Ihr habt mir schon einiges über Echnaton erzählt und erklärt. In einem Forumstext hat Fra Odo geschrieben, dass für Echnaton Aton lediglich der "Herr Ägyptens" war und Atum der Schöpfer der Welt. Da ich diese Dinge meiner Freundin nur schwer vermitteln kann, soweit ich sie überhaupt selbst verstehe, möchte ich euch doch bitten, hier eine "Gegendarstellung" zur Doku über Echnaton zu geben.

Und als eigener Beitrag möchte ich erwähnen, dass das mit den Tieropfern nicht die Sache der Ägypter war. Aber bestimmt hatten sie ordentlich Tiere geschlachtet zum Zwecke des Festessens.

 

 

#2

- admin -

Sydney,Australien

Wir werden hierzu noch einen ausführlicheren Text einstellen. Zunächst sei gesagt, mit dem Festessen zum Abschluss von Tempelveranstaltungen im Neuen Reich hast du völlig recht. Im Übrigen galten diese „Opfer“ zur Versorgung der Tempelangehörigen, insbesondere der Berufspriesterschaft.

In Heliopolis wurden  Relief-Bruchstücke ausgegraben, welche Echnaton in Verehrung vor dem Gott Atum abgebildet zeigen.  Diese Tatsache lässt unter anderen (z.B. Sonnenhymnus) die Ägyptologen vermuten, dass Echnatons Sonnenreligion auf den Sonnenkult von Heliopolis zurückgeht.

Echnaton bildete mit Nofretete  und Aton eine göttliche Dreiheit, wie sie im Pantheon des Neuen Reiches so häufig begegnete. Die Konstellation, die hier durchscheint, ist die von Atum, dem „Einen“, Gott des Anfangs, mit dem Paar Schu/Tefnut, das aus ihm hervorging. Das ist am Anfang noch ganz deutlich, wenn z.B. einige der Kolossalstatuen Echnatons die Vierfederkrone des Schu tragen (Hornung, Echnaton, 64). Echnaton ließ sich also als Luftgott Schu abbilden und zeigte sich somit als Sohn des Urgottes Atum. Daraus ergab sich zwangsläufig, dass Nofretete die Stelle der Tochter Atums, der Göttin der Feuchtigkeit, Tefnut, einnahm. Luft und Feuchtigkeit - das heißt die Entstehung wassererfüllter Ausdehnung - bilden das erste kosmogonische Stadium. Atum verwandelt sich bei seinem Übergang von der Präexistenz in eine Singularität,  später interpretiert der Mythos  diese als die Existenz der Sonne und deren Strahlung als Ursprung des Lebens. Dieser kosmogonische Augenblick ist nichts anderes, als der erste Gedanke Atums, der erste Schritt zur Schöpfung der Elemente, in dem in der räumlichen Ausdehnung durch Energie aus Wasserstoff das Helium entstand und in der Folge die weiteren Elemente im entstehenden kosmischen Feuer der ersten Gottesgedanken. Aton, Echnaton und Nofretete waren wie Atum, Schu und Tefnut – und zusammen waren sie das Licht, das Feuer der ersten Schöpfung.

Frá Konstantin v. Rhein

Komtur und Präzeptor des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -

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