#1

gyges

,Deutschland

Ist die Linie nicht längst überschritten den Terror durch Gewalt zu bekämpfen . . .

Ich möchte hier mal ein Thema zur Diskussion stellen, das mich wirklich bewegt und mir Sorgen macht.

Folgenden Bericht sollte man in diesem Zusammenhang betrachten:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/toeten-per-joystick?documentId=16040688


Ich stelle hier die Frage, ob man nicht längst selbst zum Terror greift im Kampf gegen den Terror und sich
über Grund- & Menschenrechte  hinweg setzt .

Menschen ohne Gerichtsverhandlung einzusperren, sie ohne Anhörung zu Verurteilen - ja sogar per Drohne
einfach hinzurichten kann nicht der richtige Weg sein und führt nur zu weiterem Unmut und Hass.

Wie seht Ihr das ?

#2

- admin -

Sydney,Australien

Solange der moralische Gesichtspunkt einer gerechten Lösung von Handlungskonflikten zum Zuge kommt, kann die Moral der gleichen Achtung für – und der solidarischen Rücksichtnahme auf – jeden aus dem Reservoir von Vernunftgründen allein gerechtfertigt werden. Wenn die Moral aber nach wie vor auf eine Begründung aus Weltbildern angewiesen wäre, oder wenn diese beiden Seiten in einem zirkulären Begründungsverhältnis stünden, müssten wir den Toleranzgewinn der weltanschaulich neutralen Aufklärungsmoral  und Menschenrechtskonzeption abschreiben. Als unangenehme und unabwendbare Konsequenz müssten wir den Verzicht auf eine normativ überzeugende Befriedung kultureller und weltanschaulicher Konflikte von vorn herein in Kauf nehmen.

 Das Ziel von Terror liegt nicht in einem Gewinn von Konfliktlösungspotential – es ist allein in der Ebene von Kommunikationserzwingung anzusiedeln. In diesem Bereich würden wir Drohnenangriffe nicht ansiedeln wollen – diese sind allein darauf ausgerichtet, gezielt und nach Möglichkeit präzise zu töten. Hier stellt sich die Frage, was ist moralisch noch zu vertreten,  in einem militärisch nicht zu öffentlichkeitsakzeptablen Bedingungen zu lösenden und mit rechtsstaatlichen Mittel nicht greifbaren Konflikt?  Der über den oben eingestellten Link zu erreichende Medienbeitrag ist weder geeignet ein wirkliches Bild der Drohneneinsätze zu vermitteln, noch sind darin enthaltene Versuche einer Verteidigungstaktik für den beigezogenen Fall Erdogan eine glückliche Wahl für eine neutrale Berichterstattung.

Die terroristischen Untergrundbewegungen, welche von Pakistan aus in Afghanistan operieren und weite Teile Pakistans in einer Zange der Gewalt unterdrücken, gehören sicher nicht zu den Organisationen für die man eine Sonntagskollekte sammeln sollte. Überwiegend stellen diese eine Bedrohung und Gefahr für die innere Sicherheit Pakistans dar und sind damit ein Problem der dortigen Sicherheitskräfte, bzw. in einigen Gebieten auch des Militärs, da es sich um regelrechte militärische Eroberungs- bzw. Abspaltungsbewegungen handelt.

Nahezu alle der in Pakistan agierenden Gruppierungen sind jedoch vom Iran finanzierte und ausgerüstete aktive Unterstützer, bzw. Ausbildungszentren und Rekrutierungsstützpunkte für afghanische Talibankämpfer. In diesem Bereich sind auch die meisten Drohnenangriffe angesiedelt. Eine durchaus bekannte und in vielen islamischen Ländern übliche Taktik ist es, verfolgte, gesuchte oder bedrohte Kämpfer für den Glauben innerhalb von Familienverbänden zu verbergen. Hier liegt der Schwachpunkt jedes Drohneneinsatzes – die Mär vom sauberen, gezielten Krieg ist auch hier auf oft dramatische Weise widerlegt. Die Wirkung einer Hellfire-Rakete auf einen Panzer kann man aus dem angefügten Bild entnehmen – das Ziel war ein kampfwertgesteigerter T-72 russischer Produktion im Irak. Der Westen wird sich schleunigst umorientieren müssen um sich dem seit Jahrzehnten fortdauernden Vorführungseffekt durch die islamistischen Machthaber  des Gottesstaates zu entziehen. Gelingt dies nicht, werden noch Generationen unter den Folgen dieses ideologischen Schauspiels zu leiden haben.

