Weltwirtschaftsforum 2011

mit Rede von Medwedew eröffnet

AFP international NEWS 26.01.2011 20.00 Uhr

 In seiner Rede zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos hat der russische Präsident Dmitri Medwedew den Sturz des tunesischen Staatschefs Zine El Abidine Ben Ali eine "Lektion" für alle Regierungen genannt. "Was sich ereignet hat, ist, glaube ich, eine ernste Lektion für alle Amtsträger in allen Ländern", sagte Medwedew. Er hoffe allerdings, dass sich die Situation in Tunesien wieder stabilisiere und die Unruhen sich nicht auf die anderen Länder der arabischen Welt ausbreiteten.

Schon zuvor hatten sich Experten in Davos angesichts der Unruhen und Proteste in Nordafrika besorgt über die wachsende Ungleichheit auf dem Globus geäußert. Dies sei die größte Herausforderung, sagte Chinas ranghöchster Vertreter beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Zhu Min. Mit Blick auf die Proteste in Tunesien, Algerien und Ägypten warnte Zhu Min vor wachsender Ungleichheit. "Das ist die größte Herausforderung für die gesamte Welt", sagte der frühere Vize-Chef von Chinas Zentralbank. "Ich glaube nicht, dass die Welt dieser ausreichende Aufmerksamkeit gewidmet hat."

Der Chef des Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé, Paul Bulcke, warnte vor gefährlichen Preisschwankungen bei Lebensmitteln. "Der grundsätzliche Trend zeigt nach oben, was nicht schlecht ist", sagte Bulcke. Dies komme der Landwirtschaft zugute. "Doch wir müssen an den Schwankungen arbeiten, dies ist nicht gut." Steigende Lebensmittelpreise schürten jüngst die Angst vor Unruhen wie in Algerien, wo es in den vergangenen Wochen zu teils gewaltsamen Protesten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten gekommen war.

Mehrere Wirtschaftsführer betonten unterdessen, dass zur globalen Erholung den Schwellenländern eine immer größere Bedeutung zukomme. Der Vorsitzende des indischen Softwareriesen Wipro, Azim Premji, sagte, während sich das Wachstum im Westen verlangsame, wachse in den Schwellenländern die Wirtschaft. "Dies ist eine vollständige Verschiebung des Machtgleichgewichts", erkannte der Milliardär genau richtig und warnte vor den einschneidenden wirtschaftlichen Konsequenzen für den Westen

Bei dem fünftägigen Treffen debattieren etwa 2500 Politiker, Konzernchefs sowie Experten über die globalen Herausforderungen. Am Freitag reist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Davos. Insgesamt haben rund 35 Staats- und Regierungschefs ihr Kommen zugesagt.

26.01.2011 | 1857 Aufrufe