Die Weltlage erscheint geeignet, die leichtfertige Wirtschafts- und Finanzpolitik der westeuropäischen Staaten abzustrafen und könnte sich sehr schnell zu einem erneuten Wirtschaftseinbruch ausweiten. Libyen ist der drittgrößte Erdöllieferant für Deutschland und Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner für Libyen. Das sind Verbindungen, die sich jetzt als ausgesprochen schädlich für die Eurozone auswirken können. Der Ölpreis steigt auf über 100 Dollar und verschafft dem amerikanischen Wirtschaftsraum durch deren deutlich günstigere Einkaufsmöglichkeiten einen erheblichen Vorteil.
Selbstverständlich erscheinen sofort die schon mehr albern als nur lästig zu bezeichnenden Jubelparolen der sogenannten Markt- und Meinungsforscher, welche je nach Presseagentur auch noch deutlich widersprüchlich sind. Spricht man zum einen vom weiteren Kaufrausch oder einer deutlichen Verbesserung der Kauflust der Bürger, kann man im nächsten Nachrichtenblock von einem Rückgang derselben lesen. Aber zumindest scheinen die Umfragen von einem weiteren Wirtschaftswachstum, welcher vom Konsumenten „erwartet“ wird, auszugehen, da diese wirkliche "Zuversicht auf eine positive Arbeitsmarktentwicklung“ haben. Der geringe Rückgang des Index scheint da nur ein Schönheitsfehler zu sein. Hier enthalten wir uns jedes Kommentars.
Oder sollte man doch über diese bestenfalls als Durchhalteparolen zu bezeichnenden Irreführungen der Öffentlichkeit laut nachdenken müssen?
Wenn wir die Medien genau durchforsten stoßen wir auf eine Meldung, die o.g. „Sprüche“ Lügen strafen. Der europäische Sachverständigenrat EEAG veröffentlicht in mehreren Medien über eine drohende Pleite Griechenlands. Sollte dies nicht durch den „Rettungsschirm“ außen vor sein? Oder sollten die Maschen dieses Schirms so groß sein, dass schon der erste Springer nicht gehalten werden kann? Statt der Einhaltung groß propagierter Rückzahlungsversprechen droht weiterer Finanzbedarf in Milliardenhöhe, welcher den Euro ernsthaft zu gefährden droht. Die griechische Regierung hatte bislang stets betont, sie werde «jeden Cent zurückzahlen» und spätestens 2014 damit beginnen, den Schuldenberg abzutragen.
Doch laut Sachverständigenrat reichen die Einschnitte bei weitem nicht aus. Das Gremium empfiehlt als Option gar den Ausschluss des Landes aus der Euro-Zone. Wolle die EU ihr Rettungspaket nicht mit jahrelangen Stützzahlungen ausdehnen, bleiben neben einem Schulden-Moratorium nur zwei Lösungen: Die Rückkehr des Landes zur alten Währung Drachme oder eine beispiellose Radikalkur, die auch niedrigere Löhne auf breiter Front einschließe. Wir sehen schon die Straßen in Athen, die brennenden Barrikaden und öffentlichen Gebäude – aber muss wirklich die gesamte EU das wirtschaftliche und finanzielle Chaos, welches einzelne Mitglieder dieses abstrakten Zusammenschlusses verursachen, tragen? Sind nicht schon die wirtschaftlich Stärksten am Wanken und kaum in der Lage ihre sozialen Versprechen an die eigene Bevölkerung zu erfüllen?
Führende europäische und internationale Banken haben die Hoffnung auf eine volle Rückzahlung der Schulden bereits aufgegeben. Nach Einschätzung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, ist eine Umschuldung Griechenlands unumgänglich. «Es ist zu bezweifeln, dass Griechenland eine Schuldenquote von mehr als 150 Prozent dauerhaft tragen kann», äußerte man sich dort inzwischen. «Damit das Land seine Probleme überwinden kann, sollte die Quote auf 100 Prozent gesenkt werden.»
Demnach müsste der Schuldenerlass womöglich sogar höher ausfallen als die bisher angepeilten 30 Prozent. Derweil wächst aber in Banken- und Wirtschaftskreisen zunehmend die Sorge, dass nach Griechenland und Irland auch Portugal Hilfen der europäischen Partner in Anspruch nehmen müsse.
Eine signifikante Veränderung innerhalb des Wirtschaftsraumes, wie er sich durch die Ereignisse in Nordafrika und dem Nahen Osten abzeichnet könnte die EU samt ihrer Währung zum straucheln, wenn nicht gar zum Zusammenbruch bringen.
Frá Angela de Montalbán
Komtur des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -