Heinrich von Kleist schrieb am 05. Februar 1801 an seine Schwester Ulrike: "Ach, liebe Ulrike, ich passe mich nicht unter die Menschen, es ist eine traurige Wahrheit, aber eine Wahrheit .... Indessen wenn ich mich in Gesellschaft nicht wohl befinde, so geschieht dies weniger, weil andere, als vielmehr weil ich mich selbst nicht so zeige, wie ich es wünsche. Die Notwendigkeit eine Rolle zu spielen, und ein innerer Widerwillen dagegen machen mir jede Gesellschaft lästig, und froh kann ich nur in meiner eigenen Gesellschaft sein, weil ich da ganz wahr sein darf. Das darf man unter Menschen nicht, und keiner ist es ...". Mit dem Hinweis auf die "Verlegenheit" gibt sich Kleist nicht zufrieden. Er ist sich schlicht des positiven Wertes seines Inneren nicht sicher. Er schwankt. Das eine Mal gilt ihm die Tatsache, dass sein Inneres nicht verstrickt ist in die >Meinungen, gleichen Interessen, gleichen Wünsche, Hoffnungen und Aussichten< der anderen, als Beweis seines höheren, einmaligen Wertes. Das andere Mal ekelt es ihn vor dem eigenen, so verborgen gehaltenen Inneren. „Ach, es gibt eine traurige Klarheit, mit welcher die Natur viele Menschen … zu ihrem Glück verschont hat … sie zeigt mir … mich selbst in seiner ganzen armseligen Blöße, und dem Herzen ekelt zuletzt vor dieser Nacktheit …“.
- Wenn du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung des Problems beiträgs wirst du selbst zum Problem -