Genau die oben aufgeworfenen Fragen und Verunsicherungen beschäftigten auch die "Erfinder" der abrahamitischen Ur-Lehre. Die Überlieferungen sprachen jedoch in dieser Zeit grundsätzlich noch von einer Wiedererrichtung des Reiches Gottes auf Erden. Diese Idee stammte aus ägyptischen Quellen, ist jedoch völlig fehlinterpretiert. Den Sinn zu erfassen zwingt uns in die Mythologie Ägyptens zu wechseln - ein nicht einfacher Ansatz bei den nur fragmentarisch vorhandenen und erhaltenen Überlieferungen. Jedem sind sicher einige der alten Erzählungen über den altersschwachen Gott RA und seinen Rückzug von der Erde bekannt. Hier ist die Rede davon, dass er die Regierung an seinen Sohn Schuh übergab und in den Himmel aufstieg (es gibt einige, teilweise sehr differente Erzählungen darüber). Tatsächlich beinhalten diese Erzählungen eine bildliche Sinnübertragung der heliopolitanisch-kosmologischen Kratogonie auf das Ende des altägyptischen Reiches. Mit dem Tod des Pharaos Unas endete das „goldene Zeitalter“. Sein Aufstieg zu den Göttern löste den schleppenden Untergang des Alten Reiches aus. Zwar konnte die 6. Dynastie noch gewisse politische Macht erhalten und ausüben – den Zerfall konnten diese Herrscher nicht mehr aufhalten. Hauptursache waren die infolge klimatischer Veränderungen ausgelösten Unruhen und Aufstände, in Verbindung mit der zunehmenden Dezentralisierung der Verwaltung. Gott hatte Ägypten verlassen und Ma´at hatte Isfet den Platz geräumt. Genau hier setzt der Wunsch nach der Rückkehr der Gerechtigkeit und Wahrheit (Ma´at), also dem Reich Gottes an. Diese Idee der Wiedererrichtung eines Reiches der Gerechtigkeit floss in das Glaubensbekenntnis des Großmeisters ein. Nicht ATUM kehrt zurück – er war ja tatsächlich niemals fort – sondern eine Weltregierung unter dem Banner der Ma´at.
Im Übrigen sind so einige der oben aufgeworfenen Überlegungen und Feststellungen von SOL und Andreas genau richtig.
Frá Bayansuuri Naranbaatar
Ritter des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -