Nach Tunesien ist jetzt Ägypten in den Hot Spot der Medien geraten. Das ist angesichts des antiken Kulturerbes besonders brisant. Sollte Mubarak den Aufstand nicht niederschlagen, sehe ich zwei Möglichkeiten, entweder eine fortschritliche Politik unter dem Nobelpreisträger El Baradei oder aber der Albtraum "Muslmbruderschaft".

Teilt ihr meine Fernsehsesselanalyse oder wie seht ihr die Lage?

 Aus twitter:

Everything ██is█████ ████ ████fine ███ █ ████ love. ████ █████ the ███ Egypt ███ ████ government ██

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#3

magnusfe

,Deutschland

siehe "Zukunft mit leeren Bäuchen ..."

 

Ich vermute die stark steigenden Lebensmittelpreise sind einer der Hauptfaktoren der das Fass zum Überlaufen bringt

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definitiv 

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#4

- admin -

Sydney,Australien

Es ist in der islamischen Welt zu einer Lage gekommen, die von den Bürgern der betroffenen Länder lange herbeigesehnt und von den westlichen Staaten und den politischen Kontrahenten in dem arabischen Raum als nahezu undenkbar hinweggeleugnet  oder als nahezu unmöglich  verdrängt wurde. Aber der politische Freiheitsgedanken wurde in Tunesien durch die Selbstverbrennung eines einzigen Studenten gezündet und hat sich wie ein Lauffeuer über den Maghreb bis nach Syrien verbreitet. Während man in Kuwait mit Geschenken an das Volk, in Form von einer kostenfreien Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, die Leute bei der Stange, also treu zur regierenden Familie, zu halten sucht, greifen solche Manöver im übrigen arabischen Raum nicht mehr. Jordanien steht zwar treu zum König, aber die Unzufriedenheit des Volkes mit der Regierung konnte nur durch eine komplette Auswechslung der Regierenden, zunächst besänftigt werden. Aber es will und kann offensichtlich nicht wirklich Ruhe und eine Rückkehr in den gewohnten arabischen Alltagstrott geben. Das Aufbegehren kommt entgegen jeglicher Erwartung und entgegen aller Prophezeiungen nicht aus dem religiösen Lager. Es ist der Freiheitstrieb der jungen Generationen, welche sich nicht um ihr Leben betrügen lassen wollen und nach Freiheit, Anerkennung und einem Leben in politischer und finanzieller Sicherheit rufen. Der bekannte Soziologe, Ökonom und Autor vielbeachteter Bücher und Aufsätze zur Demographie Professor Dr. Dr. Gunnar Heinsohn erklärte in einem teilweise heftig umstrittenen Buch, die durch überwiegend religiös-islamische Propaganda der letzten Jahrzehnte regelrecht herbeigezüchtete Kinderschwemme, welche sich jetzt in der großen Anzahl von perspektivlosen Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung („youth bulge“, 45-60% der Bevölkerung), denen Anerkennung und Bestätigung in jenen Gesellschaften verwehrt bleibt, zu einer ernsten Gefahr, welche in zunehmender Terrorbereitschaft zu Tage treten würde und  nicht etwa Religion oder Armut. Zumindest hat er in dem Punkt recht behalten, dass genau dieser Überschuss an Jugendlichen, welche sich um ihr Leben betrogen fühlen, von dem massiven Wunsch nach Freiheit und einem menschenwürdigen Leben getragen, eine Welle der Unzufriedenheit auslösen, welche sich gegen die eigenen Systeme stellt und diese in Frage stellt. Niemand aber hatte diese Entschlossenheit, ja nicht einmal diese Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass so etwas wirklich in diesem Maße auftreten, ja ausbrechen könnte.

Ägypten galt als Hochburg westlicher Umhegung. Die Regierung galt als „sicher“, als Freund und wurde in Milliardenhöhe gestützt. Allein EU-Entwicklungshilfe in dreistellige Millionenhöhe direkt an die Regierung, zeigt die Bedeutung dieser Regierung für den Westen. Deshalb traf es gerade den Westen wie ein Schock, ein Schlag unter die Gürtellinie, welcher sich in der Schockhaltung der westlichen, insbesondere EU-Politiker deutlich machte. Wie reagieren auf ein Volk welches frei sein möchte, wenn doch die Regierung dieses Volkes der beste Freund des Westens sein sollte. Welches Entsetzen war den hilflosen Gesten der Politiker zu entnehmen, welche Panik vor eventuellen katastrophalen Auswirkungen. Sicher sprach man zunächst nur von Israel – aber die Gedanken waren doch mehr dem zu befürchtenden Ausmaß des Einflusses auf die eigene Wirtschaft gewidmet. Gerade Deutsche Investmentfonds haben mehrere Milliarden € in Ägypten investiert. Die deutsche Großindustrie hat in den letzten Jahren Milliarden in neue Produktionsanlagen gesteckt – nicht wenige Millionen, wie derzeit im Hinblick auf mögliche Auswirkungen auf die Börse, in der Presse verniedlichend versucht wird zu verbreiten. BMW und Mercedes haben neue Fertigungsanlagen gebaut, Thyssen und BASF neue Werke erstellt, RWE Milliardendeals für Gas- und Öl getätigt. Das sind keine Peanuts – das könnte die Stabilität der Wirtschaft schwer schädigen und die deutschen Steuerzahler mit sicher unzumutbaren Belastungen treffen. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen einer möglichen Sperrung des Suez-Kanals und dem damit verbundenen Unterbrechen einer geregelten Ölversorgung für ganz Westeuropa. Welche aufgebauschte Angstvorstellung eine von der Moslembruderschaft geführte Regierung auszulösen vermag, wurde schon in der Vergangenheit immer wieder regelrecht herbeibeschworen. Daher resultiert diese Unsicherheit der Politik, diese direkt kopfscheue Schweigsamkeit.

Aber Ägypten zeigt sich so anders als erwartet, ja wie selbst Heinsohn es prophezeite. Der Ruf nach Freiheit durch das Volk für das Volk wird getragen von einer tiefen Sehnsucht auch nach Frieden, welcher jetzt durch die jahrelangen Nutznießer der in Agonie liegenden Regierung bewusst untergraben und durch gezielte Provokation in ungezügelten Massenterror, ja Bürgerkrieg verwandelt werden soll, um das Militär zum Eingreifen und zur Niederschlagung zu zwingen. Aber die Militärführung hält sich bedeckt. Die alten Generäle, welche Nutznießer, Zeit- und Weggefährten des zu stürzenden Präsidenten waren, sehen sich in der schier unlösbar anmutenden Lage, einen Bürgerkrieg zu riskieren, in dem ihnen der größte Teil der jungen Generäle, Divisionskommandeure und Obristen den Gehorsam verweigern würde und sicher auch zumindest der wehrpflichtige Anteil der Soldaten fahnenflüchtig werden könnte. Auch müssen sie sich darüber im Klaren sein, dass die Militärhilfen des Westens für den Fall einer Fehlentscheidung sicher ausbleiben würden und somit ein völlig neues Bild militärischer Orientierung erforderlich werden könnte. Da wird der derzeitige vorsichtig-zurückhaltende Weg sicher der sein, der einem am Ende alle Möglichkeiten offen hält. Ägypten geht seinen Weg – und diesen Weg bestimmt diesmal das Volk allein. Ein Weg ohne religiöse, hasserfüllte Propagandisten und brennende Fahnen,  sowie ohne eine Möglichkeit, diesen Weg noch zu stoppen. Es ist eine Bewegung der Jugend und der Verzweifelten, in der eine Moslembruderschaft mit einer bestenfalls zu erwartenden Unterstützung von 15 - 18 % der Bevölkerung rechnen könnte. Politisch bestimmend werden Andere sein, solche von denen sich die Menschen zumindest die Fähigkeit zum Herstellen einer Situation, welche als Ausgangspunkt für eine positive Entwicklung für alle dienen könnte, versprechen.

Dies mag den anderen Völkern in diesem Raum ein Vorbild sein und ein Ansporn. Zumindest ist es ein deutliches Zeichen, wie falsch die westlichen Einschätzungen zu diesen Völkern in der Vergangenheit waren und eine Warnung an die dortigen Regierungen, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Regierung bedeutet nicht Volk, dass sollten sich auch die Regierungen in Europa in der jetzigen Zeit verdeutlichen – diese könnten einen solchen Weg noch vor sich haben. Was in Tunesien begann, trifft den gesamten arabischen Raum und wird auch Syrien deutlich beeinflussen. Jedes dieser Länder wird einen Weg finden - einen Weg der dem jeweiligen Volk gerecht wird, denn in diesem Raum, politisch zusammengeredet, leben doch viele sehr unterschiedliche Völker, mit sehr unterschiedlichen Lebensvorstellungen.

