#1

- admin -

Sydney,Australien

Die Eurozone unter schwerem Druck - Wer soll das bezahlen?

 

Seit Monaten streitet sich die Politik über geeignete und erforderliche Maßnahmen zur Stützung der von Anbeginn als fragwürdig eingestuften europäischen Währung. Stürzt dieses so selbstgefällig und überheblich angepriesene und durchgeboxte System jetzt über die europäische Frage? Stürzt "Europa" selbst über längst überwunden geglaubte Hürden nationalstaatlicher Arroganz?

Seit Tagen überschlagen sich die Medien mit Berichten von Staatsbankrotten und von erneutem Stützungsbedarf der europäischen Finanzinstitute. Erneut Milliardensummen sollen zur Stützung einzelner Staaten aufgebracht werden und erneut zeigen sich die Großbanken in großer Gefahr einer endgültigen Pleite. Noch vor zwei Jahren waren genau diese Banken schnell als Schuldige auserkoren und festgeschrieben, welche die Finanzkrise ausgelöst und zu verantworten hätten - nunmehr aber äußert die Politik Stützungswillen und Stützungsbedarf genau dieser Banken, obwohl diese noch nicht ein Wort über Stützungserfordernisse selbst äußern.

Was geschieht hier auf politischer Ebene und wohin triftet die europäische Politik und Wirtschaft?

Frá John Barclay of Towie

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Frá Ramon« (26.09.2014, 13:55)
#2

- admin -

Sydney,Australien

Ehrlich gesagt, befremdet uns das geringe Interesse an diesem doch für alle so wichtigen Thema, erheblich. Natürlich sind alle Medien mit neuen Nachrichten zu diesen Themen immer wieder auch für neue Überraschungen gut, aber sind das wirklich noch Überraschungen. Beobachtet man die Stellungnahmen in anderen Foren, so erkennt man vor allem große Unsicherheit und zunehmende Verunsicherung neben dem üblichen nichtssagenden Gewäsch bestimmter politischer Gruppierungen und Bewegungen. Eines jedoch ist bisher nirgends auch nur ansatzweise zu entdecken – eine wirklich neutrale und rückblickende Auseinandersetzung mit Ursachen und Wirkungen. Auch wir wollen das jetzt hier nicht ins Einzelne ergründen und belegen, können aber nicht umhin das sensationsgeile Zeitgerede ein wenig bloß zu stellen.

Eines muss man hier grundlegend für weitere Diskussionen zum Thema feststellen, die bisher schnell zu Schuldigen und Verursachern deklarierten Banken, haben ohne Zweifel ihren Anteil an der Verantwortung für die vergangene Finanzkrise und die jetzt anstehende Finanz- und Wirtschaftskatstrophe zu tragen.  Aber eines ist bisher völlig unbeachtet geblieben, weder Banken, Versicherungen, Finanz- oder Hedgefonds konnten hier allein und aus eigenem Antrieb agieren. Hier bedurfte es Hilfe von einer Seite, die bisher bei allen Schuldzuweisungen überwiegend völlig ungeschoren blieb. Die Ursache und damit die Hauptverantwortung für das was sich derzeit auf dem Weltfinanzmarkt abzeichnet hat die Politik zu tragen. Sie schaffte die Voraussetzungen und sie unterließ es nicht nur geeignete Kontrolleinrichtungen zu schaffen, sondern entmachtete vorhandene und reglementierte diese zu reinen Pseudoinstituten. Weltweit beteiligten sich alle an dem politisch inszenierten Finanzspiel und selbst der normale Bürger wurde daran beteiligt. Die Staaten überschlugen sich mit der Ausgabe von Staatsanleihen in Größenordnungen, die jeglicher wirtschaftlichen Vernunft entbehrten und bereits vor mehr als 20 Jahren über keinerlei rechenbaren Gegenwert mehr verfügten. Man inszenierte eine regelrechtes Schneeballsystem (Kettenbrief) mit Staatsanleihen, welche man, nachdem den Bürgern das letzte Geld entzogen war, in den Staats- und Landesbanken untereinander handelte, um sich gegenseitig Zahlungsfähigkeit zumindest buchmäßig vorspielen zu können. Wer tatsächlich glaubt, er wäre auf der sicheren Seite, weil er sein Geld in bisher sicher geglaubten Staatsanleihen angelegt habe, der wird jetzt eines besseren belehrt werden.

Propagiert wurde es als Quelle für  globalen Wohlstand, der allein durch beständiges und fortschreitendes Wachstum zu erzielen sei. Eine Irrlehre, die über alle Staaten, Politiker,  Wirtschaftsschulen und Systeme ausgebreitet wurde und willige, folgsame Anhänger fand. Die Wirtschaft muss wachsen und stockte der Nachschub auch nur einen Moment konnte das regelrechte Panikattacken auslösen und existenzielle Ängste hervorrufen. Immer perverser wurde das Spiel ausgereizt und jeder der eine düstere Zukunftsprognose auch nur andeutete wurde sofort angegriffen und ausgegrenzt. Nebenkriegsschauplätze wurden zwar gelegentlich zaghaft eröffnet und zur Kenntnis genommen. Aber was bedeuteten schon ausgeglichene Staatshaushalte, Umwelt- und Klimaschutz, wen juckt eine Überforderung zukünftiger Genrationen, wen internationale Solidarität oder gar Ordnungspolitik. Das sind bestenfalls Ziele für Randgruppen, die man mit bedauerndem Lächeln zur Kenntnis nimmt und für die sicher irgendwann einmal Zeit ist, solche zu verfolgen. Was jetzt zählt, ist alle Kräfte zu bündeln und dem Götzen Wirtschaftswachstum zu frönen.

Und offensichtlich reicht es immer noch nicht aus, aus Fehlern zu lernen. Das einzige was aus der Politik verlautet ist: „Wir müssen alles tun für mehr Wachstum, wir müssen bereit sein höhere Wachstumsraten zu erzielen. Der Schlüssel zu unserem Wohlstand ist mehr Wachstum. Alles was wir schaffen müssen ist mehr Wachstum.“ Nicht nur die deutsche Bundeskanzlerin gibt derart dumme und überholte Sprüche von sich, diese Gedankenwelt geistert durch die Weltpolitik. Wie Drogensüchtige nach Heroin gieren alle nach Wachstum und Wohlstand und haben nicht begriffen, dass sie schon seit Jahren völlig abgewirtschaftet haben. Von Europa aus hat man diese Sucht in die Welt getragen und neben den frühindustrialisierten Ländern inzwischen auch China und Russland damit infiziert.

Noch vor zwei Jahren schmiedete man Rettungspläne und eilte von Krisensitzung zu Krisensitzung um Katastrophenpläne zu schmieden. Man beschwor Rettungspläne für Europa, ja die ganze Welt. Innerhalb kürzester Zeit waren 50 Billionen Dollar an Kapital auf den Märkten verbrannt worden und man tat genau das, was in solchen Situationen zwar logisch erscheinen mag, tatsächlich aber absolut falsch war. Man schüttete Öl ins Feuer – das heißt, man investierte weltweit mehr als 5 Billionen $ um die Wirtschaft „anzukurbeln“. Man hatte die Kontrolle verloren, den Überblick über wirkliche Erfordernisse aus den Augen verloren. Man hatte nicht begriffen, dass der Höhe-, ja Wendepunkt längst erreicht war. Man suchte Schuldige und fand in den „Bankern“ schuldbewusste und schuldbereite Opfer. Aber diese Krise war die Krise aller Beteiligten. Gerade der Wirtschaftswissenschaft mit ihren derzeitigen „Größen“ muss man hier erhebliche Schuldzuweisungen machen. Diese haben nicht nur das Ganze hauptsächlich zu Verantworten, diese haben durch ihre falschen Wirtschafts- und Finanztheorien, in denen sie reine Mutmaßungen zu wahren Glaubensansätzen und als belastbare Erkenntnisse verkündeten das Ende ihrer selbsterfundenen Heilslehre heraufbeschworen. Sie verkündeten Sparsamkeit als Laster und Schwäche und Verschwendung als Tugend und Stärke. Wie auch in anderen Wissenschaftszweigen wurde hier ein Zeitalter der Allmachbarkeit ausgerufen. Jetzt fällt die anthropozentrische Überhebung auch hier auf den Boden der Tatsachen zurück.