Kriege werden nicht geführt, um Langeweile abzuwehren. Sie gehen aus ethnischen und religiösen Feindschaften hervor, aus dem Wettbewerb um Märkte und Territorien und zunehmend mehr aus dem Kampf auf Leben und Tod um knappe Ressourcen.  In vielen Gebieten nimmt man Krieg noch als Verheißung und Möglichkeit der Spannungsabfuhr und Befreiung von den Ketten, welche den Durchschnittsmenschen an seine Pflichten fesselt – die Welt der Arbeit wird zumindest für gewisse Zeit aufgebrochen und die fruchtlosen Hoffnungen des eintönigen Lebens bleiben für eine Weile vergessen. Noch immer wird Krieg gefeiert, weil er für viel Menschen mit einem Traum von Freiheit verknüpft ist.

In den Gesängen der Ilias wird der Tod auf dem Schlachtfeld verherrlicht. Man erlebt eine Geschichte eines Kriegsspiels der Helden zur Unterhaltung der Götter. Im Gegensatz zu Homer können wir uns die enge Verbindung zwischen Krieg und Spiel nicht ohne weiteres eingestehen. Doch sie existiert nach wie vor. Kriegsspiele sind für gelangweilte Konsumenten der postmodernen Freizeitgesellschaften zu einem Vergnügen neben anderen geworden – der echte Krieg ist so wie das Rauchen zu einer lästigen Angewohnheit der Armen geworden. Sind diese Armen ideologisch oder weltanschaulich extrem beeinflusst, können gutmenschliche, spielerische Aktionen und Aktivitäten nicht nur kontraproduktiv, sondern vielmehr Situationsverschärfend und verlängernd wirken.

Die direkte Frage nach einem Zusammenhang von Menschen- und Grundrechtsmissbrauch zum Nachteil von „Unschuldigen“ und dem gezielten Töten von Anführern und  Hasspredigern terroristischer Bewegungen muss man deutlich differenziert betrachten. Niemand sollte das Recht haben, Recht und Gesetz zum Spielball von politischen Zielen zu machen – keiner sollte sich der Verpflichtung entziehen dürfen auch unpopuläres Handeln ergreifen zu müssen, wenn dies der Abwehr von Gefahren für die Allgemeinheit dient.

Frá Mohiuddin BatuKhan

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -

#3

Dennis

Biere,Deutschland

Zitat: Niemand sollte das Recht haben, Recht und Gesetz zum Spielball von politischen Zielen zu machen – keiner sollte sich der Verpflichtung entziehen dürfen auch unpopuläres Handeln ergreifen zu müssen, wenn dies der Abwehr von Gefahren für die Allgemeinheit dient.

Wenn nach dieser Aussage, jeder Präsident und Vorstand, jeder Gruppenanführer und sonst sich nennender Höchster Führer, handelt und denkt, für seine sich heraufgeschworene Allgemeinheit, sind wir dann nicht da, wo wir jetzt sind?

Ich glaube, einen wirklichen Ausweg zwischen Handeln und handeln, wird es für den Menschen nicht geben.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Dennis« (17.07.2014, 22:33)
#4

gyges

,Deutschland

Hier ein aktueller Beitrag zu diesem Thema:

https://www.youtube.com/watch?t=57&v=0zeyKuhRVQ4

Für die USA scheinen Menschenrechte grundsätzlich erst einmal nur
für Amerikaner zu gelten . . .

#5

gyges

,Deutschland

... und noch ein Beitrag vom Herrn "Friedensnobelpreisträger"

https://www.youtube.com/watch?v=eeWlljKoNjk

#6

Dennis

Biere,Deutschland

WOW...eine Aussage: Der "Präsident" kann töten.
Bitte was? 

Wissen die überhaupt noch was die tun? Der Präsident "tötet" aber nicht, er gibt nur den Befehl dazu. Die, die töten, das sind die Soldaten, die stupide mit ihren Bleihirnen auf alles schießen was nicht in deren Ansichten passt.
Kurioser Weise, schrieb ich heute ein paar kleine Verse:

Wenn jeder Soldat auf dieser Welt,
mal kurz, nur kurz, in sich inne hält,
dann wird die Welt so ruhig, so leise,
und auf ihrer Art mehr als nur Weise.
Jeder Befehl, von obriger Hand,
verschwindet im Wind und landet im Sand,
denn ein Befehl ist ein Wort, aus Menschen Mund,
und das ist der einzige Tötungsgrund!