Frá Angela de Montalbán

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (03.02.2011, 00:09)
#5

magnusfe

,Deutschland

#6

- admin -

Sydney,Australien

Bleiben wir doch beim Thema. Wir sehen in Ägypten die Rebellion eines Volkes gegen die seit Jahrzehnten dahinsiechende Staatsmacht, welche allein durch die finanziellen Segnungen der kapitalistischen Westländer am Leben gehalten wurde. Ägypten wird aus diesen Fehlern der Vergangenheit sicher lernen - werden es die Europäer und die Amerikaner auch? Nach immerhin elf Tagen des schweigenden Entsetzens, trauen sich die EU-Vertreter eine Position zu beziehen, die den Freiheitswillen des ägyptischen Volkes bejaht. Offensichtlich aber ist man so in der Vergangenheit fixiert, dass man einfach nicht wirklich wagen möchte, den Abgang des beim Volk in Ungnade gefallenen Präsidenten, öffentlich zu fordern, ja nicht einmal den Mut hat solche Gedanken auszusprechen. Die Angst vor dem, was da kommen könnte ist so entsetzlich groß und brutal, dass man sich, für die Öffentlichkeit völlig ungewohnt, besser in vorsichtigem Agieren übt.

Die Ägypter zeigen ein Handeln, welches alle völlig überrascht. Der vorhergesagte Terror und blutige Aufstand bleibt aus. Das konnten selbst die Provokationen seitens der Präsidentenanhänger nicht ändern. Diese hatten tatsächlich darauf gebaut, dass man das Militär soweit provozieren kann, bis dieses den Aufstand insgesamt niederzuschlagen gezwungen ist. Hier haben die politischen Kräfte im Untergrund völlig vergessen, dass alle ägyptischen Offiziere in den letzten 40 Jahren in Europa und in den USA ausgebildet wurden und dort mehrere Jahre gelebt haben. Sie wissen genau wie die Menschen im Westen leben und sie wissen sehr genau, was das ägyptische Volk in der Vergangenheit zu leiden hatte und wie tief der Sumpf der Korruption die Wirtschaft des Landes in den Abgrund zog. Sie erkannten, dass man hier einen Neuanfang unterstützen muss, welcher zumindest als Ausgangspunkt für eine bessere Zukunft betrachtet werden kann. Die westlichen Ängste vor einem um sich greifenden Islamismus, mag zwar aus deren Sicht irgendwie gerade noch verständlich sein, ist aber völlig weit hergeholt und aus ägyptischer Sicht völlig absurd. Man will nicht von der Unterdrückung durch eine Politiker und Beamtenkaste zu mittelalterlichen Unterdrückungsidealen irgendwelcher religiöser Fanatiker wechseln, die diese aus alten Schriften herzuleiten gedenken.

Den westlichen Staaten, in ihrem anthropozentrischen Größen- und Unfehlbarkeitswahn, mag dieses Geschehen eine eindeutige Lehre und auch Warnung sein. Deren Hauptinteresse an der gesamten arabischen Region liegt allein im Öl und im daraus hier angehäuften Kapital begründet. Kapital, welches sie für das für die westliche Wirtschaft „lebensnotwendige“ Öl in diese Region leiten müssen, suchen diese durch völlig überzogene Baumaßnahmen, welche größenwahnsinnigen Potentaten als Zukunftsinvestition schmackhaft gemacht werden und militärische Männerspielzeuge modernster Art, wieder aus den Kassen zu ziehen. Kapital welches den, durch religiös begründete Fehlentwicklungen, in den letzten Jahrzehnten explodierenden Bevölkerungsmassen zum Aufbau einer Lebensgrundlage tatsächlich fehlt. Einige dieser Potentaten aber sind westlich geschult und entwickelten eine Art von Cleverness, welche den westlichen Politikern noch mehr zum Schrecken werden könnte. Diese investierten im großen Stil in die europäischen Großindustrien und sind inzwischen mehrheitsbeteiligt in der gesamten Schlüsselindustrie, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Politische Veränderungen, ausgelöst durch Volkswillen, in diesen Staaten könnten die europäische Vormachtstellung endgültig brechen und Abhängigkeiten aufzeigen, die sich diese in ihren schlimmsten Alpträumen nicht zu denken wagen.