Keiner kann sich hier von Schuld freisprechen, nicht einmal die Sozialverbände und Gewerkschaften, die selbst zu Unzeiten forderten, als es wirklich nichts zu fordern gab. Jetzt wurden die Leistungsfähigkeiten von Wirtschaft und Gesellschaft völlig überfordert und die Systeme haben die Grenze zum Abgrund bereits überschritten. War die gerade überwunden geglaubte Krise noch eine Krise, die ihre Spuren an Unternehmen und Banken hinterließ, so werden jetzt ganz andere Größen aufgetan. Die Krise die jetzt ansteht hat die Staaten erreicht. Die schuldenfinanzierte Wohlstands-Illusion zerplatzt wie ein Trugbild einer Fatamorgana. Während man noch vor wenigen Wochen Kritiker an der ungehemmt fortgeführten Schuldenpolitik regelrecht politisch zerpflückte, steht man jetzt vor einem politischen und finanziellen Scherbenhaufen. Das ist eine völlig neue Qualität von Krise. Rettungsschirme für große, wirtschaftsstarke Staaten müssen jetzt erfunden werden. Niemand weiß wie das zu Händeln ist, wie solche Pläne aussehen können oder sollen.

Jetzt könnten die Vorschläge für zwingende Erforderlichkeiten welche die EU an Griechenland stellte zu zwingenden Erforderlichkeiten für den gesamten EU-Wirtschaftsraum werden, dazu gehören die sofortigen Lohn-, Gehalts-, Pensions- und Rentenkürzungen um mindestens 33 % und ein dramatischer Konsumverzicht auf der Basis einer Währungsneubewertung.

Frá John Barclay of Towie

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (12.10.2011, 10:48)
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Ich glaube das Interesse ist vorhanden, aber das erfoderliche Wissen fehlt bestimmt den meisten um ernsthaft mitreden zu können. Die Beiträge zu dieser Thematik waren bisher sehr aufschlussreich und enthalten Informationen die man in dieser Form wohl fast nirgendwo sonst erfahren kann. Mir sind viele Texte positiv aufgefallen, jedoch wäre es eher störend wenn ich meine Laienansichten äussern würde. Die Beiträge des Tempels weisen eine hohe Qualität auf und ich wäre da vergleichbar einem Frosch der dazwischen quakt.;)
Darum meine Zurückhaltung, ich lese mit Spannung im stillen.
#4

Katowicek

Wählen Sie eine der vorgeschlagenen Fragen aus...,Österreich

Hallo,

Es geht hier ganz schön auf die Politiker. Aber was soll eine Marionette der Wirtschaft schon machen, sie kann nur das tun was man ihnen sagt.

Finanzstarke Menschen und Firmen können schnell dafür sorgen das jemand ganz schnell nach oben steigen, aber auch ganz schnell wieder nach unten fallen kann(siehe  zu Guttenberg).

 

Wenn ein Politiker nicht das macht was die Bonzen wollen, dann wird er entweder "klein" und "leise" gehalten(Ströbele), oder ganz aus dem verkehr gezogen. Unabhängige Medien gibt es nicht, alle sind käuflich.

Eine völlig neue Führungsstruktur die eine prüfung der Korruptheit der Menschen bedarf ist angebracht. Jede handlung muss genau bedacht werden.

Ein Neustart bedarf sicherlich vieler Opfer, alledings scheint es keinen anderen ausweg zu geben.

Es ist vielleicht sogar gut den wirtschaftlichen untergang der Welt zu beschleunigen. Natürlich nur wenn eine einigkeit und ein fertiger Plan für eine neue Weltordnung steht. Ein Neustart kostet sicherlich viele Opfer, alledings scheint es keinen anderen ausweg zu geben.

Ich hoffe sehr stark das der Tempel einen fertigen Plan hat.


Grüße


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Katowicek« (15.10.2011, 16:10)
#5

- admin -

Sydney,Australien

Bevor wir auf fertige Pläne des Tempels zu sprechen kommen, bedarf es hier sicher noch manchem Austausch von Meinungen und vor allem einer deutlichen Erweiterung und Korrektur von Informationen, welche bedauerlicherweise in politisch getünchter und medienwirksam verbreiteter Form weltweit Verbreitung finden.

Zunächst verweisen wir erneut auf den Thread:

http://comm.pcmthdietempelherren.org/Forum/Wer-beherrscht-die-Welt/Die-Reichen-Feindbild-Nr-1_189

und bitten unter Berücksichtigung dort zu findender Aussagen uns über gewisse Vorstellungen von "Bonzen" aus Wirtschaft und Finanzwelt nähere Angaben zu unterbreiten.

Frá Richard v. Alvensleben

Komtur des Tempels

Department of the Master-Trappearius


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#6

Katowicek

Wählen Sie eine der vorgeschlagenen Fragen aus...,Österreich

#7

gyges

,Deutschland

Hallo!

Eine erneute Weltwirtschaftskrise ist doch bei der in den letzten Jahrzehnten von den Staaten durchgeführten Finanzpolitik unumgänglich. Wenn wir nur die Staatsverschuldung alleine für sich betrachten und dann noch an den Zinseszins - Effekt denken, dann dürfte diese Grafik für sich sprechen:

Gruß Gyges 

Beispiel Deutschland:

staatsverschuldung-brd.jpg


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (20.11.2011, 21:06)
#8

- admin -

Sydney,Australien

Danke für diese Grafik. Doch diese Zahlen sind nicht die ganze Wahrheit. Glaube nur der Statistik die du selbst gefälscht hast! So waren z.B. in den letzten Tagen sowohl die Medienveröffentlichungen über 2,3 Billionen Schuldsumme als auch heute wiederum nur 1,1 Billionen Schuldsumme zu finden. Nimmt man jetzt einmal die Schulden im Sondervermögen Deutsche Einheit zum Vergleich, welche durch den Finanzminister selbst mit 1,3 Billionen Euro beziffert wurden, zählt die übrigen Sondervermögen hinzu (Steinkohle- und Agrarabwicklungsfinanzierungen, addiert mit den Pensionsverpflichtungen aus Privatisierungsverpflichtungen gegenüber der Deutschen Bahn und Deutschen Post, sowie den Pensionsverpflichtungen für Bundes- und Landesbeamte, dann erreicht man eine Zahl, die irgendwie in den Statistiken nicht zu finden ist und selbst aus dem Bundeshaushalt aufgrund der geschickten Untergliederung der Ausgaben nicht wirklich ersichtlich wird. Sondervermögen Deutsche Einheit wird dort z.B. als Habenposition ausgewiesen! Die Wahrheit liegt also schon jetzt im Bereich von utopischen Alpträumen für verantwortungsbewusste Wirtschaftsmanager und dies wird sich durch Berücksichtigung der Schulden von Ländern und Kommunen nicht wirklich bessern lassen. Aber da gibt es ja auch noch die Bürgschaftsverpflichtungen des Bundes gegenüber Wirtschaftsunternehmen und Garantien für Wirtschaftsanschubfinanzierungen der EU (mit Refinanzierungsgarantie des Bundes), die diversen Bürgschaftsverpflichtungen gegenüber befreundeten Staaten und der EZB, sowie die bescheidenen Milliardenzusagen für die diversen Rettungsfonds im Namen des Euro.

Frá Andreas v. Loeben

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -

#9

gyges

,Deutschland

... wenn Du das alles dazurechnest, dann hätte diese Grafik wahrscheinlich nicht mehr hier auf  den Bildschirm gepasst - oder ?

Also - umso schlimmer . . . .

 

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#10

- admin -

Sydney,Australien

Das Ausmaß der Verschuldung ist inzwischen in Bereiche erwachsen, die jeglicher Vernunft und jeglicher Möglichkeit einer geordneten Rückführung entzogen sind. Nimmt man zu den vorgenannten Angaben über die deutsche Staatsverschuldung noch die verbrieften Kreditverpflichtungen der Immobilienbesitzer (Wohnimmobilien, Einfamilienhäuser usw.) hinzu und addiert die derzeitigen Zusagen zum Euro-Rettungsfonds in Höhe von 231 Milliarden hinzu, so kommt man auf eine Summe von mehr als 8 Billionen Euro. Innerhalb der EU-Staaten liegt diese Summe bei derzeit etwa 27 Billionen Euro. Wir sind wirklich sehr gespannt auf welche Vorschläge zur Lösung des Gesamtproblems die Politik in nächster  Zeit noch kommt.

Frá Andreas v. Loeben

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (21.11.2011, 18:27)
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