Ich eröffne das Thema und kopiere was hierher.

Zitat von: Jamie
Persönlich glaube ich über die Entstehung der Fabel Hölle alles zu Wissen. In philosophischer Betrachtung ist es eine interessante Thematik. Wichtig ist es aufzuklären um die Hölle dahin zu vertreiben wo sie hingehört-ins Reich der Märchen.

 

Zitat von: andreas

Schon Plutarch verurteilte die Hölle als Aberglaube. Hat's was genutzt?

So viel ich verstanden habe, ist die Hölle eine (extrem abartige) Ableitung altägyptischer Jenseitsvorstellungen. Aber wo liegen die Gründe für eine solch Menschen verachtende Vorstellung, insbesondere der "ewigen Höllenleiden"? War es die mangelnde Gerechtigkeit auf Erden, die man durch eine Gerechtigkeit im Jenseits kompensiert haben wollte, also wenn ein Böser auf der Erde nicht bestraft wurde, dann wenigstens im Jenseits doppelt und dreifach? Irgendwann erstreckte sich die Höllenstrafe nicht nur auf Böse, sondern auch auf Andersgläubige, das Ende des religiösen Laissez-Faire, der Signalton der religiösen Intolleranz, des um-jeden-Preis missionieren müssens, mit oder ohne Gewalt. Mit Erfindung der Hölle wurde diese lediglich im Diesseits installiert.

 

 

 

#2

Frá David

Tel Aviv,Israel

Zitat von: Jamie   (Antwort von Jamie hierhier verschoben v. admin)
Nun es kommt darauf an WER die Botschaft hört und was man daraus macht. Ich weiss nicht genau wie Plutarch die Hölle als Aberglaube entlarvt hat. Wenn mir jemand mit einer nachvollziehbaren Erklärung die Entstehung der Hölle vor Augen führt, so kann ich mich ohne Zweifel davon lösen. Ähnlich der Aufzeigung diverser Mythen, bzw. deren Ursprung. Ich glaub doch danach nicht mehr an biblische Märchen wenn mir zuvor deren Herkunft geschildert wurde. 😉

 - Wenn du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung des Problems beiträgs wirst du selbst zum Problem -

Plutarch meint in  "über den Aberglauben", dass alles was Gott schlechte Eigenschaften unterstellt, Aberglaube sei - damit liegt er im Übrigen ganz auf der Linie des Tempels. Nun wirst du manchen Christen finden, der meint, Gott hat ja nicht die Hölle erschaffen sondern er lässt deren Existenz lediglich zu. Allerdings ist das ein Scheinargument, wenn man Gott gleichzeitig Allmacht unterstellt.

#4

Aldebaran

Kürten,Deutschland

Wie oben so unten! Natürlich gibt es eine "Hölle" - natürlich nicht in der Kindergartenvorstellung mit dem brennenden Feuer. Beispiel: Einer der größten christlichen Magier, der so genannte Magus von Strovolos (siehe K. Markides, Der Magus von Srovolos, sowie Heimat im Licht) wollte einstmals einem Verstorbenen aus der "Hölle" helfen und ihn ins Licht führen. Diese Hölle war eine Art ekelhafter, düsterer Schnapskneipe im Astralbereich. Der Magus führte also diese Seele in helle, schöne Bereiche mit herrlichen Landschaften, herrlicher Natur und wunderschöner Musik. Nach 15 Minuten ca. hielt es sein Begleiter in dieser für ihn unerträglichen Schwingung nicht mehr aus und wollte wieder "nach Hause" - tja, suum cuique!

#5

Frá David

Tel Aviv,Israel

Bevor wir die Hölle auf den Boden der wissenschaftlichen Tatsachen holen, wäre es sicher zweckdienlich noch einige mehr Ansichten dazu zu erfahrenwink


 - Wenn du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung des Problems beiträgs wirst du selbst zum Problem -

Wenn wir das hier vorgetragene und insbesondere Aldebarans Höllenbeispiel aus dem esoterischen Umfeld betrachten, erkennen wir schnell, dass es ohne jeden Zweifel  auch zur Hölle, ihren Ursprung und ihrer jeweiligen, zugesprochenem Schrecken die diversesten Vorstellungen gibt. Wenden wir uns also zunächst ihrem Ursprung zu; suchen wir zu ergründen, was es damit auf sich hat. Am Bekanntesten sind im hiesigen Raum wohl die Vorstellungen die das Christentum damit verbindet. Aber woher hat man im christlichen Umfeld diesen Schrecken der Menschen, der uns auch im islamischen Umfeld begegnet, aufgegriffen. Jedem ist die Grundlage der abrahamitischen Religionen ein Begriff: "das Judentum," mit seinem Gott JHWH und seinen diversen Propheten, auf der Basis von Schriften, die einem Propheten und Volkshelden Moses zugeschrieben werden. Was aber sagen uns diese Schriften über eine Hölle? Existiert diese in den alten jüdischen Schriften überhaupt? schulterzucken


