Während sich Europa mit seiner Währungskrise herumschlägt hat sich klammheimlich ein (nicht ganz) neues Problem aufgetan, das mir weit mehr Sorge bereitet. Der Bericht der IAEA legt nahe, dass der Iran an der Bombe herumbastelt. Die Israelis würden lieber heute als morgen dem Iran einige Bomben auf entsprechende Orte werfen. Die Konsequenzen, so die Stimmen aus aller Welt, wären fatal - auch für Israel. Mit welchen Perspektiven müsste man wirklich rechnen, falls Israel seine Bomber losschickt?


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (09.11.2011, 19:38)
#2

- admin -

Sydney,Australien

Die Weltpresse hat derzeit nichts Besseres zu tun als vom eigentlichen Problem, einer Weltwirtschaftskrise ungeahntem und ungekanntem Ausmaß abzulenken und sich auf einen Brennpunkt zu stürzen, der geeignet ist die Menschen noch mehr in Angst und Schrecken zu versetzen als es der bloße Verlust allen Vermögens vermag. Jeder weiß dass der Iran seit dem Weiterbau am Atomkraftwerk Bushehr sein Atomprogramm ständig erweitert hat, sodass aus dem ursprünglichen Plan der Errichtung einer Anlage inzwischen 10 geworden sind. Jeder weiß auch, dass der Iran niemals einen Hehl daraus machte, dass er sich vorbehalte die Anreicherung des benötigten Urans selbst durchzuführen. Gerade in Europa und hier insbesondere in Deutschland sollte man sich da mit Kritik äußerst bedeckt halten. Basieren tut die gesamte Technologie auf Plänen der Firma AEG und Siemens, sowie Thyssen- Krupp. Nach dem Sturz des Schahs erklärte der Großayatollah Chomeini zwar ausdrücklich, dass sich Atomtechnik nicht mit der Lehre des Islam vereinbaren ließe, was aber seine Nachfolger nicht zurückhielt sowohl die durch den Irakkrieg beschädigte Anlage in Bushehr als auch weitere Anlagen zu planen und zu bauen. Bauträger und Ausführer wurde hier eine eigens gegründete Gesellschaft des russischen Atomenergieministeriums welche die vorhandenen deutschen Techniken verbesserte und erweiterte. Das Russland hier eine besondere wirtschaftliche Taktik verfolgt dürfte jedem klar sein, der sich mit den Kosten von AKW auskennt. Allein in Bushehr wurden mehr als 15 Milliarden US$ verbaut, Geld was Russland zum einen sehr gut gebrauchen kann und der Iran aufgrund seiner Ölvorkommen leicht zu erübrigen vermag. Aber es ist keineswegs so, dass Russland hier allein agiert. Ganz Europa beteiligt sich mehr oder weniger inoffiziell am Aufbau des iranischen Atomprogramms und wer sich regelmäßig im Iran an prädestinierten Stellen aufhält, der wird manchmal wirklich überrascht über welche Kontakte und Verbindungen der Iran zu verfügen scheint.

Die jetzt gezeigte Aufmerksamkeit zu einem Bericht der Atomenergiebehörde ist schlichtweg als lächerlich wenn nicht sogar bösartig zu benennen. Jeder hat es gewusst, aber keiner wollte etwas gemerkt haben oder gesehen? Tatsächlich hat die EU doch ihre Zustimmung erteilt und will jetzt den Finger heben?  Haben diese nicht selbst vor einigen Jahren erklärt: „Moskau und die EU arbeiten in Bezug auf das iranische Atomprogramm weitgehend zusammen. Moskau und Brüssel betonen, der Iran habe das Recht zur zivilen, aber nicht zur militärischen Nutzung“. Zwar suchten diese dann gewisse Einschränkungen zu proklamieren: „Das iranische Atomprogramm müsse ständig von der IAEO überwacht werden. Militärisch nutzbare Technologien wie Uran-Anreicherung dürften nicht an den Iran geliefert werden“.  Jedoch gingen in der Folgezeit russische Atomexperten in Teheran ein und aus und übergelaufene Atomwaffenexperten ließen sich dort anheuern. Wen sollte es also verwundern, wenn dort im Geheimen die Entwicklung atomarer Sprengköpfe vorangetrieben wurde.

