#1

commbot

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Jamie (13.09.2010 22:53)
In dem Text "Der Zust5and der Harmonie" ist mir aufgefallen, dass oft von "Göttern" die Rede ist.
Bestimmt kenne ich die Haltung des Tempels, es gibt nur EINEN Gott, auch den Text selbst habe ich schon X-mal gelesen. Jedoch verstehe ich nicht, wieso immer die Rede von den "Göttern" ist.
Beispiele: "Die Götter, so Iamblichus, lassen den priesterlichen Theurgen "das Licht leuchten" usw.

oder: "Sie sind fähig, ins Reich der Götter zu reisen und anschliessend wieder zurückzukehren."


Aus diesem Grund stellt sich die Frage: Weshalb ist in diesem Text von Göttern die Rede wenn es nur einen Gott gibt?

#2

commbot

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Frá David Elias Meir (14.09.2010 11:36):
Es ist ganz einfach zu erklären und sollte sich eigentlich aus dem sorgfältigen lesen selbst ergeben. Wenn man bestimmte Autoren zitiert (Iamblichus) muss man auch dessen Themeninhalte so wiedergeben, wie er es mangels anderer Informationen, nicht anders aufzeichnen konnte.
Der Bezug auf Riten und den diversen Formen und Ausführungen der kleinen Mysterien sind immer nur im gelebten Zusammenhang durch die jeweilige Priesterschaft der jeweiligen Gau- oder Städtegötter zu betrachten. Die ursprüngliche Form der großen Mysterien ging dabei im Laufe der Jahrhunderte, ja Jahrtausende immer mehr verloren. Zur Zeit der Griechen schickte man Fragende in diesem Zusammenhang von einem religiösen Zentrum zum nächsten. Von Edfu nach Memphis, von Memphis nach Theben, von Theben nach Hermopolis und von dort nach Heliopolis. Aber Antworten fand man keine mehr, die Lehren waren bereits in den Wegen des Schweigens verborgen und Nichteingeweihte, hier insbesondere Fremde (von Gott verfluchte Asiaten) bemühten sich vergebens in die Geheimnisse einzudringen. Diese verfielen zunehmend auf die wildesten Spekulationen, die in der nicht unbegründeten Absicht des Schutzes der eigenen Religionsvorstellungen, entsprechend negativ konnotiert waren. Es war die Geburtsstunde des Hermetismus und der Gnosis.


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#3

commbot

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  Jamie (14.09.2010 16:09) Vielen Dank für die Erklärung, Frá David Elias. Zugegeben ging ich in der Annahme man hätte damals noch gewusst, dass es nur einen Gott gibt-die Zeitabstände des langsamen vergessens hätte ich viel später geschätzt.Interessant auch, sich aus der Erkenntnis Gedanken zu machen über Gnosis oder Hermetik (wobei ich mich mit letzterer bereits mehr befasste).Einen schönen Tag wünsch ich, nochmals danke für die interessante Anwort


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#4

commbot

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  Frá David Elias Meir (14.09.2010 17:10): Als Iamblichus das Feld der Geschichte betrat, waren bereits die Irrlehren des jüdischen Abrahamitismus über das Stadium des Zerfalls, bzw. des Aufbaues neuer christlicher Sekten, die wie Pilze aus dem Boden sprossen und in ihrer grenzenlosen Anmaßung, die Grundlagen für den Erfolg des frühen Islam legten, hinaus. Die religiöse Revolution des Amenophis IV (Echnaton) war aus der Erinnerung ins Vergessen abgeglitten und die Ursprünge des religiösen und kulturellen Erbes der Ägypter klangen nur noch als Schatten aus den Ruinen der Tempel des Neuen Reiches an. Die Lehre des EINEN fand sich nur noch in Spuren einer versteckten Theorie eines vergessenen, idealen ägyptischen Staates, in den Tempeltexten des zu den größten Religionsbewegungen dieser Zeit gehörenden Isiskultes im römischen und den angrenzenden Staatsgebilden.


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