunde der Entscheidung nah. Verstreicht sie, weil Moskau und Peking eine neue Blockade errichten, dann haben der Westen und die sich ihm anschließenden Staaten das Recht, alle Maßnahmen zu ergreifen, um diese Barrikade aus eigener Legitimation heraus zu überwinden.

 

Kommentare