 Frá Angela de Montalbán

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -

#7
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Unbekannt

Gelöscht

Die Frage stellt sich: Was genau will Mubarak noch? Er hat doch keine Zukunft mehr als Diktator. Erst macht er versprechen, die er nicht einhält und dennoch möchte er an der Macht bleiben. So realitätsfremd kann er doch nicht sein? Das Volk wendete sich deutlich gegen ihn...ich sehe keinen Sinn in seinem Handeln.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Jamie« (16.02.2011, 11:38)
#8

- admin -

Sydney,Australien

Während im Westen bereits von einer allgemeinen Beruhigung der Lage in den unruhigen arabischen Staaten gesprochen wird – zumindest in der Öffentlichkeit -, und wesentliche Ereignisse vertuscht oder heruntergespielt werden, scheint man doch die Lage in Ägypten offensichtlich weder richtig beurteilen noch die Entwicklung einschätzen zu können.

Die Rückkehr zur Normalität in Tunesien ist wohl mehr der eigenen Beruhigung geschuldet als den Realitäten. Nach wie vor gibt es Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen, selbst bewaffnete Übergriffe auf Staatseinrichtungen. Das letzte bewegende Ereignis stellt die Selbstverbrennung einer jungen Frau dar, welche sich nicht mehr in der Lage sah ihre Familie zu ernähren. Zumindest laufen hier bereits deutliche politische Maßnahmen und Veränderungen, welche als Grundlage für eine positive Entwicklung betrachtet werden könnten.

In Algerien dagegen gibt es schwere Ausschreitungen und Demonstrationen, die in einigen Selbstverbrennungen gipfeln und einer um sich greifenden Arbeitsniederlegung in den meisten größeren Städten. Auch dort wird jetzt mit einer Massendemonstration in den nächsten Tagen zu rechnen sein. Die Aufrufe und Vorbereitungen seitens oppositioneller Kreise laufen bereits seit Wochen.

In Syrien sind nahezu alle öffentlich wichtigen Gebäude durch Militär abgedeckt, das Präsidentengebäude und die Regierung abgeriegelt. Die Versprechungen des Präsidenten wirken nicht wirklich beruhigend auf die Menschen, welche sich zunehmender Verarmung und tatsächlicher Verelendung durch Hunger ausgesetzt sehen. Das wirklich fruchtbare Land wird durch klimatische Veränderungen zunehmend austrocknen und die wirtschaftliche Grundlage des Staates in der Landwirtschaft völlig in Frage gestellt. Die beiden letzten Jahre brachten Ertragsrückgänge von mehr als 30 % p.a. Rechtzeitige Gegenmaßnahmen blieben aus und derzeit wird eine Lösung nur durch eine überregionale Maßnahme zu verwirklichen sein (Türkei, Irak, Syrien).

Der Nordteil des Sudan (der Süden wird derzeit ein eigenes unabhängiges Land) sieht sich nunmehr vor den Scherben einer jahrelangen Misswirtschaft und Ausbeutung seitens der regierenden Kreise und steht kurz vor dem Aufruhr.

In Lybien wurden selbst Reservetruppen aktiviert und alle wichtigen Punkte des Landes wurden in den letzten Wochen zu Manövergebiet zum Schutze des Staates verwandelt. Die haben ja auch lange nicht mehr die Niederschlagung von Massen zu üben gehabt.

Selbst in Saudi-Arabien ist die phlegmatische Ruhe der Saudis dahin. Plötzlich wagen selbst Frauen öffentlich zu demonstrieren und gewisse Rechte (hier geht es überwiegend um mehr Bildung) einzufordern und an den Universitäten wächst der Unmut über die Ungerechtigkeiten in der staatlichen Wirtschaftswelt.

Zu den Golfemiraten und Saudi-Arabien sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass dort nahezu kein Einheimischer wirklich körperliche Arbeit verrichtet – dort arbeiten mehr als 8 Millionen Pakistani, Inder, Bangladeschi, Indonesier und fast jeder Araber hält sich einen indischen Hausdiener. Es sind die Länder des Kapitals, des Ölgeldes welches in wenigen Jahrzehnten versiegen wird und diese Länder wirtschaftlich ruinieren und existenziell hinwegfegen wird.

