#1

Dennis

Biere,Deutschland

Ab und An muss und sollte man sich auf das besinnen, was man vermittelt bekam und bekommt.

Ich las in den letzten Tagen ein paar altägyptische Mythen und Geschichten, unter anderem "Die Expedition nach Punt" und gerade eben "Jan Assman - Schöpfungsmythen und Kreativitätskonzepte im Alten Ägypten"

In dieser Ausführung von Assmann würde ich gern den letzten Abschnitt einstellen und später tiefer in diese Gedankengänge eingehen. Dieser letzte Absatz, eigentlich schon ein Fazit, zeigt einen ägyptischen Text der Spätantike.
Assman schreibt dazu folgendes:

"Für die Menschen ergibt sich daraus, dass sie, ganz im Gegensatz zum Menschen der Bibel, zu unablässiger anbetender Mitwirkung und Anteilnahme aufgefordert sind. Wenn die Ägypter aufhörten, den Kosmos anzubeten, würde in ihren Augen die Welt unbewohnbar werden. Davon handelt ein ägyptischer Text der Spätantike, der schon Auge in Auge mit dem heraufziehenden Christentum entstanden ist:

Und doch wird eine Zeit kommen, wenn es so aussieht, als hätten die Ägypter vergeblich die Gottheit verehrt mit frommem Herzen und unablässiger Hingabe und alle heilige Hinwendung zu den Göttern wird vergeblich und ihrer Früchte beraubt sein. Denn die Gottheit wird von der Erde wieder zum Himmel aufsteigen und Ägypten verlassen. Dieses Land, einst der Sitz der Religion, wird nun der göttlichen Gegenwart beraubt sein. Fremde werden dieses Land bevölkern, und die alten Kulte werden nicht nur vernachlässigt, sondern geradezu verboten werden. Von der ägyptischen Religion werden nur Fabeln übrig bleiben und beschriftete Steine. <. . .> In jenen Tagen werden die Menschen des Lebens überdrüssig sein und aufhören, den Kosmos (mundus) zu bewundern und zu verehren. Dieses Ganze, so gut, dass es nie etwas Besseres gab, gibt noch geben wird, wird in Gefahr sein, unterzugehen, die Menschen werden es für eine Last ansehen und es verachten. Sie werden diese Welt, das unvergleichliche Werk Gottes, nicht länger lieben, diesen glorreichen Bau, gefügt aus einer unendlichen Vielfalt von Formen, Instrument (machina) des göttlichen Willens, der seine Gunst rückhaltlos in sein Werk verströmt, wo sich in harmonischer Vielfalt alles, was der Anbetung, Lobpreisung und Liebe wert ist, als Eines und Alles zeigt. Finsternis wird man dem Licht vorziehen und Tod dem Leben. Niemand wird seine Augen zum Himmel erheben. Den Frommen wird man für verrückt halten, den Gottlosen für weise und den Bösen für gut. <. . .> Die Götter werden sich von den Menschen trennen – o schmerzliche Trennung! – und nur die bösen Dämonen werden zurückbleiben, die sich mit den Menschen vermischen und die Elenden mit Gewalt in alle Arten von Verbrechen treiben, in Krieg, Raub und Betrug und alles, was der Natur der Seele zuwider ist. In jenen Zeiten wird die Erde nicht länger fest sein und das Meer nicht mehr schiffbar, der Himmel wird die Sterne nicht in ihren Umläufen halten noch werden die Sterne ihre Bahn im Himmel einhalten; jede göttliche Stimme wird notwendig zum Schweigen kommen. Die Früchte der Erde werden verfaulen, der Boden wird unfruchtbar werden und die Luft selbst wird stickig und schwer sein. Das ist das Greisenalter der Welt: das Fehlen von Religion (inreligio), Ordnung (inordinatio) und Verständigung (inrationabilitas)."

Ich werde versuchen mich in nächster Zeit mehr mit der Lehre von Heliopolis auseinanderzusetzen und ich denke das mit diesem Text ein guter Einstieg gegben ist der den Grund der Vernachlässigung und Abweichung der Maát aufzeigt.

