Ehrlich gesagt, befremdet uns das geringe Interesse an diesem doch für alle so wichtigen Thema, erheblich. Natürlich sind alle Medien mit neuen Nachrichten zu diesen Themen immer wieder auch für neue Überraschungen gut, aber sind das wirklich noch Überraschungen. Beobachtet man die Stellungnahmen in anderen Foren, so erkennt man vor allem große Unsicherheit und zunehmende Verunsicherung neben dem üblichen nichtssagenden Gewäsch bestimmter politischer Gruppierungen und Bewegungen. Eines jedoch ist bisher nirgends auch nur ansatzweise zu entdecken – eine wirklich neutrale und rückblickende Auseinandersetzung mit Ursachen und Wirkungen. Auch wir wollen das jetzt hier nicht ins Einzelne ergründen und belegen, können aber nicht umhin das sensationsgeile Zeitgerede ein wenig bloß zu stellen.
Eines muss man hier grundlegend für weitere Diskussionen zum Thema feststellen, die bisher schnell zu Schuldigen und Verursachern deklarierten Banken, haben ohne Zweifel ihren Anteil an der Verantwortung für die vergangene Finanzkrise und die jetzt anstehende Finanz- und Wirtschaftskatstrophe zu tragen. Aber eines ist bisher völlig unbeachtet geblieben, weder Banken, Versicherungen, Finanz- oder Hedgefonds konnten hier allein und aus eigenem Antrieb agieren. Hier bedurfte es Hilfe von einer Seite, die bisher bei allen Schuldzuweisungen überwiegend völlig ungeschoren blieb. Die Ursache und damit die Hauptverantwortung für das was sich derzeit auf dem Weltfinanzmarkt abzeichnet hat die Politik zu tragen. Sie schaffte die Voraussetzungen und sie unterließ es nicht nur geeignete Kontrolleinrichtungen zu schaffen, sondern entmachtete vorhandene und reglementierte diese zu reinen Pseudoinstituten. Weltweit beteiligten sich alle an dem politisch inszenierten Finanzspiel und selbst der normale Bürger wurde daran beteiligt. Die Staaten überschlugen sich mit der Ausgabe von Staatsanleihen in Größenordnungen, die jeglicher wirtschaftlichen Vernunft entbehrten und bereits vor mehr als 20 Jahren über keinerlei rechenbaren Gegenwert mehr verfügten. Man inszenierte eine regelrechtes Schneeballsystem (Kettenbrief) mit Staatsanleihen, welche man, nachdem den Bürgern das letzte Geld entzogen war, in den Staats- und Landesbanken untereinander handelte, um sich gegenseitig Zahlungsfähigkeit zumindest buchmäßig vorspielen zu können. Wer tatsächlich glaubt, er wäre auf der sicheren Seite, weil er sein Geld in bisher sicher geglaubten Staatsanleihen angelegt habe, der wird jetzt eines besseren belehrt werden.
Propagiert wurde es als Quelle für globalen Wohlstand, der allein durch beständiges und fortschreitendes Wachstum zu erzielen sei. Eine Irrlehre, die über alle Staaten, Politiker, Wirtschaftsschulen und Systeme ausgebreitet wurde und willige, folgsame Anhänger fand. Die Wirtschaft muss wachsen und stockte der Nachschub auch nur einen Moment konnte das regelrechte Panikattacken auslösen und existenzielle Ängste hervorrufen. Immer perverser wurde das Spiel ausgereizt und jeder der eine düstere Zukunftsprognose auch nur andeutete wurde sofort angegriffen und ausgegrenzt. Nebenkriegsschauplätze wurden zwar gelegentlich zaghaft eröffnet und zur Kenntnis genommen. Aber was bedeuteten schon ausgeglichene Staatshaushalte, Umwelt- und Klimaschutz, wen juckt eine Überforderung zukünftiger Genrationen, wen internationale Solidarität oder gar Ordnungspolitik. Das sind bestenfalls Ziele für Randgruppen, die man mit bedauerndem Lächeln zur Kenntnis nimmt und für die sicher irgendwann einmal Zeit ist, solche zu verfolgen. Was jetzt zählt, ist alle Kräfte zu bündeln und dem Götzen Wirtschaftswachstum zu frönen.
