Ich möchte mich jetzt - nachdem ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe - mal vorsichtig heran wagen und hoffe hier nicht gleich zerrissen zu werden
Zitat aus Wikipedia
>Die Befürworter der Eugenik verstehen sie als Wissenschaft im Dienst einer gesünderen Menschheit. Schon ihre ersten Vertreter betrachteten Bestrebungen nach sozialem Ausgleich, Zivilisierung von Gesellschaftskrisen und Angleichung der Lebenschancen als nachteilig für die Volksgesundheit und den humanen Fortschritt. Um die Nachkommenschaft von zugleich als minderwertig definierten Kranken zu verringern oder zu verhindern und gesunden und damit angeblich höherwertigen Menschen bessere Zukunftschancen zu eröffnen, forderten sie politische Eingriffe.<
Grundsätzlich sind es zwei sehr gegensätzliche Denkweisen, die bei diesem Thema aufeinander prallen und ich versuche das mal zusammenzufassen:
1. Die grundsätzliche Annahme der Eugenik basiert auf der Evoultionstheorie wonach eine natürliche Auslese des "Schlechteren" die Entwicklung einer Art zum Besseren bewirkt - das besser angepasste Lebewesen dem schlechter angepassten überlegen ist und die stärkere Art oder Rasse der Schwächeren überlegen ist.
Daraus wird der Gedanke abgeleitet, daß es durchaus gerechtfertigt wäre, mit modernen Methoden der Wissenschaft in diese Auslese nach menschlichen Ermessen einzugreifen. Dies kann durch gezielte Auslese bestimmter Merkmale zur Zucht erfolgen was beinhaltet, daß ungewünschte Merkmale oder Eigenschaften aussortiert werden und deren weitere Vererbung unterbunden wird. Durch die Gentechnik und das Auswerten der Gene ist man jedoch heute noch einige Stufen weiter und kann gezielt die Gene auf bestimmte Erbmerkmale untersuchen und so genetisch fixierte Erbkrankheiten oder auch z.B. Veranlagungen zu bestimmten Krankheiten bestimmen.
Die Gentechnik ist so gesehen nur einige Schritte schneller als die Vorgehensweise der Zucht. Bei der Zucht werden die Ergebnisse am bereits voll ausgebildeten Lebewesen erst sichtbar wohingegen die Gentechnik dies bereits beim ungeborenen Embryo ermöglicht und man unerwünschte Ergebnisse gleich noch vor der Geburt aussortieren kann.
Bei der Pflanzen- & Tierzucht sind züchterische Maßnahmen schon fast so alt wie die Menschheit, da man ja bereits sehr früh begann Wildtiere und Pflanzen zu domestizieren und bestimmte, gewünschte Merkmale zu beeinflussen. Die direkten Eingriffe in die Genetik dank der Gentechnik sind dagegen erst seit 1972 durchgeführt worden und damit eine noch sehr junge und in ihrer endgültigen Tragweite noch relativ unerforschte Methode.
2. Ethische und moralische Grundsätze sind die andere Seite, die dieser Ideologie massiv widersprechen. Die Hauptfragen sind vor allem:
- ist es generell zulässig an den Genen von Pflanzen, Tieren und Menschen per Gentechnik zu manipulieren? ( obwohl dies ja z.B. durch die Domestizierung von Pflanzen und Tieren seit Jahrtausenden getan wird ) ?
- was sind die Auswahlkriterien nach denen gewünschte Merkmale ausgewählt werden ?
- Wer bestimmt über die gewünschten Merkmale und was ist erstrebenswert und dient welchen Interessen ? ( z.B. wirtschaftlichen Interessen )
- welche unabsehbaren Folgen kann die Manipulation der Gene haben ( vor allem bei Veränderungen der Gene, die über Art-Grenzen gehen und somit unnatürlich sind )
- welche Chancen bietet die Gentechnik zu welchem Preis ?
um nur einige zu nennen....
