Marcain hat diese Diskussion bereits mit einer Art von regelrechten Totschlagargumenten bewertet. Ohne Zweifel stellt sich die entscheidende Frage, bei wem man das grundlegende Verantwortungsbewusstsein und das erforderliche Wissen finden könnte, sich mit diesen Fragen rechtsverbindlich auseinandersetzen zu können. Sind Menschen, wie Marcain anspricht, nicht dazu in der Lage und haben Menschen tatsächlich kein Recht dazu, sich in diesen Fragen rechtsverbindlich festzulegen? Schaut man in die Vergangenheit gerade europäischer Regierungen und Gesellschaftsformen, dann sind wohl erhebliche Zweifel an deren Fähigkeiten, bzw. sittlicher Reife und Begabung zu vernunftgeleitetem Handeln durchaus angebracht. Sind Menschen, die in Gesetzen und Satzungen „Zuchtbestimmungen“ für Tiere, welche sie als Lebensmittel nicht nur nutzen sondern regelrecht missbrauchen und Tiere die ihnen nicht nur zum Zeitvertreib, sondern bereits als Ersatz für artkonforme soziale Kontakte dienen, aufstellen, in der Lage ähnlich gelagerte Grundlagenbestimmungen für die eigene Art zu erarbeiten? Schaut man sich einige dieser Zuchtnormen an, dann sind wohl erhebliche Zweifel angebracht. Wer „Zuchttauglichkeit“ daran festzumachen sucht, dass auch jeder Farbtupfer an der normgerechten Stelle sitzt und insgesamt Schönheitsideale festschreibt, die sich deutlich dem natürlichen Evolutionstrieb entgegenstellen, dem muss man wohl auch insgesamt die Fähigkeit absprechen, überhaupt in die naturgegeben Entwicklungen der Evolution eingreifen zu können. Dies jedoch würde ein Eingeständnis darin bedeuten, dass Menschen überhaupt jemals ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hätten, noch jemals dazu in der Lage sein könnten. Dies hat jedoch die Aufklärung und der darin geborene Fortschrittsglaube des Humanismus dem Menschen immer wieder glauben machen wollen, wenn darin vom Fortschritt der Menschheit gesprochen wurde und noch immer wird. An den Fortschritt glauben heißt, davon überzeugt sein, der Mensch könne mit Hilfe der neuen Macht, welche ihm durch die Anhäufung wissenschaftlicher Erkenntnisse zuteilwird, die Grenzen durchbrechen, die dem Leben der Tiere im Allgemeinen gezogen sind. Wissenschaftler und damit die Wissenschaft insgesamt haben sich zu allen Zeiten über Regeln der wissenschaftlichen Methodik hinweggesetzt und damit ein Handeln gezeigt, welches konsequent gegen die Vernunft gerichtet war – und ohne jeden Zweifel liegen darin auch ihre Fortschritte begründet. In allen praktischen Nutzanwendungen der Wissenschaft untermauert diese einen knallharten Anthropozentrismus und macht den Menschen glauben, ganz im Gegensatz zu anderen Tieren in der Lage zu sein, die Natur zu durchschauen und sie dem Menschen gefügig machen zu können. Wenn man in der Wissenschaft aber etwas tiefer blickt, muss man entdecken, dass diese dabei ist ein Weltbild zu entwerfen und zu formen, bei dem einem mehr als nur unbehaglich werden kann.
Befassen wir uns deshalb zunächst einmal mit dem Menschenbild, welches die dem Humanismus entwachsenen Gesellschaftsformen der letzten Jahrhunderte formten, welche sich insbesondere der Vervollkommnung des Menschen widmeten….
Frá Hans v. Bredow
Komtur des Tempels
- Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen -