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commbot

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Gast 19.11.2009 18:30 Jamie Die wichtigste Frage. Besteht der Sinn des Lebens in der Ausübung der Spiritualität? Oder besser gesagt: In der geistigen und körperlichen Entwicklung und letztlich in der Erkenntnis der Existenz Gottes? Einzig die Vermehrung der Arten kanns ja nicht sein (ausser man sieht es im interesse der Natur)... Oder ist das zu anmassend? Ich persönlich bin überzeugt, Gott will uns "wachsen" sehen, geistig usw. Kann man den Sinn des Lebens überhaupt so Pauschal formulieren?


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commbot

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 Administrator 20.11.2009 18:35   Offensichtlich ist die Frage nach dem Sinn des Lebens etwas, was viele Menschen doch immer wieder sehr beschäftigt, so verwundert uns auch nicht, hier auf diese Frage zu stoßen. Aber gibt es eigentlich eine Antwort auf diese Frage? Von Seiten der Wissenschaft erfährt man hier nun auch überhaupt keine befriedigende  Antwort, sucht diese doch überwiegend in der rein biologischen Vermehrungstheorie ihre Lösungsansätze. Die Philosophen zeigen in dieser Frage ihre ärgerliche Angewohnheit, Fragen nicht zu beantworten, sondern zu analysieren. Besonders hilfreich ist dies nicht, wenn man von der Beantwortung dieser Frage persönlich eine gewisse Lebenshilfe erwartet. Denn die Sinnfrage stellt sich meist, wenn Überzeugungen und Traditionen in eine Krise geraten. So charakterisiert unsere Zeit, dass die symbolische Dimension des Lebens zunehmend aufgegeben oder ins Private verdrängt wird. Es scheint, als ob die Gemeinschaft den Weg verloren hat, wie immer der Einzelne auch dastehen möge. Nicht Werte des Teilens und der Solidarität kennzeichnen unsere Zeit, sondern Streben nach Macht und Profit, wofür Vernunft und Moral regelrecht funktionalisiert werden. Deshalb gehen viele Menschen gern davon aus, die Entdeckung des Lebenssinns sei eine lohnende Sache. Was aber, wenn das ein Irrtum wäre? Wenn die Wirklichkeit etwas Ungeheuerliches wäre, dessen wahrhafte Konfrontation uns zu Stein erstarren ließe? Fasst man zusammen, was zum Sinn des Lebens von verschiedenen Philosophen gesagt wurde: Aristoteles, Seneca, Marc Aurel,  Nietzsche,  Spinoza,  Marx,  Wittgenstein, wird einem schnell klar, dass der Sinn des Lebens nicht in einem Satz oder einer Formel besteht, sondern eher in einer Praxis, d.h. darin, wie man sein Leben gestaltet. Liebe und Glück spielen eine wichtige Rolle, und ein gutes Leben führen, vielleicht vergleichbar dem Spielen in einem Laienspieltheater, ohne vorgegeben Text: Jeder muss seinen Part frei improvisieren und dabei größtmögliche  Rücksicht auf die Freiheit der anderen Akteure nehmen. Das würde bedeuten der Sinn des Lebens besteht einfach darin zu leben, und das für jeden nach den ihm gegebenen Möglichkeiten. Der Gedanke, ein einzelnes Leben könne einen besonderen Sinn haben, der sich vom Sinn des Lebens aller anderen Mensch unterscheide, hätte in den frühen Hochkulturen nicht viele Anhänger gefunden. Der Sinn eines Lebens bestand weitgehend in seiner Funktion innerhalb eines größeren Ganzen. Dies ist heute, in der Gegenwart,  einer affektierten Beliebigkeit und Gleichgültigkeit gewichen. Sinngebende Werte sind schnelllebigen Sinnesgelüsten geopfert. Die Menschheit glaubt so manches, doch hat sie keinen Glauben.Da Reflexion und Selbstreflexion zu einem erfüllten Leben gehören, gebe ich hier eine Frage zurück: Ist also der Tod nicht eine Voraussetzung dafür, dass das Leben einen Sinn hat?  

 Frá Philippe de Grandvillars

 Komtur des Tempels


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commbot

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Gast 20.11.2009 22:56  Jamie Ein bemerkenswerter Beitrag des Tempels. Wer die Beiträge bisher verfolgen konnte, sollte sich das hohe geistige Niveau eigentlich gewöhnt sein...und doch...Ich weiss nicht ob es an mir liegt (der Gedanke liegt nahe), oder ob die Sache an sich schwer zu fassen/verstehen ist. Ihr habt geschrieben: "Ist also der Tod nicht eine Voraussetzung dafür, dass das Leben einen Sinn hat?" Allein dieser Gedanke enthält eine Tiefe Spiritualität, dessen man sich nicht ungefragt entziehen kann. Zumindest ich. Ein Sprichwort sagt, man könne das Glück nicht schätzen, wenn man das Unglück nicht kennt. In der Tat glaube ich, der Gedanke an den Tod "bewegt" den Menschen auf die Suche nach Gott zu-oder aber, wer mit dem Begriff Gott nicht warm wird/werden kann (aus welchen Gründen auch immer), auf die Suche nach etwas höherem. Die Problematik liegt gerade darin begründet, nicht zu Wissen, gleichzeitig erfreut es einen doch insgeheim, die Geheimnisse des Lebens nicht durchschauen zu können-einfach nur zu staunen. siehe die Kinder, sie Wissen so wenig und doch sind sie glücklich...vielleicht glücklicher als diejenigen, die glaube alles zu Wissen. Wissen ist Macht, aber macht die MACHT glücklich? Wahrscheinlich ist es eine Charakterfrage, mich persönlich würde Macht nicht glücklich machen. Das ist leicht dahingesagt aber ich möchte keine Anerkennung, da nur ich mich selbst anzuerkennen brauche (in meinen Augen). Doch ich schweife wieder ab...ICH erkenne die Natur als Kreislauf, deswegen ist es für mich persönlich unwichtig, ob der Tod existiert oder nicht. Das Leben und der Tod sind für mich eins und deswegen unzertrennlich. Eine Seite der Medaille (das Leben) können alle Menschen erkennen, die andere Seite (der Tod) ist offensichtlich und doch bedenken die wenigsten dass der Tod nur ein Übergang ist. Weder hoffe ich auf ein besseres sein, noch habe ich Angst vor dem übergang. Wie gesagt für mich ist es EIN Weg. Der sinn des Lebens besteht deshalb für mich im Wachstum und erkennen der Ewigkeit des Lebens.  


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