Zitat Frá David: Um Thema und Anliegen des Textes verstehen zu können, muss man die Eigentümlichkeiten der ägyptischen Schöpfungsidee berücksichtigen, wie diese in der dynastischen Zeit aus politischen Gründen geformt wurde. Schon die älteste Schöpfungslehre, die Lehre von Heliopolis, welche auf der Grundlage der Lehren des Priesterkönigtums von Ach-Bit aufgebaut ist, veranschaulicht wie der Schöpfergott ATUM – der EINE der ALLES ist – sich zugleich in die Welt entfaltet und die Welt erschafft, und zugleich lässt sie dazu parallel, zu diesem komplementär gedachten, zugleich transitiven und intransitiven Prozess, die Herrschaft entstehen und von einer Göttergeneration auf die andere übergehen, bis schließlich in der fünften Generation Horus die Herrschaft erbt, der sich als Gott des geschichtlichen Königtums in jedem regierenden Pharao verkörpert.

Dies war heute mein Ausgangspunkt und Assman schreibt dazu:

Alle sind sich darin einig, dass der Ursprungsimpuls im Sinne der Entstehung und nicht der Schöpfung zu denken ist. Nach Ansicht der Lehre von Heliopolis, die nicht nur als die älteste, sondern auch als die zentrale und klassische ägyptische Schöpfungslehre zu gelten hat, in Bezug auf die alle anderen ägyptischen Schöpfungslehren Kommentare und Elaborationen darstellen, entstand die Welt mit dem „ersten Mal“ des Sonnenaufgangs, als der „von selbst entstandene“ Sonnengott aus dem Urwasser auftauchte und seine Strahlen in eine noch raumlose Welt hinausschickte.

#2

Dennis

Biere,Deutschland

Die Lehre von Heliopolis soll nach Aussage die älteste Lehre sein, die in allen anderen Lehren in den Grundzügen vorhanden ist.
Was ich hier aus Jan Assman und Erik Hornungs Büchern herauslese, ist die vom Menschen gestaltende, erläuternde und das zum fassen gebrachte Bild der Weltentstehung.

Jan Assman nimmt die Kreativität des Menschen zum Anlass, das der Ägypter daraus eine Weltentstehungslehre verfasste, die für andere Kulturen, laut Erik Hornung, als unlogisch oder prälogisch aufgefasst wurde.
E. Hornung schreibt dazu, das der Ägypter von anderen Voraussetzungen ausging und das diese Denkweise das logische Denken vor eine Problematik stellt.

Alles geht vom Menschen aus – und somit ist jedes Gesagte und Verstandene auch eine Auslegungs- und Einbildungssache, die E. Hornung als Objekte bezeichnet.
Er schreibt dazu:
„Die Frage nach den Göttern führt, wie jede historische Fragestellung, durch das Medium des Sagens und Bildens; ein unmittelbarer Kontakt mit den Objekten der Frage ist nicht möglich“

Einfach ausgedrückt würde das bedeuten, das jede Frage über die Herführung des Lebens keine Antwort und alle Antwort innehält. Es sind Deutungs- und Auslegungsantworten.
Hierzu schreibt er:
„Und ein Kontakt mit diesen Objekten könnte nur Ergriffensein bedeuten, alles Fragen müsste in diesem Augenblick der Gottesberührung verstummen, alles Schauen wäre geblendet.“

Die Lehre von Heliopolis ist nicht die Urlehre, sondern, laut Aussage des Tempels, durch das Priesterkönigtum von Ach-Bit überbrachte oder gelehrte und darauf aufbauende.
Hornung schreibt folgendes:
„Schon der Kontakt mit der Welt der Ägypter, von welcher Seite auch immer, lässt eine Frage verstummen: die nach dem Sein und der Wirklichkeit dieser Götter.“

Betrachtet man dies aus Hornungs Blickwinkel, war sich der Ägypter um die Wirklichkeit der Götter bewusst, er lebte diese Wirklichkeit. Assman nimmt diese Wirklichkeit ebenfalls wahr und stellt sie gleich mit der Herrschaft einer menschlichen Gesellschaft – wo man dann wieder bei obiger Aussage angelangt – alles geht vom Menschen aus.

Ich bin der Meinung das es eine Selbstfindungslehre ist, die hier vermittelt werden will, da sich jede Definition einer Aussage dahingehend nicht die Findung Gottes aufzeigen soll, denn dieser war selbst für den Ägypter nicht definierbar, sondern auf das Selbst.
Hierzu schreibt Hornung:
„Hier wird, das spüren wir, Gültiges über den Menschen und die Welt ausgesagt. Aber die Sprache, die es an Reichtum des Ausdrucks mit den Göttern aufnehmen könnte, ist nicht gefunden. So weisen sie uns immer wieder auf sich selbst zurück und zeigen die Grenzen unserer Begriffswelt auf.“

Die Begriffswelt ist hier eines der größten Probleme. Nicht-Seiendes kann nicht mit Worten oder Bildern erfasst werden, aber Seiendes kann mit Worten und Bildern das Nicht-Seiende erklären. Es regt zum denken an, welches Kreativität und Könnensbewusstsein fördert, was der Ägypter in ausschweifender Form in Texten und Bauten hinterließ.