JEDER, der auf "Befehlen" tötet oder annähernd in dieser Richtung "Befehle" ausführen "muss" oder soll, ist nicht besser als das Blei aus dem Mund eines "Präsidenten"!

JEDER Soldat, der eine Waffe "für sein Land" hält, sollte diese einfach beiseite legen, eventuell für immer. JEDER!!

Was macht ein Präsident, wenn "seine Männer" nicht mehr auf ihn hören? Wenn sie lieber friedvoll mit ihren Angehörigen und Familien ihre Zeit genießen wollen? Zieht er dann sein "sauberes Jacket" aus und steigt in den Ring? Der...sorry...pisst sich vor Angst in die Hose!!
Ich muss ehrlich sagen, das ich so manches nicht verstehe was in den Köpfen solcher Menschen vor sich geht. Es ist ja nicht nur Amerika. Es sind alle, die denken, das sie mit irgendeiner Waffengewalt irgendetwas "richten" können. Ob es nun aus Spaß, aus Überzeugung, aus Gewinnsucht oder Friedenskampf ist...es ist völliger Schwachsinn!!!
Es gibt gar nicht genügend Worte für so einen stupiden Blödsinn, den sich Menschen ausdenken, nur um "ihr Land" zu verteidigen.

Das Problem, was ja noch dazu kommt, ist ja, das der normale Bürger nur solche Informationen vorgesetzt bekommt. Wir wissen doch gar nicht, was diese kranken Gehirne alles schon in den Himmel geschickt haben um alles zu beobachten und eventuell ausschalten zu können, nur um eine "Sicherheit" der Bürger zu gewähren. Die Tier und Pflanzenwelt will ich jetzt hier nicht ansprechen, denn diese brauchen schon "Bodyguards" um nicht auszusterben!

Wer...terrorisiert hier eigentlich wen und wofür?

Denn der "normale" Bürger "will" das doch gar nicht...in keinem Land!

 

#7

- admin -

Sydney,Australien

Bevor wir hier näher auf das Vorgetragene eingehen, möchten wir zunächst die von Gyges eingestellten Links als ausschließlich "antiamerikanisch", also typisches USA-Bashing bewerten. Kurzfilme, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, oder regierungskritische Journalistenhetze ist nicht das, was geeignet sein könnte irgendwelche Probleme ideologischer Art zu beenden oder auch nur einzuschränken. SOLs Erwiderung dagegen ist bestenfalls als naives Kleinbürgerdenken zu deuten - solches jedoch hat keinerlei Bezug zu den derzeitigen politischen Vorgängen auf dem Planeten Erde. Soldaten sind ganz normale Bürger - Söhne, Väter, Onkel usw. aus ganz normalen Familien - und doch zeigen gerade die Kriege der letzten Zeit einen bisher völlig unbekannten Fanatismus in den untersten Rängen der Beteiligten. Kriege werden zunehmend kriminalisiert, bzw. sehen wir hier Führungskader, welche allein auf krimineller Basis agieren. Die Kriege werden ausschließlich im wirtschaftlichen Interesse von weltweit organisierten Oligarchengruppen organisiert, finanziert und arrangiert. Hier sind die Regierungen des Westens nichts als naiv-dekadente Spielfiguren in einem Spiel, welches ihnen völlig fremd und undurchschaubar geworden ist.

 

Frá Sumedha Gupta

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (19.04.2015, 11:23)
#8

Dennis

Biere,Deutschland

Zitat: SOLs Erwiderung dagegen ist bestenfalls als naives Kleinbürgerdenken zu deuten - solches jedoch hat keinerlei Bezug zu den derzeitigen politischen Vorgängen auf dem Planeten Erde.

Sollte es für den Menschen nicht möglich sein, dieses Kriegsgespiele aufzugeben und einfach mal zusammen zu arbeiten? Ist der Mensch wirklich so tief abgestumpft?

