Wegen der mehrfachen E-Mail Anfrage hier eine kurze Zusammenfassung zur Wachturmgesellschaft: Grundsätzlich muss man gerade bei dieser Organisation muss man zwischen den “einfachen” Anhängern und der Organisations-Führung unterscheiden. An der Spitze steht die “Wachtturmgesellschaft” sowie seit 1971 eine sogenannte “Leitende Körperschaft”. In der Theologie der Zeugen Jehovas spielt Gottes „treuer und verständiger Sklave“, eine Gleichnisfigur aus Mt 24,45 Elb, eine zentrale Rolle. Jesus benutze ihn, um Informationen über die Erfüllung biblischer Prophezeiungen und zeitliche Anweisungen über die Anwendung biblischer Prinzipien im Alltagsleben zu geben. Dies sei Gottes einziger Weg, seine Botschaften an die Menschen zu kommunizieren. In den Veröffentlichungen der Wachtturmgesellschaft wird er als „Prophet“ und Informationskanal („channel“) beschrieben. Vom Gehorsam gegenüber dem „treuen und verständigen Sklaven“ hänge teilweise ab, ob man die endzeitliche Schlacht Harmageddon überlebe. Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas beschrieb sich anlässlich eines Treffens am 6. Oktober 2012 selbst als dieser „treue und verständige Sklave“. Die Gliederungsstruktur der Leitenden Körperschaft ist dem Internet zu entnehmen. Nicht zu finden ist dort jedoch erstaunlicherweise ein Hinweis auf den internen Nachrichtendienst des Präsidenten, welcher inzwischen weltweit agiert und dessen Mitarbeiter in einigen Ländern als unerwünschte Personen gelten.
Die Mitglieder nennen sich “Jehovas Zeugen” und sind zumeist sehr menschliche, glaubwürdige und engagierte Menschen. Diese werden jedoch von der Wachtturmgesellschaft in so einseitiger Weise geschult, dass die Grenzen zwischen “Schulung” und Manipulation nicht nur verschwimmen, sondern von einer regelrechten Gehirnwäsche zu reden ist.
Der Gründer der Bewegung C.T. Russell wollte übergläubisch wirken und keine neue Denomination oder geschweige denn eine “Sekte” gründen, was sie aber letztendlich doch geworden ist. Er steckte sein ganzes Vermögen, was nicht gerade wenig war, in das von ihm gegründete Verlags- und Missionswerk, in die “Zion’s Watch Tower Tract Society” (Heute heißt es “Watch Tower Bible and Trace Society of Pennsylvania”). Ein Schwerpunkt der Botschaft der neuen Bewegung war die Voraussagung, dass im Jahre 1914 das Königreich Gottes auf der Erde, in Gestalt eines großen Friedensreiches beginnen werde. Doch auch diese Prophezeiung trat nicht ein. Darum wandten sich viele enttäuschte Anhänger dieser neuen Bewegung ab.
Im Jahre 1917 wurde Joseph Franklin Rutherford (1862-1942) der Nachfolger von Russell. Er machte die Bewegung zu dem, was wir heute unter den Zeugen Jehovas verstehen: Er zwängte die die nur lose miteinander verbundenen Versammlungen in eine straff geführte Organisation, in die “Theokratische Organisation der Zeugen Jehovas.” Rutherford beseitigte die demokratischen (herrschaftlichen) Strukturen: Die frei gewählten Ältesten werden durch eingesetzte Versammlungsleiter ersetzt (“Dienstkomitees”). Es entstand ein Netz gegenseitiger Kontrolle. Aus engagierten und interessierten Bibellesern (die Bibelforscher) wurden geschulte “Wachtturm”-Verkäufer. Rutherford perfektionierte die bekannten Besuche von Haus zu Haus. Und auch die monatlichen Predigtdienstberichte, die jährlichen Kongresse und das System der “Königreichssäle” (das sind die Versammlungsräume der Zeugen Jehovas) sind auf Rutherford zurückzuführen. Die sogenannte “Leitende Körperschaft” in Brooklyn versteht sich jetzt als “Offenbarungs- und Verbindungskanal Jehovas”. Ihren Anweisungen ist genau zu folgen. Nach Rutherfords Tod 1942 wurde Nathan Homer Knorr (1905-1977) Präsident. Er ist der große Organisator, unter dessen Leitung die Gesellschaft ein großes Wachstum erlangt. Allein in den Jahren 1939 bis 1948 verfünffacht sich die Zahl der “Verkündiger” (das sind die aktiven Zeugen) auf 230.532. Der Präsident verlangt absoluten Gehorsam und Disziplin. 1977 wurde Frederic William Franz (1893-1992) im Alter von 84 Jahren sein Nachfolger. Seit dem 30.12.1992 ist Milton G. Henschel Präsident.