Wenn Wahrheit Menschen beleidigt, dann ist es unsere Aufgabe als Wissenschaftler sie zu beleidigen. [Satoshi Kanazawa]

Zitat von: Frá Ramon
Existiert diese in den alten jüdischen Schriften überhaupt? aeg.schulterzucken.gif

Anscheinend nur in Apokryphen Schriften, wie dem Buch Henoch. Zumindest steht das so in der Wiki. Aber ich kann mich auch nicht erinnern, dass das AT von solchem berichtet.

#8

Aldebaran

Kürten,Deutschland

Ich bin kein Bibelwissenschaftler, aber soweit ich mich erinnern kann, sind die spirituellen Vorstellungen zur Zeit des AT relativ primitiv und relativ diesseitig. Ein erfülltes Leben war demnach das Geschenk Gottes für einen rechtschaffenen Lebenswandel (deshalb auch das Problem des Job mit seinen Zeitgenossen), das Jenseits in jeder Beziehung eine Art Schattenwirtschaft. Man kann also unmöglich diese 3000 Jahre alten hebräischen Schriften als Maßstab für eine authentische Beschreibung postmortaler Zustände heranziehen. Das tibetanische Totenbuch aus dem 8. Jahrhundert - ebenfalls relativ alt für uns Heutige - liefert hier schon wesentlich weiter entwickelte und genauere Aussagen. Summa summarum, um es in aller Kürze auf den Punkt zu bringen, ist die Gestalt und der Charakter des postmortalen Jenseits für den Einzelnen auch in objektiver Realität demnach eine Konsequenz des fundamentalsten Schöpfungsprinzips - des freien Willens.

#9

Aldebaran

Kürten,Deutschland

Noch ein kurzer Nachtrag zum eben Gesagten:

Grundsätzlich gilt, daß man sich vor Kategorialfehlern hüten sollte, was bedeutet,  letztlich nicht mit diskursiver Logik beweiskräftig über Dinge sprechen zu können, die eigentlich nur transpersonalen Fähigkeiten vorbehalten sind. Insofern ist die gesamte philosophische und theologische "moderne" Diskussion davon betroffen. Das Institut für Transpersonale Psychologie in Kalifornien (Palo Alto) hat dementsprechend eine neue wissenschaftliche Definition für die transzendenten Ebenen kreiert. Zum ersten wird dabei die Erfordernis entsprechender Fähigkeiten vorausgesetzt und dann des weiteren mit anderen, die ebenfalls im Besitze dieser Fähigkeiten sind, der erfahrungsmäßige Gleichklang.

Werter Aldebaran, ganz bewusst haben wir hier auf den Themenbereich „Die Hölle“ abgestellt. Ist doch dieses fiktive Konstrukt der Gegenseite eines Himmels eines der wesentlichen Beeinflussungsmittel der frühen christlichen Organisationen und hielt sich doch bis ins 21. Jahrhundert unangefochten auf Platz eins einer möglichen negativen Jenseitsvorstellung in diesen Kreisen. Das andere Kultur und Religionskreise hier andere Vorstellungen entwickelten ist wohl jedem bewusst. Jedoch müssen wir deine kritische Abwertung der urhebräischen Vorstellungen als naiv, strikt zurückweisen. Immerhin bilden diese doch die Grundlage des gesamten christlichen Weltbildes. Das tibetanische Totenbuch basiert auf den alten Lehren der ägyptischen Totenbücher, in den Fassungen aus der 23. Dynastie. Hier zeigt sich wohl am besten wie sehr gerade das Alte dem Modernen überhaupt erst  Inhalte zu geben vermag, die geeignet sind den Menschen spirituelle Vorstellungen und Werte zu vermitteln. Für deine Andeutungen zu transpersonalen Fähigkeiten empfehlen wir einen neuen Thread zu eröffnen – dies hat mit dem Thema Hölle nun wirklich nichts zu tun. Wir sollten hier noch einmal versuchen dem Höllengeschehen in den abrahamitischen Religionen auf die Spur zu kommen.


Wenn Wahrheit Menschen beleidigt, dann ist es unsere Aufgabe als Wissenschaftler sie zu beleidigen. [Satoshi Kanazawa]


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Frá Ramon« (17.11.2010, 20:53)
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