Zitat: Soldaten sind ganz normale Bürger - Söhne, Väter, Onkel usw. aus ganz normalen Familien - und doch zeigen gerade die Kriege der letzten Zeit einen bisher völlig unbekannten Fanatismus in den untersten Rängen der Beteiligten.

Das meine ich doch. Auf dem "Schlachtfeld" steht doch mal nur der Soldat, der den Abzug durchzieht. Und genau das "muss" der einzelne "nicht" tun...fallen lassen die Bleispritze und nach Hause gehen! Das ist nicht schwer!!! Und soweit sollte doch jeder denken können!

Natürlich weiß ich, oder kann es mir denken, das dies durch diese ganzen Verkettungen nicht wirklich möglich ist, da hier viele viele andere Dinge Einfluss nehmen...warum auch immer.
Aber die "Befehlsgeber" sind nicht die, die draußen im Dreck das Blut der anderen sich ins Gesicht schmieren!! Gerade weil viele der Soldaten Familien haben, sollten diese doch auch verstehen, das sie auf falsche "Ideale" zielen!

Ich bin aber zur Zeit innerlich ein wenig aufgewühlt!

#9

- admin -

Sydney,Australien

SOL ergeht sich in Gedanken an „eine Menschheit“, eine globale Idee, einer Gesellschaft, in der sich ein gemeinsamer Wille in den Institutionen und Gesetzen verkörpert. Er begibt sich damit in die Gedanken- und Ideenwelt Rousseaus und schließt selbst Ideenfragmente aus Platons Politeia in seine Welt mit ein. Aber ist solches überhaupt möglich?

Ein gemeinsamer Wille in Anwendung des Transparenzideals auf die Gesellschaft bedeutet aber nicht die abstrakte Summe vielfältiger Willensstrebungen oder einen statistischen Mehrheitswillen, sondern ist Ausdruck eines Strebens des Herzens und der Vernunft, die alle miteinander verbindet, natürlich unter der Voraussetzung, dass jedermann in seinen eigenen Grund hinabreicht. Wenn das geschieht sind alle voreinander gleich und darum auch alle füreinander durchsichtig.

Doch selbst in der Gesellschaftsutopie muss man wahrnehmen und erkennen, dass es  auch dort keinen Platz für den Anderen in seinem Anderssein geben kann. Nur unter der Voraussetzung der völligen Gleichschaltung, Gleichmachung, das völlige „aequilibrium“, totale wirtschaftliche, soziale, intellektuelle  und religiöse Gleichheit, könnte man eine befriedete Gesellschaft zumindest „erdenken“.  Imaginieren ginge schon zu weit. Es ergeht sich in die Spur gefährlicher Träume und spätestens seit Robespierre sollten solche aus den auch nur erdachten Möglichkeiten verbannt sein.  

Gemäß Jean-Jacques Rousseau erzeugen alle Mitglieder einer Gemeinschaft in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen, die volonté générale. Der Gemeinwille orientiert sich am Gemeinwohl und hat dabei immer Recht. Er gilt absolut, auch wenn Einzelne ihn ablehnen. Er ist nicht einfach der Wille der Mehrheit, sondern derjenigen, die tugendhaft und im Besitz der Wahrheit sind. Jeder, der den Gemeinwillen angreift, stellt sich außerhalb der aufgeklärten Gemeinschaft. Für Robespierre bedeutete dies, dass die Gegner der Republik nur die Wahl zwischen einer Änderung ihrer Überzeugungen und dem Tod haben durften. Je grausamer die Regierung gegenüber den Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793 verlauten. Die Terrorherrschaft war demzufolge ein notwendiges Übel, um das Volk für den von Rousseau empfohlenen Gesellschaftsvertrag bereit zu machen. Ohne Tugend, meinte Robespierre, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos.

Rousseau suchte nach Möglichkeiten einer Gesellschaftsreform, die dem Einzelnen für das verlorene natürliche Selbst ein gesellschaftliches Äquivalent geben kann. Er ersann die Möglichkeiten „guter gesellschaftlicher Einrichtungen“. Es sollten solche sein, die es am besten verstanden dem Menschen seine Natur zu nehmen, ihm seine absolute Existenz zu entziehen und ihm als Ersatz eine relative zu geben – sein „ICH“ auf die Einheit der Gemeinschaft zu übertragen, so dass sich jeder als Teil dieser Einheit fühlt. Der aus dem Naturzustand gerissene Mensch sollte nur dann wirklich glücklich sein können, wenn er vollkommen im Gemeinwesen aufgeht, wenn er seine individuelle Freiheit und Selbständigkeit in den Dienst des größeren Ganzen stellt.