Die Zeugen Jehovas sind eine der missionarisch aktivsten Religionsgemeinschaften in Deutschland. Es gibt so gut wie keinen Ort, wo es keine aktiven Zeugen gibt. Bei besonderen Anlässen werden “Sonderfeldzüge” einberufen. In Deutschland gibt es zurzeit ungefähr 209000 Verkündiger. Die Zahlen sind in den letzten Jahren leicht zurückgegangen. Die Zeugen Jehovas behaupten und verzeichnen jedoch immer noch Neuzugänge (Taufen – überwiegend von Migranten aus Osteuropa und Afrika) dass rechtfertigt die Vermutung, dass jährlich viele Menschen die Organisation verlassen.
Die Hauptstelle bzw. die Zentrale in Deutschland befindet sich in Selters/Taunus. Hier werden jährlich mehr als 12 Millionen Bücher und über 100 Millionen Zeitschriften hergestellt, und ein Großteil dieser Produktion geht ins Ausland. Die beiden Zeitschriften der WT entstehen in einer gewaltig großen Auflage: “Der Wachtturm” erscheint in einer Auflage von 22 Millionen, “Erwachet!” von 19 Millionen Stück, und das in 83 Sprachen. Beide Hefte erscheinen zweimal im Monat und wirken in der heutigen Zeit sehr modern und ansprechend gestaltet.
Die Grundlage der Lehre ist die Heilige Schrift, in der von der Wachtturmgesellschaft genehmigten Auslegung. Die Bibel wird bei den Zeugen als wörtlich inspiriert angesehen. Bei ihnen gilt jede Bibelstelle einer anderen gleichwertig. Die Zeugen argumentieren sehr häufig mit biblischen Aussagen in einem ganz anderen Text als dem der Heiligen Schrift. Verstärkt wird dies noch durch eine eigene Bibelübersetzung, die “Neue-Welt-Übersetzung”. Hier gibt es viele Begriffe aus dem Sprachgebrauch der Zeugen. Eine der schlimmsten Verfälschungen in dieser Übersetzung besteht darin, dass an 237 Stellen der (angebliche) Gottesname “Jehova” in den Text des neuen Testaments aufgenommen worden ist. In dem Urtext kommt dieses Wort nicht einmal vor. Die Zeugen gehen stark davon aus, dass Gott seinen heilsgeschichtlichen Zeitplan in der Bibel verborgen niedergeschrieben hat. Darum meinen sie, dass sie die Bibel und ihre Zahlenangaben korrigieren müssen.
Die Wachtturmgesellschaft bzw. die Zeugen Jehovas kennen keine Ökumene, das heißt sie halten sich für die einzigen richtigen Christen. Andere Kirchen oder Religionen, bzw. Weltreligionen werden radikal abgelehnt und als “falsche Religion” abgestempelt. Bei den Zeugen bedeutet Glauben in erster Linie “Fortschreitende Erkenntnis” aufnehmen und verbreiten, also über ein abfragbares Bibelwissen zu verfügen.
Die Zeugen Jehovas meinen schon allein deswegen, die einzig wahren Christen zu sein, weil sie einen so liebevollen Umgang untereinander sehr pflegen. Auch mancher Besucher eines Königreichsaals geht mit dem Eindruck nach Hause, dass er auf sehr liebevolle und nette Menschen gestoßen ist. Viele ältere und / oder bedürftige Zeugen Jehovas können bestätigen, dass es mit der Nächstenliebe unter ihren Brüdern und Schwestern nicht weit her ist. Ganz im Gegenteil. Für einen Christen zum Beispiel ist es selbstverständlich, anderen zu helfen. Der Dienst am Nächsten gehört bei den Zeugen Jehovas allerdings zur Ausnahme. Und darum ist es auch keine Seltenheit, dass Menschen, die ihr ganzes Leben der Wachtturmgesellschaft aufgeopfert haben, am Ende schlicht und einfach vergessen werden und ihre letzten Lebensjahre ganz allein, einsam und verlassen in irgendeinem Altersheim verbringen.