In Ägypten haben die Misswirtschaft und die Ausbeutung seitens der Regierenden eine Unmut und eine Volkswut heraufbeschworen, welche sich nicht durch einige wenige politische Klügeleien und Klüngeleien aus der Welt reden lässt. Herr Mubarak befindet sich in einem Alter, in welchem andere in Pflegeheimen oder ähnlichem ihrem baldigen Ableben entgegen harren. Betrachtet man seine öffentlichen Auftritte könnte man meinen man hätte einen Mann im besten Alter vor sich – aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Er ist krank und er weiß nicht immer wirklich was sich außerhalb seines Blickfeldes noch ereignet, schon gar nicht ist ihm der Freiheitswunsch und Willen seiner „Untertanen“ überhaupt zugänglich. Aber da ist seine nicht unbedeutende Familie, welche sich über Jahre am Staat und somit am Volke bereicherte und über 40 Milliarden $ „sicherte“. Da sind aber auch die vielen Generäle und deren in der Wirtschaft aktiven Familienangehörigen, welche sich genauso unverschämt raff- und habgierig verhielten. Diese fürchten im Zuge des Umbruches sicher um mehr als nur ihre Pfründe. Derzeit versucht man im großen Stil wirkliche Mengen an Kapital ins Ausland oder innerhalb des Auslandes auf viele lukrative Plätze zu transferieren. Wir konnten hier in den letzten 10 Tagen Bewegungen von mehr als 200 Milliarden $ registrieren, welche unmittelbar mit ägyptischen oder diesen verwandten oder wirtschaftlich verbundenen Personen in Zusammenhang zu stellen sind,  registrieren.

Dies ist der Punkt der alle im Umfeld des Präsidenten reich gewordene unmittelbar zur Verzögerung unumgänglicher Entscheidungen zwingt. Das vorgebliche „väterliche“ Gehabe des Präsidenten und seines „neuen“ Stellvertreters Suleiman ist naiv, dümmliches Polittheater, wie wir es ja auch in Deutschland von den Linken und Grünen kennen.

 Heute werden die Generäle Entscheidungen treffen müssen, die sich deutlich von der bisherigen gezwungen neutralen Haltung zu unterscheiden haben. Auch dort wird man sich umstrukturieren und völlig umorientieren müssen. Die seit 1952 bestehende Vormachtstellung und Quasiregierung durch Generäle geht ihrem Ende zu. Jetzt sind Politiker gefragt – solche, die in der Lage sind einem großen Volk eine Zukunft aufzubauen. Hier sehen wir gewisse westliche Bestrebungen sehr kritisch – wie sollten Politiker einem Land Vorgaben für eine positive Entwicklung machen können, die ihre eigenen Länder in den Staatsbankrott geführt haben??? schulterzucken

Frá Ming Bao Li

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (11.02.2011, 11:04)
#9

- admin -

Sydney,Australien

Die Welt hält praktisch den Atem an, zumindest die politische und hier vor allem die westliche und die arabische als Betroffene selbst. Alles was Mubarak in seiner so lange erwarteten Rede sagte, war nicht mehr als „Nichts“. Niemand im Volk ist damit einverstanden und niemand hatte diese Hartnäckigkeit überhaupt noch erwartet. Eine stufenweise oder auch nur teilweise Machtübergabe an Suleiman wäre nichts als ein Versuch die bestehenden Verhältnisse über die Zeit zu retten und die regierenden Kräfte faktisch im Amt zu belassen. Jetzt ist das Militär gefragt – und dieses ist in einer mehr als unerfreulichen Situation. Die alten Weggefährten des Präsidenten laufen Gefahr, dass sich zunehmend mehr der jungen Offiziere und erst recht der Wehrpflichtigen mit dem Volk solidarisieren und einem dann zu spät erfolgenden Befehl zu einer, wie auch immer gelagerten Entscheidung, nicht mehr Folge leisten werden. Dies würde dann zweifelsfrei Anarchie bedeuten. Derzeit gibt es in Ägypten keine politische Kraft, die in der Lage wäre diesen Staat wirklich zu führen, geschweige diesen politisch und wirtschaftlich in neue Bahnen zu lenken. Hier könnte eine dem Staat verpflichtend  dienende Armeeführung eine notwendige und wichtige Stütze sein. Derzeit schwanken die westlichen Medien in der Annahme eines Präsidentenopfers, durch welche der verhasste Präsident entfernt, durch seinen Stellvertreter Suleiman ersetzt werden solle und somit alles in wenigen Wochen des Überganges in die alten Bahnen zurückkehren würde und einem Militärputsch, welcher das Land in nicht abzuwägende Verhältnisse stürzen könnte. Zu ersterem, wohl eher dem Wunschdenken der westlichen Staaten und insbesondere Israels entsprungenen Gedanken, gibt es jedoch keinerlei greifbare Hinweise. Mehr Grund zum Nachdenken sollte die Beförderung des Verteidigungsministers zum Feldmarschall von Ägypten geben. Sollte hier eine Machtperson innerhalb des Militärs durch die derzeit „Herrschenden“ erkoren werden?