Doch der Mensch genügt von Natur aus nicht sich selbst und seine Freiheitslust und sein artspezifisch immanenter Egoismus werden ihn in fortwährenden Widerspruch zwischen Pflicht und Neigung setzen. Will man den Menschen von diesem Widerspruch befreien, so darf man nicht nur einen gut funktionierenden Staat schaffen, man muss einen neuen Menschen heranbilden. Man muss alles auf eine Karte setzen. Halbe Lösungen oder permanentes Verschieben von  politischen Erfordernissen vergrößern nur die Qual der  zerreißenden Widersprüche.

Wer sich diesen Ideen jedoch zu sehr verschreibt, ist leicht auf neue Irrwege zu leiten. Zu  nah sind diesen Gedanken neuere Ideologien und auch „alte“ Religionen und zu leicht verführen solche zu den ideologischen Verirrungen Robespierres. Die idealisierten Gesellschaften Platons und auch Rousseaus müssen kritisch reflektiert und allein die positiven Erkenntnisse hieraus in eine zukunftsweisende globale Gesellschaftsidee eingebracht werden.   Sowohl Platon als auch Rousseau mussten letztlich zugeben, dass „ihr“ ideales Gemeinwesen nicht größer sein konnte als die Reichweite sogenannten nachbarschaftlichen Sinns.

Wer heute noch vorgibt, die ganze Menschheit lieben zu können und mit dem Hinweis auf die Menschenliebe die Liebe zu einem beschränkten Gemeinwesen kritisiert, der ist ein Betrüger. Der im Humanismus begründete, aktive Versuch der Auflösung und Zwangsverbrüderung von Nationalstaaten und die politisch forcierte Terminierung von Nationalitäten durch völkische Vermischung auf globalem Niveau sind zwar verständlich, widersprechen aber selbst der nur schwach entwickelten menschlichen Vernunft. Die Menschheit gibt es nicht – es gibt nur Menschen, getrieben von widerstreitenden Bedürfnissen und Illusionen und anfällig für jede Art von Willens- und Urteilsschwäche.

Wäre der Mensch klüger und moralisch gefestigter würde er die Technologien des 21. Jahrhunderts ausschließlich konstruktiv nutzen. Die Menschen selbst sind technologische Vorrichtungen, die in der Vorzeit von Bakterienverbänden als Instrumente entwickelt wurden, um das Überleben ihres Erbgutes zu sichern. Der Mensch ist Teil eines komplexen Gefüges, das aus der einstigen Eroberung der Erde durch die Bakterien hervorgegangen ist. Seine Fähigkeiten und seine Intelligenz sind Merkmale, die nicht nur ihm selbst, sondern dem Leben als Ganzem angehören.

Der Humanismus, mit seinen ganzen, in den modernen Zivilisationen und Gesellschaftsformen zu erkennenden, Verirrungen und Entgleisungen, hebt den Menschen zurück auf ein Podest, von dem er durch die von den abrahamitischen Religionen ausgelösten  Entmenschlichungen der letzten beiden Jahrtausende, herabgestürzt war. Die wirklich allermeisten Menschen, also nahezu alle, folgen in ihrem Handeln nicht moralischen Regungen, die hin und wieder erwachen, und noch weniger dem, was in ihrem Eigeninteresse läge, sondern den Erfordernissen des Augenblicks. Dabei ist kein Unterschied zwischen „denen da Oben“ oder dem „Normalbürger“ festzustellen. Sie scheinen dazu verurteilt, das Gleichgewicht des Lebens auf der Erde zu zerstören – und damit den eigenen Niedergang herbeizuführen. Wahre Freunde der Erde und der Evolution träumen nicht davon, ihre weisen Verwalter zu werden, sondern von der bereits erkennbaren  Zeit, in der es auf den Menschen nicht mehr ankommen wird.

 

Frá Sumedha Gupta

 

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (27.04.2015, 12:34)
#10

Dennis

Biere,Deutschland

Danke für diesen Artikel Frá Sumedha Gupta

ich verstehe und werde versuchen dieses zu verinnerlichen. Zur Zeit ist es aber mehr als schwer klare Gedanken zu fassen.

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