Und offensichtlich reicht es immer noch nicht aus, aus Fehlern zu lernen. Das einzige was aus der Politik verlautet ist: „Wir müssen alles tun für mehr Wachstum, wir müssen bereit sein höhere Wachstumsraten zu erzielen. Der Schlüssel zu unserem Wohlstand ist mehr Wachstum. Alles was wir schaffen müssen ist mehr Wachstum.“ Nicht nur die deutsche Bundeskanzlerin gibt derart dumme und überholte Sprüche von sich, diese Gedankenwelt geistert durch die Weltpolitik. Wie Drogensüchtige nach Heroin gieren alle nach Wachstum und Wohlstand und haben nicht begriffen, dass sie schon seit Jahren völlig abgewirtschaftet haben. Von Europa aus hat man diese Sucht in die Welt getragen und neben den frühindustrialisierten Ländern inzwischen auch China und Russland damit infiziert.
Noch vor zwei Jahren schmiedete man Rettungspläne und eilte von Krisensitzung zu Krisensitzung um Katastrophenpläne zu schmieden. Man beschwor Rettungspläne für Europa, ja die ganze Welt. Innerhalb kürzester Zeit waren 50 Billionen Dollar an Kapital auf den Märkten verbrannt worden und man tat genau das, was in solchen Situationen zwar logisch erscheinen mag, tatsächlich aber absolut falsch war. Man schüttete Öl ins Feuer – das heißt, man investierte weltweit mehr als 5 Billionen $ um die Wirtschaft „anzukurbeln“. Man hatte die Kontrolle verloren, den Überblick über wirkliche Erfordernisse aus den Augen verloren. Man hatte nicht begriffen, dass der Höhe-, ja Wendepunkt längst erreicht war. Man suchte Schuldige und fand in den „Bankern“ schuldbewusste und schuldbereite Opfer. Aber diese Krise war die Krise aller Beteiligten. Gerade der Wirtschaftswissenschaft mit ihren derzeitigen „Größen“ muss man hier erhebliche Schuldzuweisungen machen. Diese haben nicht nur das Ganze hauptsächlich zu Verantworten, diese haben durch ihre falschen Wirtschafts- und Finanztheorien, in denen sie reine Mutmaßungen zu wahren Glaubensansätzen und als belastbare Erkenntnisse verkündeten das Ende ihrer selbsterfundenen Heilslehre heraufbeschworen. Sie verkündeten Sparsamkeit als Laster und Schwäche und Verschwendung als Tugend und Stärke. Wie auch in anderen Wissenschaftszweigen wurde hier ein Zeitalter der Allmachbarkeit ausgerufen. Jetzt fällt die anthropozentrische Überhebung auch hier auf den Boden der Tatsachen zurück.
Keiner kann sich hier von Schuld freisprechen, nicht einmal die Sozialverbände und Gewerkschaften, die selbst zu Unzeiten forderten, als es wirklich nichts zu fordern gab. Jetzt wurden die Leistungsfähigkeiten von Wirtschaft und Gesellschaft völlig überfordert und die Systeme haben die Grenze zum Abgrund bereits überschritten. War die gerade überwunden geglaubte Krise noch eine Krise, die ihre Spuren an Unternehmen und Banken hinterließ, so werden jetzt ganz andere Größen aufgetan. Die Krise die jetzt ansteht hat die Staaten erreicht. Die schuldenfinanzierte Wohlstands-Illusion zerplatzt wie ein Trugbild einer Fatamorgana. Während man noch vor wenigen Wochen Kritiker an der ungehemmt fortgeführten Schuldenpolitik regelrecht politisch zerpflückte, steht man jetzt vor einem politischen und finanziellen Scherbenhaufen. Das ist eine völlig neue Qualität von Krise. Rettungsschirme für große, wirtschaftsstarke Staaten müssen jetzt erfunden werden. Niemand weiß wie das zu Händeln ist, wie solche Pläne aussehen können oder sollen.
Jetzt könnten die Vorschläge für zwingende Erforderlichkeiten welche die EU an Griechenland stellte zu zwingenden Erforderlichkeiten für den gesamten EU-Wirtschaftsraum werden, dazu gehören die sofortigen Lohn-, Gehalts-, Pensions- und Rentenkürzungen um mindestens 33 % und ein dramatischer Konsumverzicht auf der Basis einer Währungsneubewertung.
Frá John Barclay of Towie
Ritter des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -
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- admin -« (12.10.2011, 10:48)