Erschreckend kommt hier höchstens hinzu, dass mit chinesischer und nordkoreanischer Hilfe dem Iran auch die Entwicklung von Mittelstreckenraketen ermöglicht wurde. Hier wurde internationale Hilfe zur Hochrüstung eines Systems geleistet, deren Führung zu den fanatischsten Extremisten der Islamischen Welt gehören. Der in der Öffentlichkeit besonders medienwirksam agierende Staatschef Mahmud Ahmadinedschad ist jedoch nur eine Marionette der Mullahs. Er ist der Handlager und das Sprachrohr des Revolutionsführers und des Wächterrates, welcher von religiösen Führern gebildet wird. Seine politische Stellung ist derzeit jedoch stark gefährdet, da einige einflussreiche Mitglieder des Wächterrates ihm das Vertrauen entzogen haben. Hier ist wohl auch der Grund für sein unverschämt bis aggressiv zu wertendes Auftreten auf der internationalen Bühne zu sehen. Wer sich innenpolitisch profilieren will baut am besten eine außenpolitische Drohkulisse auf, die vom Volk willig und folgsam mitgetragen wird. Ob seine Rechnung innenpolitisch aufgeht wird die Zukunft zeigen. Außenpolitisch genießt er jedenfalls die Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Dass er jederzeit über Atomwaffen verfügen kann steht hier völlig außer Zweifel. Dass er selbst die europäischen Hauptstädte damit erreichen kann ist ebenfalls völlig unzweifelhaft. Hier sollte man jedoch nicht etwa auf die Vernunft menschlichen Handelns hoffen, Fanatiker sind nicht fähig vernunftgeleitet zu  handeln. Hier muss man versuchen die Logik einer atomaren Abschreckung und die eines atomaren Angriffes gegeneinander auszuwerten. Die Sprengkraft der derzeit zur Verfügung stehenden Sprengköpfe reicht kaum einen Stadtteil einer Großstadt zu zerstören – ein Gegenschlag mit 30 MT Wasserstoff-Sprengköpfen würde den Iran großflächig zerstören und Millionen Menschen verbrennen. Ein taktischer Angriff zur Zerstörung der Atomanlagen könnte einen Krieg auslösen, der sich über Jahre hinweg  zieht und dessen Ausgang nicht wirklich zu kalkulieren ist. Tatsächlich hat bisher auch niemand einen Krieg oder einen Angriff wirklich geplant und behauptete Angriffspläne Israels sind wieder einmal einer sensationspopulistischen Medienpolitik entsprungen, deren Triebfeder und Taktik zwingend auf den Prüfstand internationaler Politik gehört. Es kann nicht angehen, dass allein durch sensationsgeile, machthungrige  und bildungsferne Journalisten und Mediengesellschaften weltpolitische Notwendigkeiten ausgelöst werden, die der Welt insgesamt schwere Schäden aufzwingen würden. In Bezug auf den Iran geht es nicht allein um sicherheitspolitische Aspekte – hier sind insbesondere und vor allem wirtschaftliche internationale Abhängigkeiten zu berücksichtigen. In der Vergangenheit zeigt sich doch bereits, dass selbst Sanktionen gegen den Iran nicht wirklich durchsetzbar sind. Nicht nur russische Wirtschaftsinteressen sind hier berührt, sondern gerade die westlich orientierten Staaten Süd-Korea und Japan sind wirtschaftlich völlig vom iranischen Öl abhängig.  Europäische und selbst amerikanische und israelische Firmen pflegen über arabische oder asiatische Umwege Geschäftsbeziehungen zum Gottesstaat. Deshalb wird es auch diesmal im UN-Sicherheitsrat kaum zu Sanktionen gegen den Iran kommen.  Bleiben den eventuell betroffenen oder beeinträchtigten Staaten nur Maßnahmen im internationalen Finanzverkehr und Anlagemarkt – hier könnte man den Iran wirklich treffen. Einschränkungen oder stärkere Beeinträchtigungen im Finanzfluss könnten diesen Staat schwerer treffen als er es verkraften kann – ist doch das derzeitige Agieren dieses Staates bereits ein Gewaltakt zwischen den wirtschaftlichen Interessen des eigenen Volkes und dem rein machtpolitischen Spiel um das Atomprogramm.

Frá Reza-Cyrus Turan-Shah

Ritter des Tempels

 


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (09.11.2011, 19:38)

Dass mir das Problem mehr Sorge bereite als die Währungskrise war wohl etwas dramatisierend. Aber danke für den umfassenden Statusbericht!

696 Aufrufe | 3 Beiträge