#1

Marcain

Himmelpforten,Deutschland

Guten Morgen,

vor einiger Zeit habe ich mich mit einem jungen Mann in meinem Alter unterhalten.

Dieser ist Muslim daher konnte ich mich einmal über den Koran unterhalten.

Letztendlich waren wir uns einig, dass der Koran oftmals einfach falsch ausgelegt wird.

So z.B. heißt es nicht dass Frauen sich komplett verhüllen sollen, sondern verheiratete Frauen lediglich keine Begierde bei fremden Männern auslösen sollen.

Er berichtete mir, dass das mit dem Schweinefleisch wohl daher kommt, da in dieser Zeit als der Koran geschrieben wurde die Schweine irgendeine Krankheit hatten, wodurch die Menschen letztendlich krank wurden, deswegen soll es so übernommen worden sein, dass man kein Schweinefleisch essen darf.

Ich weiß bereits, dass Islamisches essen als halal bezeichnet wird.


Meine Frage ist, stimmt dies mit dem Schweinefleisch oder kann es eine andere Ursache haben?


Eine Erläuterung wäre für mich sehr interessant.

Euer

Marcain

#2

- admin -

Sydney,Australien

Es ist eine sehr interessante Frage, welche auf die Natur des Glaubens und der Religionen abzielt. Dabei kommt die Ausgangsfrage ganz unschuldig daher, hat es aber inhaltlich in sich: Warum essen Muslime eigentlich kein Schweinefleisch? – Warum essen Christen überhaupt
Schweinefleisch. Tatsächlich finden sich solche Verbote bereits in der jüdischen Thora, deren Nahrungsgebote deutlich strenger sind als die koranischen. Die Koranschreiber haben diese Gebote übernommen und den üblichen arabischen Sitten angepasst.

In der Bibel heißt es:

„Alles, was gespaltene Hufe, und zwar ganz gespaltene Hufe hat, und wiederkäut unter den Tieren, das sollt ihr essen. […] Und das Schwein, denn es hat gespaltene Hufe, und zwar ganz gespaltene Hufe, aber es wiederkäut nicht: Unrein soll es euch sein. Von ihrem Fleische sollt ihr nicht essen und ihr Aas nicht anrühren: Unrein sollen sie euch sein.“ (3. Buch Mose 11)

 Die Christen vertreten heute die Auffassung dass die strengen jüdischen Speisegebote mit dem Beschluss des Apostelkonzils in Jerusalem ausgesetzt worden seien:

 „Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge:  „dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!“ (Apg 15, 28)

Doch gerade in der Jetztzeit ereifern sich zunehmend mehr  christliche Prediger das Schweinefleischverbot wieder bekräftigen zu wollen.

Im Koran ist das Schweinefleischverbot schließlich wieder aufgenommen - die islamischen Speisegebote sind weniger streng als die jüdischen, aber eben strenger als die christlichen.

„Verboten hat Er euch nur (den Genuss von) natürlich Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Gott angerufen worden ist. Wenn aber jemand (dazu) gezwungen ist, ohne (es) zu begehren und ohne das Maß zu überschreiten, so trifft ihn keine Schuld; wahrlich - Gott ist allverzeihend, barmherzig. (Koran 2,173).

Es braucht wohl nicht betont zu werden, dass religiöse Traditionen rational erkundet werden können, aber nicht müssen: Die meisten Glaubenden folgen ihnen schlicht deshalb, weil sie von den überempirischen Akteuren (hier: Gott, Moses, Mohammed) her überliefert worden seien und benötigen keine zusätzlichen Argumente.

Viele Wissenschaftler suchen noch immer nach Argumenten zum Schweinefleisch welche sich auf gesundheitliche Aspekte beschränken: Schweine äßen Abfall, Schweinefleisch sei zu fett- oder cholesterinhaltig, es drohten Krankheiten wie Trichinose u.a. und versuchen  dies auch im historischen Kontext zu belegen: Beispielsweise sei Schweinefleisch in den heißen Regionen des Nahen und Mittleren Ostens ohne Kühlschränke schnell verdorben.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist jedoch anzumerken, dass auch anderes Fleisch - wie Rind, Schaf oder Kamel - Gesundheitsrisiken mit sich bringen kann - und dass sich historische Kontexte ändern. Anzuerkennen ist jedoch, dass religiöse Speisegebote generell zu bewussterem Umgang mit Speisen beitragen und dadurch durchaus gesundheitsfördernd wirken können. Auch sucht man in kulturökonomischen, psychologischen und selbst ethischen Aspekten, nach schlüssigen Erklärungen.

Speisegebote wie das Schweine- oder Rindfleischverbot können also gesundheitliche, ökonomische, psychologische und ethische Aspekte aufnehmen, sogar aus diesen entstanden sein. Aber entscheidend ist der gemeinschaftsbildende Aspekt - der ja gerade dann nicht funktionieren würde, wenn alle Traditionen die gleichen Speiseverbote befolgen würden! Genau deshalb werden Speisegebote immer wieder in Abgrenzung zu bestehenden Religionen modifiziert - nur so können sich die neuen Gemeinschaften festigen.

Historisch finden wir den Ursprung dieses Gebotes im Ägypten des Alten Reiches nach der  5. Dynastie. Die aufkommenden religiösen Kulte um  Osiris und Isis sind, wie vieles andere Überkommene aus dieser Zeit, auch der Auslöser des Schweinefleischverbotes. In den Mythen überliefert sind die Kämpfe zwischen Seth und Horus. In einem besonders dramatischen Kampf verletzt Seth das Auge des Horus und zerstückelt es. Es gelingt Thot-Djehuti zwar das Auge zu heilen – ein kleiner Teil jedoch wurde von Wildschweinen, den Helfern des Seth,  gefressen und konnte nicht mehr eingefügt werden. Seither galt allen Priestern und den Angehörigen der Oberschicht das Schweinefleischverbot. Im Neuen Reich und der zunehmenden Profanisierung der Glaubensregeln, wurden solche Verbote in „modernisierten“ Kulten auch auf das „gemeine“ Volk übertragen. Dies gilt insbesondere für die Zeit des ATON-Kultes in Armana. Wie weithin bekannt, war der Gründer des jüdischen Kultes ein verbannter Priester des Aton-Kultes namens Mose – durch diesen wurde die Basis der heute als Weltreligionen geltenden abrahamitischen-Kulte gelegt. In Ägypten galt dieses Verbot nicht in allen Gauen – es beschränkte sich zumeist auf die Tempelbezirke der Isis und des Osiris und man pflegte im Volk durchaus weitverbreitete Schweinehaltung und Verzehr.

Der Sturm des Islam brachte jedoch den regelrechten Verfolgungswahn gegen Schweine und Schweinefleischesser. Millionen Schweine wurden in islamisierten Gebieten sinnlos getötet und ausgerottet und deren Halter gleich selbst umgebracht. Dieser Wahn ist bis heute in vielen islamischen Strömungen aktiv und wird in vielen europäischen Moscheen geschürt.

Frá Maurice de Plainval

 

Ritter des Tempels


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »- admin -« (09.04.2014, 18:39)
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