Aber...und das ist der eigentliche Grundgedanke...die Priesterkönige von Ach-Bit, wo ich annheme das diese um Djehuti wussten, lehrten es erst den Ägyptern. Denn hier entstand erst die Wirklichkeit der Götter und das Ergriffensein einer Gottesberührung.

Quelle: Erik Hornung – Der Eine und die Vielen

         Jan Assman – Schöpfungsmythen und Kreativitätskonzepte


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#3

Frá Victoria

Winnipeg,Kanada

Du siehst die Lehre von Heliopolis als Selbstfindungslehre? 

Bevor wir darauf näher eingehen, sollte zunächst einmal etwas über Heliopolis selbst geschrieben werden. Wichtig sind bei dem Bezug von Heliopolis zu der Lehre und der heliopolitanischen Lehre die Beachtung der historischen Zeitschiene und die Möglichkeiten des Zuganges archäologischer Quellen der Jetztzeit. 

#4

Dennis

Biere,Deutschland

Zitat Frá Victoria: Du siehst die Lehre von Heliopolis als Selbstfindungslehre?

In gewissen Punkten oder bis zu gewissen Punkten ja.
Die Lehre entstammt dem Priesterkönigtum von Ach-Bit und wurde im Laufe der Zeit immer wieder angepasst, umgeformt und/oder sogar neu aufgelegt. Im Kern, wie ihr sagt, ist sie aber gleich geblieben.

Mal abgesehen von den Dingen die „geschrieben“ stehen, um eine Lehre überhaupt wirksam verbreiten zu können, entsteht eine Lehre aus Erfahrung, also über einen Zeitraum.
Das Priesterkönigtum muss also schon viel älter sein als man annimmt, da der Inhalt solcher Texte nicht durch „Naturgötter“(Naturgewalten) entsteht, die man nicht einordnen kann, wie es mir Atheisten gerne vorhalten.

Ich denke es sind Texte die den Menschen an seine Vernunft apellieren lassen sollen und ein „darüber sinnen“ hervorrufen, die den Menschen auf der Stufe eines Unwissenden halten und das Leben an sich, aus das der Mensch entstand, entsteht, an die Spitze stellt (ATUM).
Solche Lehren, also Texte, sind ja für den Menschen geschrieben und nicht für ein Tier das Texte nicht lesen kann.
Laut Aussage riss der Mensch nicht nur einmal seine Umwelt ins Chaos sondern mehrmals und solche Lehrtexte zeigen auf, wie sich der Mensch „gegenüber der Natur“ oder dem Leben zu verhalten hat. Gleichzeitig vermittelt es aber auch Wissen über höhere Mächte, den Kosmos, und gibt somit an, das Wissen nicht nur auf der Basis von Wissenschaft ausgeübt oder gelehrt werden kann.

Hornung schrieb in seiner Schlussbetrachtung im Buch „Der Eine und die Vielen“:
„Nehmen wir aus der Welt der Ägypter die Götter fort, dann bleibt ein finsteres, unbewohntes Gehäuse zurück, das keine Betrachtung lohnt“

Er schreibt, das ohne Götter oder Gottvorstellungen, dem Ägypter und somit dem nachfolgenden Menschen keine Beachtung geschenkt werden würde. Wir wüssten also nichts über uns selbst, über unser Bewusstsein, oder besser, über unser „bewusst werden“.

#5

Dennis

Biere,Deutschland

Zitat Frá Victoria: Bevor wir darauf näher eingehen, sollte zunächst einmal etwas über Heliopolis selbst geschrieben werden.

Hier stimme ich dir zu, denn aus den uns vorliegenden Texten lässt sich immer nur (etwas) vermuten.

Heliopolis soll nach der ägyptischen Mythologie den Urhügel darstellen auf denen die Götter entstanden sind. Dieser „Urhügel“ wird als Tempelbezirk gesehen in denen hochrangige Priester in wissenschaftlicher Manier lehrten.
Heliopolis(altgriechisch Ἡλιούπολις Sonnenstadt; altägyptisch Iunu; alttestamentlich On) – hier würde ich gern bei Iunu bleiben.

