Wie kommt man auf solch eine Vermutung? Die wissenschaftlich sogenannten „ursprünglichen Indogermanen“ wurden allein durch eine von der Wissenschaft rekonstruierte Sprache definiert. Heute wird überwiegend davon ausgegangen, dass die heutigen Sprecher die Sprache von einwandernden Gruppen übernommen haben und ihre Altsprache nur in Bruchstücken als Substrat erhalten blieb. Gleichwohl lassen sich aus der gemeinsamen Sprache gewisse Rückschlüsse auf die Lebensweise der Proto-Indoeuropäer sowie ihre räumliche und zeitliche Verbreitung ziehen. Dies hat zu einer Reihe von Spekulationen geführt, mit welcher archäologisch nachweisbaren Kultur sie identisch sein könnten. Favorisiert wird dabei im Allgemeinen eine Herkunft aus den Steppengebieten nördlich von Schwarzem und Kaspischem Meer. Eine weitgehend akzeptierte Zuordnung gibt es bislang aber noch nicht. Der Tempel bestreitet sogar, dass eine solche mit den Mitteln der Indogermanistik überhaupt möglich ist.
Viele Wissenschaftler nehmen für das Urindogermanische etwa den Zeitraum zwischen 4000 und 3000 v. Chr. Die verschiedenen Hypothesen unterscheiden sich bereits beim Versuch, die Proto-Indogermanen zeitlich zu fassen. Beim Jungpaläolithikum angefangen, lägen die Ursprünge in Nordafrika.
Einem Zeitraum also, als die „Alten Ägypter“ bereits in dem nach ihnen benannten Land lebten, beide Länder vereinigt waren und Herkunft sowie Sprache aus vergangenen Zeiten und Kulturen bereits in Vergessenheit geraten waren. Doch wissen wir genau, dass eine Gruppe dieses Ur-Ägyptischen Volkes aus dem Gebiet des Halbmondes durch Druck von außen – besser gesagt dem Norden - in das Nildelta abgewandert war. Diese Gruppe lässt sich, nach dem Ende der Eiszeit, teilnomadisierend bis letztlich sesshaft werdend, auf ihrem Weg über Nordafrika nach Europa und kaukasischem Gebiet bis in den Raum Syro-Palästina verfolgen. Im Gebiet des Nils siedelten jedoch bereits andere Völker, welche teilweise konkurrierend um das Gebiet stritten und sich auf Stammesebene (hier sprechen wir die Gruppen afrikanisch-nilotischer Herkunft an) auch bekriegten. Es dauerte Jahrhunderte bis hier aus einem zunächst tolerierenden Nebeneinander letztlich durch eine absorbierende Verdrängung ein neues Volk heranwuchs, welches die alte Sprache der Zugewanderten übernahm und weiter ausprägte.
Möglich ist jedoch auch ein indirekter Sprachaustausch durch verwandte Dialekte oder auch eine weitere Sprache, die als „Vermittler“ zwischen den unterschiedlichen Sprachen stand oder Gemeinsamkeiten lediglich als Folge von lautlichen, lexikalen und strukturellen Entlehnungen herausgebildet wurden, die durch langzeitige areale Kontakte zwischen diesen Sprachgruppen entstanden und letztlich zu einer eigenständigen „ägyptischen Sprache„ führten.
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Frá Victoria« (05.10.2017, 21:04)