Für ernsthafte Wissenschaftler sind Weltuntergangs-Prophezeiungen, die sich auf den Maya-Kalender berufen, Unfug. Die Forscher interessieren sich aber dafür, warum seit Jahrhunderten immer wieder Angst vor einer angeblich drohenden Apokalypse ausbricht. Solche prophezeiten Ereignisse sind für die meisten deshalb so faszinierend, weil sie existenzielle Fragen aufwirft.
In den Kreisen gläubiger bis pseudogläubiger Menschen sieht man in einem kurz bevorstehenden Weltuntergang eine Gelegenheit, sein Leben zu überdenken, seine Lebensweise zu ändern oder Buße zu tun. Sobald der Termin aber verstrichen ist und die Angstszenarien ausgestanden sind, haben viele dieser Menschen den Eindruck, erlöst, geläutert oder geheilt und noch einmal davongekommen zu sein. Die Mehrheit jedoch ist inzwischen doch so weit, solche Ereignisse entweder verdeckt zu verdrängen, oder diese richtig zu bewerten und einfach zu ignorieren. Aber doch wächst die Gemeinde der Pseudogläubigen und man erkennt zunehmend Ziele solcher Bewegungen, welche man in der Vergangenheit vergessen glaubte:
■Disziplinierung: Untergangs-Prophezeiungen sollen die "Gläubigen" zu einem bestimmen Verhalten zwingen. Mit Weltuntergangs-Behauptungen kann man also Herrschaft ausüben.
■Elitebildung: Apokalypsen sind oft mit einem engen Zirkel von "Erleuchteten" verbunden. Diese warnen und sollen dann als Auserwählte davonkommen.
■Lebensverstärkung: Im Untergang werden alle Menschen gleich und fallen einander in die Arme. Oder sie enthüllen ihr wahres Gesicht.
Auch die Ägypter pflegten einen gewissen „Kosmotheismus“. Dies war Sache priesterlichen Kosmos-Kultes und Gegenstand priesterlichen Wissens. Das Wissen von den kosmischen Zusammenhängen hat magische Kraft, denn es dient der Inganghaltung der Welt. Wir finden dies sehr gut überliefert in den Texten des Sonnenlaufs mit der Sonnenbarke, welchen die Priesterschaft durch beständige Rezitation begleitete. Aber man verlor sich hier nicht in Vermutungen und gezielt gesteuerten Verängstigungen breiter Massen – man „wusste“ um diese Dinge und man hatte die Gewissheit der Worte Djehutis, welche uns unterweisen, dass die Belange der Ewigkeit nicht in die Gewalt der Menschen gelegt sind und allein Gott den Zeitpunkt kennt zu welchem der ewige Kreislauf zunächst endet – in Millionen von Millionen Jahren.
Deshalb feierten wir auch im Kreise der Templer den 21. Dezember 2012 als Tag der Wintersonnenwende zu Ehren Djehutis und des Kreislaufs der Evolution. Besorgte Anrufer aus aller Welt konnten wir um Mitternacht aus Australien beruhigen: Jawohl, wir leben noch!
Frá Theodor v. Schöning
Komtur des Tempels
Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist noch nicht einmal vorbei (Ramses II.).