Im Buddhismus gibt es keinen Schöpfergott oder irgendein höheres Wesen dem Verehrung zuteilwerden könnte. Deshalb zählt der Buddhismus zu den nicht-theistischen Religionen. Was über das Leben Siddharta Gautamas, des Buddha Shakyamuni, bekannt ist, entspringt den hagiographischen Traditionen. Die Autoren früher Shakyamuni-Viten waren nicht daran interessiert, historische Fakten über das Leben Shakyamunis zu tradieren. Vielmehr ging es hier um die Darstellung eines religiösen Ideals. Streng genommen ist also eher von der Buddha-Hagiographie als von der Buddha-Biographie zu sprechen. Der historische Buddha war ein gewöhnlicher Mensch. Nach überlieferten Texten kam Buddha in einen Zustand der „Erwachung“ indem er seinen eigenen Geist trainierte und die wahre Natur der Realität erkannte. Seine Erleuchtung wurde ihm nicht durch die Verbindung mit einer höheren, äußeren Kraft zuteil, sondern durch seine eigenen Bemühungen. Und das ist ein wesentlicher Punkt der buddhistischen Überlieferung. Aus buddhistischer Sicht ist ein persönlicher Gott nicht notwendig: Alle Menschen haben das Rohmaterial, um ihre eigene Befreiung zu erreichen.
Kritisch betrachtet muss man hier ansetzen mit der Frage: Wovon soll der Mensch sich eigentlich selbst befreien? Ist diese Suche nach Befreiung nicht nur berechtigt, wenn man an die Seelenwanderung glaubt, an das unendliche Vagabundieren des Ichs und man bewusst diesem ein Ende setzen möchte? Doch weshalb sollen die, die nicht daran glauben, begehren, ihr ein Ende setzen? Dieser einzigen und winzig kurzen Dauer des Lebens? Warum streben andere Tiere nicht nach Erlösung vom Leiden? Wissen diese um die Tatsache, dass sie nicht noch einmal leben werden. Man stelle sich eine Kuh oder ein Schwein vor, die ihren Körper um einer edlen achtfachen Selbsterleuchtung willen ablegen. Kaum einem würde entgehen, dass sich diese Vierbeiner verrechnet hätten.
Der Buddhismus strebt danach, das Leben loszulassen. Buddha versprach seinen Anhängern die Freiheit vom Leiden, welche daraus entstehen soll, wenn man nicht noch einmal leben muss. Wer aber weiß, dass ihm nicht noch ein Leben bevorsteht, für den ist das was der Buddha suchte, immer zum Greifen nahe. Warum soll sich der Mensch, wenn ihm die Erlösung absolut sicher ist, die Freude am Leben versagen?