Iunu soll eine altägyptische Stadt in Unterägypten des frühen Alten Reiches gewesen sein. Das Alte Reich erstreckt sich laut Wiki über die 3. – 6. Dynastie (ca. 2707–2216 v. Chr.) EDIT: Nach C-14 Analyse wird das Alte Reich auf 2691 – 2625 v. Chr. datiert
Was ich öfter gelesen habe ist, das z.B. der Schöpfungsmythos in Iunu anders interpretiert wurde als in anderen Gauen/Städten in denen ebenfalls solche „Zentren des Wissens“ entstanden (z.B. wurde Horus anders integriert).
Was man aus der Überstzung des Stadtnamens ableiten kann, ist der Mythos selbst, also der Urgedanke der auch in den heutigen Glaubensvorstellungen Präsenz zeigt. Geschrieben wird, dass das Wissen aus Iunu bis in die römische Zeit hineinreicht – ich meine, wenn man heute noch darüber sinnt, ist es immer noch präsent und wurde niemals „abgeschlossen“ und kann auch nicht (nur) als Mythos betrachtet werden.

Iunu, welches heute unter einem Müllberg verborgen liegt und ich einen „schönen Satz“ gefunden habe:
„Umso größer ist der Kontrast zur Rechtsarmut der Gegenwart seit der Revolution im Februar 2011, wo sich bis zu 13 Meter hohe Müllhalden an diesem Platz häufen und auch in Matariya eine Atmosphäre der Rechtsarmut herrscht, in der die antike Vorgeschichte keine Beachtung mehr findet. Tagtäglich werden der Müll und der Bauschutt der Millionenstadt Kairo dort abgeladen.“

Dieser Satz beinhaltet nicht nur das Bild der heutigen Gesellschaft und der Stadt, sondern beinhaltet auch das Gedankengut des Menschen, welches über die mehrtausendjährige Geschichte mit „Müll“ überschüttet wurde.

Assmann und Hornung schreiben in ihren Ausführungen über den Ägypter das er ein „Ästhet in demiurgischer Weise“ war:
„…Kreativitätsgefühl des frühen Handwerks, das den Unterschied zwischen Kunst und Technik nicht kannte, was ebenso bedeutet, dass das Künstlerische noch völlig im Handwerklichen gebunden war, wie dass das Handwerkliche zum Künstlerischen hin offen stand und Meisterwerke hervorbrachte, die wie z.B. die ägyptischen Steingefäße der Frühzeit oder die Pyramiden des Alten Reichs mit heutigen Mitteln unerreichbar sind.“

Unter solch einer Betrachtung liegt es nahe anzunehmen, das selbst das religiöse Denken diesen Unterschied nicht kannte und keiner „spezialisierten Differenzierung“ unterlag, wie wir sie heute kennen.

Iunu war eine Stadt mit hohen Mauern und Tempeln. Archäologische Funde belegen, das diese Stadt sehr lange als kulturelles Zentrum genutzt wurde und die Priester ihr Wissen mitteilten. Philosophen und Astronomen gingen dort ein und aus.
Obelisken, Statuen, Schreine und Tempel, mit Gold überzogen, zierten diese Stadt und mit Sicherheit auch viele Hieroglyphen die in Kombination mit den beachtlichen Monumenten zum Nachdenken anregten. Und das vor mehr als 4000 Jahren!

Rein vom Gelesenen kann man annehmen das die Stadt Iunu eine der ersten „Großstädte“ war, in der eine Form der Gemeinschaft lebte, welche Wissen kannte und dieses Wissen durch Verteilung und Lehren in die Welt und unter das Volk brachte - und es dort hielt!


Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »Dennis« (08.07.2016, 23:46)
#6

Dennis

Biere,Deutschland

Über welchen Namen ich jetzt des Öfteren gestoßen bin ist Strabon.
Strabon „der Schielende“  (Unsinn! die Bezeichnung "der Schielende" stammt aus dem Sostratos-Gedicht "Theiresia" und bezieht sich auf eine der Verwandlungen dieser) war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber und Geograph und ein Satz ist mir noch im Kopf (es ging um Chäremon, einen Priester aus Heliopolis) der besagte, das Strabon in den Priestern zu Heliopolis, als dieser dort bei seinen Reisen ankam, nicht mehr den wissenschaftlichen Glanz sah und er diese Schwätzer nannte. Unsinn! Strabons Häme und zynische Äußerungen betrafen allein Chäremon dessen Person nicht eindeutig identifiziert ist - er war sicher kein Priester aus Heliopolis da der Tempel z.d.Z. bereits geschlossen war. Die Priesterschaft befand sich in Alexandria und in den diversen ISIS-Tempeln des Imperiums. Es nahm alles einen materiellen Glanz an. Strabon ist historisch für Heliopolis nur ein Ansatz für dessen Schließung - wichtiger waren die großen Philosophen und Staatsmänner der Griechen von Solon bis Aristoteles und die Stoa-Lehrer Zenon und Antipatros bis Marc Aurel. Die Begründer der abendländischen Philosophie haben Jahre bis Jahrzehnte in Sais und Heliopolis gelernt!

Strabon lebte etwa 63 v. Chr. in Amaseia in Pontos; † nach 23 n. Chr.

Im 12. Jahrhundert v. Chr. zur Regierungszeit Ramses III. überliefert eine Schrift das in den Tempel des Re in Heliopolis etwa 13.000 Personen beschäftigt waren, Frauen und Bauarbeiter nicht mit einberechnet.
Es heißt, als Strabon die Stadt besuchte soll sie menschenleer gewesen sein. Der christliche Kaiser Theodosius soll im späten 4. Jahrhundert n. Chr. die Schließung aller „heidnischer Tempel“ im gesamten Reich befohlen haben. Die Schließung aller heidnischen Tempel erfolgte durch die Bischöfe des Katholizismus nach dem Konzil von Konstantinopel - es dauerte jedoch Jahrzehnte bis diese sich durchsetzen. Isis Tempel fand man noch im 6 Jh in Mainz und Trier.

Was mir hier auch noch auffiel ist, das viele „Bauteile“, wie Obelisken(Nadeln der Kleopatra, die in Heliopolis in Auftrag gegeben wurden), in den Zentren der Macht „wieder aufgestellt“ und allesamt aus Ägypten stammten und standen.
Kaiser Theodosius zum Beispiel ließ einen Obelisken abbauen und in Konstantinopel aufbauen.

Dies aber wiederspricht das Bestreben, das Heidentum auszumerzen.

Ist die Vorstellungskraft des „Unfassbaren“ (Unerreichbaren) also mehr anziehend als abstoßend?
Ästhetik in Form und Schrift, welche beides auf Obelisken zu finden ist, steht nun nicht mehr nur in Ägypten sondern in vielen anderen Städten der Welt, wo das Volk nun ebenfalls Zugang zu dieser Kunstfertigkeit bekam und bekommt und sich somit die Fragen, die hier z.B. der Kaiser ausmerzen wollte, wiederholen – sogar im Sinne von „wieder holen“ (werden).

Was man aber auch herauslesen kann, ist die „Unmöglichkeit“ einer genauen Zeittafel. Die Ägypter hatten zwar den Kalender mit seinen 365 Tagen, nutzten diesen aber auf andere Weise. Sie zählten von Herrscher zu Herrscher und nicht, wie wir, von einem Nullpunkt aus (Geburt Christi). Sie hatten keinen Fixpunkt zur Datenbestimmung. Der Herrscher und seine Regierungszeit waren Anhaltspunkt für die Datumsbestimmung – kam ein neuer Herrscher an die Macht begann „das Zählen“ von vorne.

Sie eilten somit keiner Zukunft entgegen – Bestand hatte das was war und nicht das was kommen könnte und wurde nur durch das „ersetzt“ was zum bestimmten Zeitpunkt Anhaltspunkt gewesen ist.

So auch die Lehre. Denn diese beginnt mit Atum, wurde geändert in Amun, irgendwann in Aton, dazwischen Re, Osiris und so weiter. Unsinn: Die diversen Kulte entwickelten sich und schlossen zunehmend mehr aus den Lehren der übrigen ein. 

