Ist es nicht mehr als anmaßend, wenn gerade ganz spezifische Ängste vor einer neuen Weltordnung von denen geschürt werden, welche die Weltordnung seit Jahrhunderten in einer Hegemonie des Willens zu beherrschen suchen? Sind es nicht gerade die, die am meisten unter diesem Joch zu leiden hatten und immer noch haben, die sich regelrecht nach einer neuen Weltordnung der Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit sehnen? Sind es nicht gerade westliche Bestrebungen und Bewegungen, die über gezielte Desinformation den Befürwortern einer neuen Weltordnung Ängste und Befürchtungen zu indoktrinieren suchen, welche diese derart zu verunsichern geeignet sind, dass sie sich wiederum lieber den „vorbildlichen“ westlichen Ideen nachzueifern befleißigen? Was aber hat das westliche Ideal an Lebensvorstellungen der Welt gebracht, was den Menschen? Welche Perspektiven erwachsen aus diesem Verhalten und welche Perspektiven bleiben den immer noch Benachteiligten dieser „vorbildlichen“ Weltordnung? In absehbarer Zeit wird sich das Weltbild wandeln – es braucht keinerlei Beeinflussung von außen mehr - die Würfel sind gefallen.
Man hat die Wissenschaft benutzt, um die Illusion zu stützen, dass Menschen sich in ihrer Fähigkeit, die Welt zu begreifen, von allen anderen Tieren unterscheiden. In Wirklichkeit besteht die wesentliche Bedeutung der Wissenschaft aber sicher in ihrer Verpflichtung den Menschen klarzumachen, dass die von wenigen bildungsfreien und Irrgeleiteten Egozentrikern einprogrammierte Form der Weltwahrnehmung ein Hirngespinst ist. Die Humanisten setzen darauf, dass die Menschheit durch die Wissenschaft zur Wahrheit finden kann – und damit zur Freiheit. Der menschliche Geist aber ist auf Evolutionserfolg gerichtet, nicht auf Wahrheit. Dies zu bestreiten heißt, den Irrtum erneut aufleben zu lassen, Menschen seien anders als alle anderen Tiere.
Die Wissenschaft wird man niemals in erster Linie einsetzen, um nach Wahrheit zu streben oder dem Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Der Gebrauch, den man von den Erkenntnissen macht, ist stets so wechselhaft und durchtrieben, wie der Mensch selbst ist. Menschen nutzen ihr Wissen, um ihre drängendsten und primitivsten Bedürfnisse zu befriedigen – selbst wenn sie bewusst damit Unheil anrichten. Die Wissenschaft taugt nicht dazu, die Menschen vernünftiger zu machen.
Sicher kann der Mensch ohne Illusionen nicht leben und in der heutigen Zeit ist ein irrationaler Glaube (wie z.B. der Humanismus) an den Fortschritt für die meisten der einzig gangbare Weg. Ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft wären sie außerstande, ihr Leben wie gewohnt weiterzuleben.
Aber wie lange kann die Illusion noch aufrechterhalten werden? Zwar versuchen selbst ernsthafte Wissenschaftler und von diesen entwickelte, durchaus intelligente Maschinen, die Vernunft einzulullen und den Glauben an die Menschheit zu stärken, aber die Gruppe der Ausgegrenzten wächst mit einer nie gekannten Beschleunigung und Extreme.
Sicher braucht der Tempel sich hier in keinem Fall zu engagieren – die Menschen werden den Tempel suchen. Der Mensch muss sich selbst erkennen, demütigen und neu beginnen oder er wird sich bereits in der Evolutionsgeschichte des nächten Jahrhunderts zur Bedeutungslosigkeit herabgewürdigt sehen.
Wenn Wahrheit Menschen beleidigt, dann ist es unsere Aufgabe als Wissenschaftler sie zu beleidigen. [Satoshi Kanazawa]