Die ägyptische Armee zählt mit mehr als 950.000 Mann und einer hochmodernen Ausrüstung zu den stärksten auf der Welt, allemal innerhalb der Arabischen Liga. Sie verfügt über mehr als 2500 hochmoderne amerikanische  Kampfpanzer, davon 925 vom Typ Abrams (welche in Ägypten in Lizenz gebaut werden) und hält in Depots mehr als 1800 russische T-55 Tanks in Bereitschaft. Sie verfügt über die größte Luftflotte der gesamten Region, welche aus modernsten amerikanischen und französischen  Kampfflugzeugen besteht und zudem über eine nicht zu unterschätzende moderne Marine.

Diese Macht in falschen politischen Verhältnissen könnte zu einer nicht zu unterschätzenden Bedrohung Israels erwachsen. Deshalb möchten diese auch gerne an den Verhältnissen festhalten und die Europäer würden dies gern unterstützen. Erstaunlicherweise sind hier die Amerikaner deutlich aufgeschlossener und sehen einer Demokratisierung der Region gern entgegen.

Aber sollte wirklich der westliche Traum einer weltweiten Demokratie allen Völkern faktisch aufgezwungen werden? Wir sahen bisher nicht eine Demokratie, die auch nur eine erkennbar relevante historische Epoche überlebt hätte – das hatten auch schon die alten Griechen erkannt.

Sicher wäre dies in der derzeitigen Situation das kleinere Übel für Ägypten – eine Militärdiktatur über ein derart großes Volk ist wirklich nur mit Gewalt und Unterdrückung zu realisieren, wenn nicht das Volk selbst eine solche unterstützen würde.

Das wissen aber auch die Generäle und sie haben es jetzt in der Hand, die Wege für Ägypten und das ägyptische Volk in eine bessere Zukunft zu ebnen. Hier dürfte der nicht zu unterschätzende Einfluss der jüngeren Offiziers-Generationen  den  Ausschlag für eine zwingend erforderliche Entscheidung geben.

Frá Angela de Montalbán

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (11.02.2011, 14:29)
#10
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Jamie

Gast

Zwei äusserst Fachkundige und umfassende Beiträge! Vielen Dank für diese sehr interessanten Erklärungen. Die Zahlen sind wirklich erschreckend, sowohl diejenigen des bisher übermittelten Vermögens als auch der militärischen Schlagkraft. Wenn man bedenkt wie ein "Stein" mit dem anderen verbunden ist-wird einer weggezogen könnte das ganze Machtgebäude in sich zusammenstürzen. Allein die Verantwortung dieses imposanten Systems, da könnte ich persönlich keine Nacht ruhig schlafen. Denn alles ist möglich im positiven wie auch negativen. Aber Diktatoren handhaben ihr Gewissen ja auch auf andere Weise.;)
Die Beiträge regen zum Nachdenken an, starke Veränderungen innerhalb relativ kurzer Zeit. Das neue Jahr überrascht schon zuu Beginn, um es mal lapidar auszudrücken. Tatsächlich sind die Ereignisse so gravierend, selbst aus weiter westlicher Ferne beunruhigen sie und wühlen auf. Es bleibt nur zu sagen weiterhin am Geschehen dranzubleiben und zu hoffen, es käme für die jeweiligen Völker einigermassen gut oder besser (wenn möglich) als in der Vergangenheit.
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