Die Zeugen Jehovas beeindrucken jedoch durch ihr persönliches Engagement, ihre Rastlosigkeit und ihr zumeist glaubwürdiges Auftreten. Hinter ihrer Fassade erweist sich diese Gemeinschaft aber sehr schnell als restriktive Organisation, die von ihren Anhängern blinden Gehorsam erwartet und für kritische Rückfragen, Einwände oder Bedenken keinen Raum hat. Die Wachtturmgesellschaft schuf ein geschlossenes System, das jedem einzelnen seinen Platz zuordnet. Mehr noch: Die Organisation verspricht ein Überleben des Weltendes durch Zugehörigkeit zu ihr als der richtigen Organisation und durch fortwährende Beteiligung an deren Werbeaktivitäten.
Dass die Organisation damit dem Gericht Gottes vorgreift, erscheint hier besonders kritikwürdig. Für viele Menschen, die sich nach Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit in ihrem Leben sehnen, liegt aber gerade darin die Faszination der Zeugen Jehovas.
Die Zeugen Jehovas sind davon überzeugt, die einzig "wahren Christen" zu sein, die in einem "geistigen Paradies" leben und von ihrer Organisation stets die "geistige Speise zur rechten Zeit" empfangen. Um sie herum hingegen liegt die von Satan beherrschte Welt, die schon bald in der "großen Schlacht von Harmageddon" vernichtet werden wird.
Nur wenige Zeugen Jehovas wissen, dass sie diese Ansicht mit Hunderten anderer Sekten teilen. Und nur wenigen ist bewusst, dass die hinter ihnen stehende Wachtturm-Gesellschaft längst andere Ziele verfolgt.
Die U.S. Securities and Exchange Commission dokumentierte die Watchtower Bible and Tract Society of Pennsylvania im Dezember 2002 als Eigentümer eines Anteils von 5,51 % an einem
Fonds des J. P. Morgan Mutual Fund Trust. Dieser Anteil entspricht einem Wert von 93.119.000 US-Dollar. (der offizielle Link wurde inzwischen aufgehoben, die Kapitalanlagen umgeschichtet) http://www.sec.gov/Archives/edgar/data/919034/000104746
902007862/a2087860z485bpos.txt)
Das Immobilienvermögen der Wachtturm-Gesellschaft ist mehr als nur beachtlich. Die Immobilien-Datenbank für den Staat New York dokumentiert für den Eigentümer „Watchtower“ allein in „Brooklyn Heights“ 36 Objekte und bewertet diese und fünf weitere in Walkhill zusammen auf über 204 Millionen US-Dollar. Eine Presserecherche (Daily News) in den USA beziffert die Immobilienvermögen der WT in den USA mit 78 Milliarden US$.
Alle im Internet veröffentlichen Links mit Hinweisen zu den wirtschaftlichen Aktivitäten der WT werden innerhalb kürzester Zeit aus dem Netz genommen. Der Geheimdienst der Organisation schreckt vor keinerlei Maßnahme zurück die Interessen der WT zu deckeln. Derzeit noch im Netz zu finden, eine eher bescheidene Beteiligung an einem Unternehmen der Rüstungsindustrie:
http://www.sec.gov/Archives/edgar/data/922330/000106299302000371/form10k.txt
wer sich als erklärter Feind der UN in deren Reihen bewegt, muss natürlich auch dafür Sorge tragen, dass die nötigen Mittel für den Endkampf zur Verfügung stehen. Bezeichnend für die Gesinnung der „Leitenden Körperschaft“ dieses Vereins dürfte auch das Verhalten im Umgang mit einer vormaligen UN-Mitgliedschaft sein, welches sich derzeit noch im Net recherchieren lässt. Ein vor 24 Stunden von uns eingestellter PDF Bericht über die Wirtschaftsaktivitäten der Wachturmgesellschaft mit externem Link war innerhalb von 3 Stunden bereits nicht mehr online.
Frá Eduard Prinz Kapiani
Ritter des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -