Frá Georg v. Hanstein (16.09.2010 10:40):
Wenn du dich etwas mit der Literatur über die Götter Ägyptens auseinandersetzt, wirst du die diversesten und auch abstrusesten Erklärungsversuche für Thot finden. Aber auch dies ist den in Jahrtausenden gewachsenen diversen Kulten geschuldet. Je nachdem wie nah oder fern die Lehren des Thot zu dem örtlichen Kult standen, konnte auch Thot vom wirklich Guten zum Gegenteil verkehrt werden, vom Gott, über den Heiligen, bis zum eigentlichen Bösen. Doch Thot ist der Gehilfe und interkosmische Gefährte des Allherrn. Er ist der Hüter der Weisheit und der große Lehrer, der das Wissen um die Dinge und das Wissen um die Aufzeichnung der Dinge (Schrift) zu den Menschen (Ägyptern) brachte. Er ist die Urform des Gerechten Herrschers, der die Ma´at den Menschen brachte und über diese die Verbindung herstellte, zu
dem EINEN, der sowohl alles ist als auch nichts,
der EINE, der das Werden begann am Uranfang,
der dessen Ursprung man nicht kennt,
der am Anbeginn aus sich selbst entstand,
dem nichts vorherging und niemand war dabei,
der sagen könnte wie er aussieht.
Göttlichster Geist, der von selbst entstand,
aus dem alles entstand, nachdem er selbst zu sein begann.
Der weiter entfernt ist als der Himmel und tiefer ist als die Unterwelt.
Niemand, kein Gott und kein Mensch kennt seine wahre Gestalt.
Er ist zu geheimnisvoll, um enthüllt zu werden,
zu groß um erforscht zu werden.
Kein Gott kann ihn bei seinem Namen anrufen,
denn sein Name ist verborgen wie sein Geheimnis.
Nun Jamie, denkst du wirklich, Djehuti könnte so menschlich sein, in dem Buch der Weisheit über sich selbst zu berichten. Denkst du das Buch der Weisheit müsste dem sensationspopulistischen Stil einer Bibel oder eines Korans folgen und von Helden, Krieg, Tod und Teufel zu berichten, von einem Gott der selbst seinem treusten Diener Hiob in einem wahrhaft satanischen Experiment das Leben zur Hölle macht und am Ende diesem, statt einer Entschuldigung, eine lautstarke Demonstration von Macht vorspielt. Dabei hatte selbst Hiob schon geahnt, dass dieser Gott donnern kann. Er aber wollte eigentlich wissen, ob dieser Gott wenn nicht schon ein gerechter, so wenigstens ein gnädiger Gott ist. Aber dieser Gott schwelgt in der Schilderung seiner Macht in Drohungen bis ins kleinste Detail. Der fromme Hiob versucht seinen Gott zu retten und vor dem Herabsinken zum Naturdämon zu bewahren und wird letztlich gezwungen sich zur Vermeidung des Selbstverrats, einem anderen Gott zu zuwenden. Um nicht zu weichen von seiner Frömmigkeit, triumphiert er über den Atheismus und wendet er sich schon im streitigen Austausch mit seinem überlieferten, alten Gott einem neuen zu, der seinen Erwartungen entspricht.
Erwartest du solches auch im Buch der Weisheit zu finden? Eine Widerlegung der eigenen Wahrheit?
Frá Georg v. Hanstein