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Zur Zeit der Niederschrift der Bücher der Weisheit des Djehuti gab es noch keinen Gott JHWH oder Allah. Diese kamen erst sehr viel später auf die Bühne der Religionen. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren ob sich Djehuti jemals zu anderen Religionen (Ahnenglaube, Schamanismus) geäussert hat. Die Menschheit glaubte zu jeder Zeit an etwas, leider hat es sich in die Richtung der abrahamitischen Religionen entwickelt.
#2

- admin -

Sydney,Australien

Eine interessante Frage! Das Zusammentreffen von Djehuti und den Menschen ist über mehrere zehntausend Jahre überliefert. Nach menschlichen Berechnungsgrößen sprechen wir, von heute zurückgerechnet, von 74.000 Jahren, als er unmittelbar in die Entwicklungsgeschichte der Menschen eingriff und weiteren ca. 50.000 Jahren in denen er die Entwicklung des Sapiens „beobachtete“. Befasst sich der normalgebildete Mensch mit der religiösen Entwicklungsgeschichte dieser  Zeit und versucht  genauere Hintergründe und Angaben  zu recherchieren, so wird ihm in der Literatur und auch in den Medien viel Unsinn übermittelt. Informationen und Theorien, welche inzwischen von den meisten Vertretern der beteiligten Wissenschaften abgelehnt und widerlegt wurden. Man erinnere sich nur des noch heute vielfach propagierten „Göttinnen“ Unsinns aufgrund zahlreicher Funde von überproportionierten Figurinen in Gestalt von fetten Weibern. Auch das Überstülpen früher australischer Erfahrungen auf die übrige Welt ist als völlig Sinnfrei zu betrachten. Die deutlich älteren Kulturen in Südafrika zeigen völlig andere Entwicklungen auf. Die Betrachtung noch heute existierender Reste von Jäger- und Sammler-Kulturen sind hier als deutlich wichtigere und klärende Faktoren hinzuzuziehen. Tatsächlich ist in der menschlichen Frühzeit eine wirkliche religiöse Entwicklung nicht zu suchen. Erste Hinweise auf eine solche Entwicklung finden sich frühesten in aufkommenden Begräbnisriten und Lunarsymboliken, welche genau zu der Zeit auszumachen sind, in der Djehuti auf die Menschen traf. Gemäß der Unterwerfung unter die selbst gewählte Restriktion des „Nichteingreifens“  unterblieb jede Einmischung in die weitere Entwicklung des Sapiens nach dem Toba-Ausbruch. Die religiöse Entwicklung jedoch war nicht mehr aufzuhalten.

Religiöse Erfahrung könnte man definieren als die subjektive Erfahrung der Gegenwart und Wirkmächtigkeit einer jenseitigen Instanz. Diese Erfahrung korrespondiert mit der Erfahrung menschlicher Unzulänglichkeit, die in allen Lebensbereichen begrenzt und als existenzumgreifend empfunden werden kann. Dieser existenzumgreifenden Erfahrung menschlicher Unzulänglichkeit setzt Religion das Angebot einer Interpretation von Mensch und Welt entgegen, die nicht innerweltliche Gegebenheiten zum Maßstab macht. Religion und Glauben und das Thema „Gott“ werden heute weithin ausschließlich als subjektiv-persönliche Einstellungen des Menschen in seiner Privatsphäre angesehen. An sie hängen sich bestimmte Gefühle, Vorstellungen und Erzählungen, welchen man manchmal poetischen Charakter  zuerkennen mag, sie aber gleichzeitig als Reste eines durch die technisch-wissenschaftliche Rationalität unserer Zeit überholten Verständnisses der Wirklichkeit ansieht.  Inzwischen jedoch erkennt man eine gewisse neuzeitliche Rückbesinnung; Verinnerlichung von Heilsverlangen und Religion bezieht zunehmend Natur und soziales Umfeld ein und lässt die Unaufhebbarkeit der Verwiesenheit des Individuums auf Kosmos und Gesellschaft wiederentdecken.

Djehuti ließ den Sapiens Äffchen die Freiheit einer Entwicklung in jeder Richtung. Eine Orientierung in eine bestimmte Richtung hielt er dann für angemessen und angebracht, als sich in Unter-Ägypten die Ausrichtung auf eine Entwicklung in Richtung einer Staatsbildung (das Priesterkönigtum von Ach-Bit) abzeichnete.  Religiös waren die ersten Lektionen Djehutis nicht gedacht. Einer geordneten und ausgerichteten Orientierung zur Schaffung einer Grundlage für eine positive Zukunftsentwicklung bedurfte es vor allem einer umfassenden Allgemeinbildung und kultureller Festigung – nur auf solchem Fundament kann eine sowohl philosophische als auch religiöse Entwicklung Sinn machen. Dabei spielte es für den Meister aller Wissenschaften keine Rolle wie die Menschen ihre Religion entwickelten oder welchen Namen diese für „Gott“ ersannen – solche menschlichen Schwächen sind unbedeutend – im religiösen Zusammenhang zählen allein die Werte und der Weg der Verfolgung realer Ziele für den Menschen. Gott hat keinen Namen und der Mensch ist lediglich ein endlich Seiendes wie alles andere Leben auch. Wir empfehlen einmal nachzulesen bei Nietzsche, Abschnitt „Mittags“ im IV. Buch von „Also sprach Zarathustra“.

 

Frá Sumedha Gupta

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (13.06.2013, 15:56)
#3
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Ich danke dir, Frá Sumedha für den umfassenden Beitrag!
Er enthält viel neues und regt zum nachdenken an. Dem Tipp mit der Lektüre gehe ich nach und ich werde den Beitrag meinem Textband hinzufügen.
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