Wiederholt werden Fragen zur Ethik an den Tempel herangetragen. Vielfach liegt das Interesse der Fragenden wohl darin begründet die Männer und Frauen des Tempels in irgendeine vertraute Schublade moderner Überzeugungen einordnen zu wollen. Solche hintergründigen Anfragen sind jedoch von Anbeginn des Gedankens selbst zum Scheitern verurteilt. Wer den Tempel in Fragen der Ethik versuchen oder herausfordern möchte, der sollte sich selbst auf eine tragfähige Ethik für die moderne Gesellschaft der Menschheit und nicht allein für eine Gruppierung von Menschen berufen können. Für das menschliche Zusammenleben in Europa wurde das ethisch Gute jahrhundertelang über die Kulturtradition der christlichen Religionen gesucht, definiert und als Basis für ethisches Handeln gefunden. Die Aufklärung und der Humanismus suchten diese Tradition dadurch zu bereichern, dass der Mensch sich selbst als autonomes Subjekt zu enddecken glaubte. Neuere wissenschaftliche Arbeiten der Psychologie versuchen dieses gerade durch frag- und merkwürdigste Theorien wieder in Frage zu stellen. Dabei geriet zunehmend der religiöse Herkunftshintergrund der Ethik in den Hintergrund und verlor seine gesellschaftsprägende Kraft in den Wirren einer Suche nach einem weltanschaulich neutralen Sinnhorizont. Die Suche nach dem ethisch Guten der eigenen Herkunft wurde in die Suche nach dem ethisch Besten der Zukunft umgewandelt. Im Ergebnis zeigt sich eine Unübersichtlichkeit in ethischen Fragestellungen. Aufgrund dieser Unübersichtlichkeit sehen wir in ethischen Theorien der Jetztzeit vor allem ökonomische Nützlichkeitserwägungen im Vordergrund aller möglichen Erwägungen. Die Neuzeitlich entworfene Idee des Fortschrittsglaubens und die Idee des Pluralismus erweisen sich als nicht hinreichend „gemeinschaftsstiftend“ und der Ruf nach „Werten“ wird immer häufiger in der Öffentlichkeit laut. Aber alle Versuche menschheitsübergreifende Werte zu formulieren blieben bisher auf bestenfalls vorläufig oder beschränkt zu bezeichnende Wege beschränkt.
Der Tempel vertritt die Ansicht, dass allein eine Wiederbesinnung auf religiöse Vorstellungen ethischer Werte den vorhandenen Mangel in der neuzeitlichen Wertediskussion beseitigen kann. Der Urgedanke von Wahrheit und Wirklichkeit, wie er in der ATUM-Lehre zu finden ist, ist durchaus geeignet die bisher vergebliche Suche nach einer neuen „Weltordnung“ erneut zum Ziel des harmonischen Miteinander und Füreinander zu führen. Vernunft, Verstand und Urteilskraft, gewonnen aus den Lehren der Wahrheit, ordnen das Verhältnis von Arbeit und Leben und schaffen die gedankliche Begründung jeden Menschen mit Würde und Ehre gleich zu behandeln. Solche Ethik redet dann nicht mehr von Werten, sondern von bleibenden Tugenden, welche nicht mehr verhandelbar sind, da ethisches Denken und Handeln hier vor allem die am gemeinsamen Wohl auszurichtende Willensbildung der Menschen bedenken. So erweisen sich diese Tugenden für das gemeinschaftliche Leben als unabdingbare, grundlegende Voraussetzungen. Gelingende Führung einer solchen Gemeinschaft, in der Tugendhaltung vollzogen, eröffnet damit zugleich ein ethisches Rahmengefüge, das in einen gelingenden Umgang mit dem Phänomen der Macht, des Vertrauens, des Gewissens und der Verantwortung einweist. Die gemeinschaftszerstörenden Unsicherheiten des üblichen, grassierenden Fortschritts- und Wachstumsutopismus kann die neue Gemeinschaft, die das Maß des alltäglichen Lebens und Handelns aus den Tugenden bestimmt, durch die Geborgenheit eines Jeden innerhalb der Gemeinschaft als Ausdruck des normalen Lebens, endgültig aufgeben.
- Alle Menschen wollen in Frieden leben
- Alle Menschen wollen ein gutes Leben führen
- Alle Menschen wollen ein Leben in Gerechtigkeit führen
- Alle Menschen wollen ein schönes, erfülltes Leben haben
- Alle Menschen wollen Liebe erleben
Damit haben wir in wenigen Worten das den Menschen Gemeinsame erfasst in welchem sie in ihrer Suche nach dem Lebenssinn gleich sind. Warum aber stehen sie sich in ihren Handlungen doch so fremd und zumeist unversöhnlich gegenüber? Ist die Menschheit in ihrer bisherigen Entwicklungsstufe noch nicht reif für die Erkenntnis der Wahrheit?
Frá Sumedha Gupta
Ritter des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -