#1

Heidelbaer

Walldürn,Deutschland

Hallo Tempel-Community
ich hoffe, dass ich in diesem Forum eine Antwort zu einer für mich wichtigen Frage bekommen kann.

Ich arbeite als Redakteur beim Heidelberger Spieleverlag und bin gerade dabei die Spielregel für das bald erscheinende Spiel "Die Mysterien der Templer" zu redigieren. In dieser Spielregel, die ursprünglich auf italienisch verfasst wurde, vom italienische Autor ins Englische übersetzt wurde und nun von unserem Übersetzer wiederum ins Deutsche übertragen wurde, ist ein Text abgedruckt, von dem ich durch längere Recherchen im Internet erfahren habe, dass es sich wohl um einen Original-Quellentext handeln könnte. Der Text hat den Titel "De le virtude del cavaliere templare". Hier der Auschnitt des Textes, wie er in der Spielregel vorkommt:

quoteS.png Zitat
Signore che spieghi i cieli come
una tenda di luce, che fai dei
fulmini i messaggeri della tua
maestà, davanti il tuo sacro
altare, dove s’adempì la sublime
immolazione, noi leviamo
alta la spada della luce, per
depositarla ai piedi dell’altare
come testimonianza del nostro
giuramento.
Per il Cristo, per la difesa del
Vangelo, per la guardia dei pozzi,
per la verità, per la giustizia.
Contro gli oppressori, contro
i mietitori di scandali e i
corruttori dell’innocenza, contro
la menzogna liberata, contro
i traditori delle fazioni e dei
partiti.
Noi lo giuriamo di impegnare la
doppia spada: quella d’acciaio
levigato e quella della parola
splendente e fulminante.
Giammai noi attaccheremo per
primi.
Giammai noi provocheremo per
primi.
Tre volte noi sopporteremo
l’ingiuria.
Tre volte noi ignoreremo il
disprezzo e la menzogna.
Ma quando la spada brillerà nel
sole come un colpo di chiarore,
tuonerà la parola.
Allora poi non indietreggeremo di
un solo passo, non taceremo che
dopo il silenzio dell’avversario

Ich habe nun das Problem, dass ich in unserer deutschen Anleitung gerne eine originalgetreue Übersetzung abgedruckt hätte und nicht einfach ein Text, der von dem italienischen Original von einem zeitgenössischen Spieleübersetzer ins Englische und von dort von einem ebenfalls zeitgenössischen Spieleübersetzer ins Deutsche. Das würde dem Spiel seinen Flair nehmen, den wir natürlich für alle Templer-Fans erhalten möchten.

Ich betone, dass ich nicht nach einer Übersetzung suche, die irgendwer für mich anfertigen kann (dafür haben wir professionelle Übersetzer), sondern ich frage mich, ob es nicht bereits eine in der "Templer-Literatur" anerkannte Übersetzung dieses Textes gibt.

Der Text endet mit einem "Amen", so dass ich vermute, dass es sich entweder um ein Gebet oder um eine Art Eidesformel handeln könnte.

Falls jemand hilfreiche Tipps geben kann oder mir sagen kann, wo ich die Informationen vielleicht bekomme, wäre ich sehr dankbar. Ihr könnt mich gerne auch per EMail anschreiben.

Bis bald und vielen Dank,


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Heidelbaer« (30.11.2012, 13:47)
#2

PCMTH international

Brisbane,Australien

Hallo Marco (Heidelbaer),

wie du richtig vermutest handelt es sich hier um eine Eidesformel aus einer derzeit nicht feststellbaren Komturei. Zum besseren Verständnis um die Schwierigkeit einer genauen Zuordnung muss man sich mit der Struktur des Tempels im 13. U. 14. Jahrhundert näher befassen. Der Orden besaß in Europa mehr als 16.000 Bauerngüter, welche in etwa 9.000 Komtureien verwaltet wurden. Hier eine einheitliche Initiation der Adepten zu erreichen war zur damaligen Zeit nahezu unmöglich. Deshalb gibt es in den überlieferten Eidesformeln teilweise erhebliche Abweichungen innerhalb der Komtureien, der Sektionen und Präzepturen, ja selbst in den Hochburgen in Outremer. Der in euren Spielen verwendete Text scheint aber aus einer französischen Komturei zu stammen und lediglich in einigen Passagen Veränderung erfahren zu haben, er könnte aus den Vernehmungsprotokollen des Heiligen Stuhles stammen, wo man mehrere abweichende Aussagen zur Eidesformel protokollierte:

De le Virtude del Cavaliere Templare

Cavalieri, scudieri, servitori, che la pace del signore, promessa agli uomini di buona volontà, sia con noi. In questo luogo angusto e santo, in suo nome, noi vedremo pronunciare, da labbra pure e con umile fierezza, il Giuramento del Templare che i Poveri Cavalieri di Cristo fecero nel momento più sacro della vita Templare. Signore che spieghi i cieli come una tenda di luce, Signore che fai dei fulmini i messaggeri della tua maestà, davanti il tuo sacro altare, dove s'adempì la sublime immolazione, noi leviamo alta la spada della luce, per depositarla ai piedi dell'altare come testimonianza del nostro giuramento. Signore Dio delle armi, noi lo giuriamo per il Cristo, giammai contro il Cristo, per la difesa del vangelo, per la guardia dei pozzi, per la verità, per la giustizia. Contro gli oppressori, contro i mietitori di scandali ed i corruttori dell'innocenza, contro la menzogna liberata, contro i traditori delle fazioni e dei partiti: Noi lo giuriamo di impegnare la doppia spada: quella d'acciaio levigato e quella della parola splendente e fulminante. Giammai noi attaccheremo per primi. Giammai noi provocheremo per primi. Tre volte noi sopporteremo l'ingiuria. Tre volte noi ignoreremo il disprezzo e la menzogna. Ma quando la spada brillerà nel sole come un colpo di chiarore, tuonerà la parola. Allora poi non indietreggeremo di un solo passo, non taceremo che dopo il silenzio dell'avversario. Davanti ai ranghi angelicati, nostri compagni d'armi, noi lo giuriamo al Cristo, Re della gloria. Chiunque rinnegherà questo giuramento, sarà per noi e per gli angeli, rinnegato. Niente per noi, Signore niente per noi, ma per la sola gloria del Tuo nome.

Amen

 

Frá Jean-Marie de Fleurieu

Komtur des Tempels

#3

Heidelbaer

Walldürn,Deutschland

Lieber Frá Jean-Marie de Fleurieu,

vielen Dank schonmal für diese Erklärung. Das hilft mir schon sehr weiter.

Gibt es denn vielleicht eine schöne deutsche Eidesformel, die wir statt der italienischen/französischen in unserer deutschen Ausgabe des Spieles verwenden könnten? Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn, dieses Original in der entsprechenden Sprache zu verwenden, wenn es eh in den deutschen Komtureien eigene Eidesformeln gab. Eine Übersetzung des Origanals in unsere heutige deutsche Sprache würde diesen schönen  Text nur verunstalten und es wäre meiner Meinung nach authentischer, wenn wir einen deutschen Originaltext zur Verfügung hätten.

Übrigens habe ich noch dieses (leider nur in schlechter Qualität existierende) Bild im Internet gefunden, auf dem der (meiner Meinung nach allerdings französische) Originaltext zu sehen ist:

giuramento_templare.gif

Nochmas vielen Dank vorab.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Heidelbaer« (30.11.2012, 16:16)
#4

- admin -

Sydney,Australien

Der Eid des Templers (abzulegen vor dem Kapitel und dem Großmeister): „Herr, wir kommen hier zu dir und den Brüdern, die um dich versammelt sind und bitten um die Gemeinschaft des Ordens und seiner geistigen und zeitlichen Güter und erklären uns für alle Zeit zu dessen leibeigenen Diener und den eigenen freien Willen aufzugeben. Wir geloben ewigen Gehorsam und Treue gegen die Gesetze der Maat und Ihres Statthalters auf Erden Djehuti, sowie der Gemeinschaft des Tempels und des Ordens; wir geloben mit Wort und Tat die Mysterien des Glaubens zu verteidigen, dem Großmeister absoluten Gehorsam, den Statuten gemäß übers Meer zum Kampf zu ziehen, so oft es erforderlich; vor drei Feinden nicht zu fliehen und niemals zuerst das Schwert zu ziehen, niemals aus dem Gefecht zu fliehen, an dem Gut des Ordens uns niemals zu vergreifen, noch zu dulden, dass jemand dasselbe beeinträchtige; keinem weltlichen Herrscher oder einer weltlichen Ideologie anzuhängen und keinem Religiösen Hilfe in Wort und Tat abzuschlagen. Diesen Eid zu erfüllen, helfe mir unser Allherr ATUM und sein heiliges Evangelium. Amen

 

Frá Pierre Marie de Montgazon

Komtur des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -

Sollte dieser Heidelberger Spieleverlag jemals ein Spiel herausbringen, das diese Überlieferung von Frá Pierre enthält, werde ich es sofort kaufen. Egal worum es dabei geht. Ich fürchte nur, dieser Spieleverlag müsste verdammt viel erklären.aeg.roll.gif


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »andreas« (30.11.2012, 22:18)
#6

Heidelbaer

Walldürn,Deutschland

Zitat von: andreas

Sollte dieser Heidelberger Spieleverlag jemals ein Spiel herausbringen, das diese Überlieferung von Frá Pierre enthält, werde ich es sofort kaufen. Egal worum es dabei geht. Ich fürchte nur, dieser Spieleverlag müsste verdammt viel erklären.aeg.roll.gif

Da hätte ich jetzt aber gerne eine Erklärung zu 🙂 Ist das rechtlich bedenklich?

Vielen Dank an Fra Pierre. Ist dies ein "echter" historischer Text/Treueeid?

#7

- admin -

Sydney,Australien

Hallo Marco (Heidelbaer),

dieser Treueid ist historisch und aktuell zugleich. Es handelt sich um den historischen Treueid des „Inneren Zirkels“ des Ordens der Tempelherren. Wer sich durch diesen Eid dem Orden verband, der war auf ewig dem Orden und seinen Zielen verbunden – ein Verrat oder auch nur ein unbedachtes Wort an falscher Stelle hätten den Tod durch die Inquisition bedeutet. Heute ist dies der Eid, durch den sich jeder Templer, also nicht nur die Ritterschaft, sondern genauso die Sergeanten und Servienten zu binden haben, wenn diese in den Orden eintreten. Ausnahmen gelten nur für solche Sergeanten und Servienten, welche ausschließlich um Lohn dem Tempel dienen, oder solche Ritter, welche als Confratres allein die lebenslange Verpflichtung übernehmen den Orden nach besten Möglichkeiten zu unterstützen (hier geht es überwiegend um politische oder finanzielle Unterstützung).

Frá Sidonie de Chevreuse

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (01.12.2012, 16:01)
Zitat von: Heidelbaer
Zitat von: andreas

Sollte dieser Heidelberger Spieleverlag jemals ein Spiel herausbringen, das diese Überlieferung von Frá Pierre enthält, werde ich es sofort kaufen. Egal worum es dabei geht. Ich fürchte nur, dieser Spieleverlag müsste verdammt viel erklären.aeg.roll.gif

Da hätte ich jetzt aber gerne eine Erklärung zu 🙂 Ist das rechtlich bedenklich?

Vielen Dank an Fra Pierre. Ist dies ein "echter" historischer Text/Treueeid?

Rechtlich sehe ich da weniger Bedenken. Aber mal ehrlich, wie willst du der Welt erklären, dass die Templer einen altägyptischen Gott verehrten? Es gab schon solche Theorien, ich kann es dir jetzt nicht aus dem Stehgreif sagen, wer das schon mal vermutete, aber sie sind eher randständig. Nach allgemeiner Ansicht waren die Templer gute Christen. Nicht auszuschliessen, dass dir da die katholische Krieche zumindest ein Nasenrümpfen entgegen bringt.. Letztlich - so vermute ich - wirst du aber diesen Faden weiterspinnen und eben diesen Zusammenhang Templer mit dem Pharaonenreich zu einem Gesamtkonzept vereinigen müssen. Ich bin gespannt, wie dir das gelingt. Meine Unterstützung hast du auf alle Fälle!