 

Überarbeitet durch Frá Andreas v. Radowitz


Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (12.07.2016, 20:08)
#7

Dennis

Biere,Deutschland

Der rote Text zeigt, das man ganz schnell den Faden verliert und sich in dem Gewirr von "Informationen" verliert.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Dennis« (16.05.2019, 21:38)
#8

- admin -

Sydney,Australien

"Die älteste Stadt des Deltas jedoch war Ach-Bit – der Flucht- und Aufzuchtort des Horus unter der Aufsicht des großen Meisters Djehuti, der durch Plato und Andere zum legendären Königreich Atlantis wurde. Hier liegt der Ursprung der Religion der Neunheit von Heliopolis und der Lehre der Ma´at." (Auszug aus Thementhread :Ist es an der Zeit. Beitrag Nr. 18.)

Frage Dennis: Interessant ist, dass Sie das Wort „Aufzuchtort“ nutzten. Bevor ich hier spekuliere…was genau meinen Sie damit?

 

Die "Große Mutter" Isis flüchtete hochschwanger vor ihrem Bruder Seth, nachdem dieser den legitimen König ermordet hatte, nach Unterägypten, in die Stadt der Priesterkönige, aus deren Familie ihre eigene Mutter stammte, die als gefangene Sklavin an den Hof der Könige von Oberägypten kam und deshalb als "unwürdig" - die Kinder der Nebenfrauen wurden der legitimen Ehefrau des Königs zugeordnet, oder wenn diese bereits verstorben, als aus göttlicher Herkunft ausgegeben - nicht in den Erzählungen aufgeführt wurde, unter den Schutz von Djehuti, bzw. Anubis. Hier wurde Horus geboren, aufgezogen und ausgebildet. Ein großer Vorteil gegenüber dem ungebildeten, allein auf Reichtum, Krieg und Macht fixierten Seth. (Eine frühe Version des Herodes-Mythos – das legitime Königskind muss vor seinem Widersacher fliehen)

Es ist im Tempel üblich die anthropozentrische Überhebung der Sapiens Spezies dadurch anzugreifen, dass deren Nachzucht als Welpen und deren Erziehung als Aufzucht bezeichnet werden – diese „Herabsetzung“ oder besser „Einordnung“ sprach ein Legat 1956 vor der UN aus, in einer Diskussion zum „Wert“ der Menschenaffen in Zentralafrika, die man als Sachen und legitimes Lebensmittel einstufte).

 

Frá Sidonie de Chevreuse

Komtur des Tempels

 


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (14.07.2019, 16:54)
#9

Dennis

Biere,Deutschland

Dann war ich mit meinen Gedanken nicht allzu weit entfernt. Ich hinterfrage schon eine ganze Weile die Aussage der Andersartigkeit der Alten Ägypter oder des Tempels. Kann man behaupten, dass das Gesellschaftsbild, das Weltbild, welches von Ach-Bit gelehrt wurde, dem eines Bienen- oder Ameisenvolkes ähnelte? Darüber hinaus das Verhalten vieler "Tierarten" mit einfließen ließ? Denn sie wurden ja der vernunfthalber erschaffen...

#10

- admin -

Sydney,Australien

Dieser Fehleinschätzung folgten in der Vergangenheit viele Wissenschaftler - es mangelte an geeigneter Information und erst recht an ausreichendem Wissen über die tatsächlichen Grundlagen dieser Gesellschaft. Solches ließ sich insbesondere an der Pyramidenzeit festmachen - nicht das ganze Volk war mit erzwungener Bautätigkeit befasst, auch waren es nicht Sklaven, die diese Tätigkeiten erbrachten - es waren spezialisierte Handwerker, deren Tätigkeit zum einen bezahlt wurde und zum anderen durch den großen Aufwand wirtschaftliche Auswirkung auf den ganzen Staat brachten. Kein Volk willensfreien Agierens, sondern ein hochorganisierter Staat, mit Arbeitsteilung und vorbildlicher sozialer Struktur. Ach-Bit war ein Königreich des Wissens und der Wissenschaft - ein Staat des Handels und des Handelns. Ach-Bit war die Vorstufe zur Bildung des ersten Territorialstaates in der Geschichte der Menschheit. Diese Ordnung ist nicht gewachsen - sie wurde gestiftet. Dazu bedurfte es eines Anstoßes im Sinne eines Religionsstifters, der die staatliche Institutionsform auf einer Religion aufbauen konnte und deren Oberhaupt als Inkarnation, später auch Sohn und Stellvertreter des höchsten Gottes installierte. Ohne die Priesterkönige von Ach-Bit wäre auch Ägypten gleich Mesopotamien Jahrtausende lang in konkurrierenden Staatstaaten dahinvegetiert.

 

Frá Sidonie de Chevreuse

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


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