Wer meint, daß die Eugenik nur Theorie ist, dem möchte ich an einem Beispiel aufzeigen, daß sie bereits durch die gängige Prenataldiagnostik übliche Praxis ist:
Durch die Entnahme von Fruchtwasser in dem sich Zellen des Ebryo befinden ist es bereits möglich eine genetische Auswertung vorzunehmen . Mit hoher ( aber nicht 100%ig sicherer ) diagnostischer Sicherheit wird eine hohe Quote von „Vermeidbarkeit“ von Kindern mit Behinderung möglich. Das betrifft natürlich nur genetisch bedingte Behinderungen wie z.B. die Trisomie 21 ( Downsyndrom ) was in diesem Fall dazu geführt hat, daß 95% der Schwangerschaften abgebrochen werden, wenn eine mögliche Trisomie 21 diagnostiziert wurde.
Kinder mit Trisomie 21 werden von Medizinern als durchweg "vermeidbar" betrachtet und Schwangerschaftsabbrüche sind möglich bis zur 40. Schwangerschaftwoche !! Dabei bleibt völlig unbeachtet, daß die Auswirkungen der Trisomie 21 ein sehr großes Spektrum haben kann, das von bis nahezu unbeeinträchtigt bis zu einer schweren Behinderung reicht. Von den Medizinern wird jedoch dieses Spektrum in keinster Weise erwähnt und mit generellen, teils veralteten Ansichten über diese genetische Abweichung argumentiert. Der Stand vieler Informationen in Fachbüchern ist noch stark geprägt aus der Sichtweise der 30er Jahre. Noch zu erwähnen ist, daß die Trisomie 21 nicht durch eine genetische Veranlagung der Eltern entsteht, sofern sie nicht selbst das Downsyndrorm haben, sondern es eine reine Zufälligkeit ist. Wer sich für sein Kind mit Downsyndrom entscheidet, der erntet in der Regel völliges Unverständnis und heftige Vorwürfe. ( weitere Informationen dazu finden Sie unter https://www.ds-infocenter.de )
Das Downsyndrom ist somit aber auch ein gutes Beispiel dafür, daß die Selektion ( ob durch Zucht oder Genetik ) nicht verhindern kann, daß es zu genetischen Abweichungen kommen kann. Man kann zwar das Mittel des Schwangerschaftsabbruchs anwenden, aber dies dient in keinster Weise einer Verbesserung der Volksgesundheit, sondern lediglich der Vermeidung von Kosten.
Zum Abschluß für heute möchte ich noch auf die Fragen zurückkehren, was als wünschenswerte Faktoren für den humanen Fortschritt den eigentlich festgelegt wird und von wem ? Betrachtet man die Zuchtergebnisse bei vielen Haustieren, so stellt man fest, daß diese viele Ergebnisse mitgebracht haben, die zwar aus menschlicher Sicht gewünscht und erstrebenswert betrachtet werden, objektiv betrachtet aber viele Nachteile haben. Viele Hunderassen sind z.B. krankhaft verändert, haben herausgezüchtete Rassemerkmale, die in natürlicher Umgebung ihr Leben unmöglich machen würden. Außerdem sind sie teilweise derartig überzüchtet, daß sie extrem krankheitsanfällig und wesensverändert sind. Ein Ergebnis der von Menschen durchgeführten Selektion, daß viele Schlüsse zulässt, wie schwierig es ist die richtigen Kriterien festzulegen.
Desweiteren stellt sich die Frage wessen Interessen dahinter stehen? Begibt man sich auf diesen Weg eine menschliche Rasse zu züchten, so gibt man auch den Möglichkeiten Raum das z.B. eine Regierung sich ihre gewünschten Untertanen heranzüchtet, die genau die Eigenschaften haben, die man gerne hätte. z.B. weniger Intelligenz und Eigeninitiative - dafür lieber mehr Gehorsam und Gesundheit. Man könnte ja auch verschiedene Menschenrassen für unterschiedliche Zwecke züchten. . . . .
Sicherlich ist dieser Gedanke vielleicht etwas weit gesponnen, aber die letztendliche Konsequenz der Möglichkeiten. Möchten wir das wirklich ?
Gruß - gyges