#9

Heidelbaer

Walldürn,Deutschland

Hmm... 

Das Spiel ist im Prinzip schon fertig. Ich denke mal, dass dem Autor dies nicht bekannt war, sondern er da eher dem "Main-Stream" folgt. Meine Aufgabe als Redakteur in einem deutschen Verlag ist es, das italienische Spiel ins deutsche zu übertragen.

Dem Spiel wird eine "Historie" über den Templer-Orden beiliegen, die sich aber gerade noch bei unserem Übersetzer befinden (ich kann kein italienisch). Sobald die da ist, werde ich wissen, in welche Richtung das geht. Das Spiel selber hat zum Inhalt das, was der Main-Stream unter den Temeplrittern versteht: Die Spieler müssen Pilger ins Heilige Land begleiten, Handel treiben (Banksystem) und nach Reliquien graben und diese nach Akkon bringen. Das ganze geht über 15 Phasen. Am Ende von Phase 15 beginnt das Ereignis "1307". Die Spieler müssen ihre Ritter dann mit möglichste vielen Schätzen in Sicherheit bringen...

Ich denke mal, dass es daher in dem Spiel eher um das geht, was der Otto-Normal-Verbraucher unter dem Templerorden versteht. Den eingangs zitierten Text hat der Autor als sogenannten "Flavouring"-Text genommen. Er hat an sich mit dem Spiel nichts zu tun... Meine Aufgabe ist es nun, dies auc für einen deutschen Leser/Spieler rüberzubringen.

Keine leichte Aufgabe, wie ich jetzt feststellen muss, wenn ich bei den Fakten bleiben möchte...

#10

- admin -

Sydney,Australien

Selbst wenn der Verlag mit dem Spiel dem Main-Stream folgt, so hört es sich doch recht interessant an. Zumindest der Bereich Handel und Banken scheint sich der Realität des Templerlebens anzunähern. Die absolute Integrität der „Armen Brüder“ in Gelddingen war schließlich selbst bei den Muslimen geschätzt und wurde reichlich genutzt, hatte der Orden doch ein „weltumspannendes“ Netz an Filialen (Komtureien) bis selbst nach Karakorum. Der tadellose Ruf sprach für den Tempel mehr als heute das Bankgeheimnis für die Schweizer Kantone. Erhob man  auch in den Templerprozessen die absurdesten Behauptungen und Anschuldigungen, so findet sich darunter nicht ein einziger Vorwurf in Geldangelegenheiten.  Mit ihren Kreditbriefen revolutionierten sie den internationalen Geldtransfer und von einem Überfall oder Raub auf eine Komturei ist nirgends etwas überliefert, obwohl die wenigsten Komtureien überhaupt befestigt waren. Sie dienten schließlich nahezu ausschließlich zivilen Zwecken und waren auf Ertrag ausgerichtet wie ein Wirtschaftsunternehmen; und doch genossen alle Komtureien den internationalen Schutz der Unverletzlichkeit der heiligen Stätten – zumindest in Europa und in den Gebieten des Großkhans.

Wir wären doch sehr verwundert, wenn ausgerechnet ein deutscher Verlag die Templerhistorie jenseits des Main-Stream in seinen Veröffentlichungen oder Werken verfolgen würde. Deutschland war niemals wirklich Templer-Land – dort konnten die Tempelritter niemals wirklich Fuß fassen. Das Spendenaufkommen lag dort nahezu bei null und die wenigen Komtureien wirtschafteten autark und selten in Akzeptanz durch die Landesherren.  Daran hat sich bis heute nicht viel verändert.

Frá Sidonie de Chevreuse

Ritter des Tempels


 - Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (03.12.2012, 09:34)
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